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- TitleWindelband an Karl Stählin, Heidelberg, 25.1.1914, 2 S., hs. (lat. Schrift), Briefkarte, Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin, VI. HA Nl Stählin, K. Nr. 1b S. 179
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- Physical LocationGeheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin
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Windelband an Karl Stählin, Heidelberg, 25.1.1914, 2 S., hs. (lat. Schrift), Briefkarte, Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin, VI. HA Nl Stählin, K. Nr. 1b S. 179
Heidelberg[a], 25.1.14
Hochgeehrter Herr Kollege,
Für das liebenswürdige Geschenk Ihres schönen Buches über Russland[1] sage ich Ihnen späten, aber nicht minder herzlichen Dank. Als ich es erhielt, musste ich gerade einmal wieder eine Woche lang im Bett einen Bronchialkatarrh abwarten. Seitdem habe ich gern und mit grossem Interesse darin gelesen, namentlich den Abschnitt über Tolstoi. Das ist nun für mich gerade sehr nötig. Denn ich habe – es wird Sie vielleicht | verwundern, aber ich muss es eingestehen, – ich habe für diese russische Grösse gar keine Ader. ich schätze so etwas wie Anna Karenina als einen ungewöhnlich guten Roman, aber für den Propheten fehlt mir jedes Verständnis. Das wird wohl an mir liegen, und darum ist mir jede Darlegung willkommen, die mir den Zugang zu dem Manne leichter macht.
In der Hoffnung, dass Sie gute Nachrichten haben, die Ihnen die Sorge um Ihren Sohn[2] zu mildern geeignet sind, bin ich mit ergebensten Empfehlungen und Grüssen von Haus zu Haus der Ihrige
W Windelband
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
1↑Buches über Russland ] vgl. Karl Stählin: Über Rußland, die russische Kunst und den großen Dichter der russischen Erde. Heidelberg: C. Winter 1913.2↑Sorge um Ihren Sohn ] Näheres nicht ermittelt, vgl. Willy Andreas: Karl Stählin zum Gedächtnis. In: Historische Zeitschrift 163 (1941), Heft 1, S. 82–99: Kurz vor dem Weltkrieg hatte er seine Reiseeindrücke, die er auf einer Studienfahrt nach Rußland gewonnen, in Skizzen über Petersburg und Moskau, über die Galerien der beiden Hauptstädte und die russische Kunst niedergelegt und sie zusammen mit einem schwungvollen Essay über Leo Tolstoi, den er als den Dichterer russischen Erde schwärmerisch verehrte, zu einem eigenartigen, wirkungsvollen Bande zusammengefaßt; er widmete ihn seinem dichterisch begabten, früh verstorbenen Sohn.▲