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- TitleMoses Rubinstein an Windelband, ohne Ortsangabe (Moskau), 5.6.1909, Text nach einer Transkription von Klaus Christian Köhnke, Umfang und Besonderheiten nicht bekannt, vermutlich Abschrift, Staatsbibliothek zu Berlin, Haus Potsdamer Straße, NL 488
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- Physical LocationStaatsbibliothek zu Berlin, Haus Potsdamer Straße
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Moses Rubinstein an Windelband, ohne Ortsangabe (Moskau), 5.6.1909, Text nach einer Transkription von Klaus Christian Köhnke[1], Umfang und Besonderheiten nicht bekannt, vermutlich Abschrift[2], Staatsbibliothek zu Berlin, Haus Potsdamer Straße, NL 488
5.6.1909[3]
Sehr geehrter Herr Geheimrat!
Ein hiesiger Verlag schlug mir vor Ihr neues Werk über „die Philosophie im deutschen Geistesleben des XIX Jahrhunderts“ ins Russische zu übersetzen[4]. Ich gab gern meine Einwilligung dazu, aber unter der Bedingung, dass ich zuerst Sie um Ihre Autorisation meiner Übersetzung anfrage. Ich habe schon Ihr Buch „Über Willensfreiheit“ autorisirt ins Russische übersetzt[5], wie Sie sich wohl erinnern, und nehme mir jetzt wieder die Freiheit Sie zu ersuchen mir auch in diesem Falle Ihre Autorisation gütigst erteilen zu wollen. Wenn Sie mir gestatten darauf hinzuweisen, ich bin ein Schüler von Herrn Prof. Rickert[6], bei dem ich auch vor 4 Jahren mein Doktorexamen[7] gemacht habe. Auch Herr Prof. Max Weber kennt mich aus meiner Arbeit in russ[ischer] Sprache über Rickert[8]. Ich ersuche Sie deshalb um Ihre cr.[a] Autorisation.
Mein Verleger ist gern bereit die Autorisation zu honoriren, aber ich möchte meinerseits hinzufügen, – dass das Honorar von Herrn Dr. Siebeck möglichst mässig[9] angeschlagen werden soll, damit mein Verleger dazu seine Zustimmung giebt. Da es zwischen Deutschland und Russland keine Konvention besteht, ist es schwer unsere Verleger dazu zu bestimmen das Recht der Autorisation anzuerkennen.[b]
Indem ich Sie um Ihre Autorisation ersuche, bitte ich Sie mir Ihre Antwort an die folgende Adresse zugehen zu lassen:
Moskau
Herrn Dr. phil. M. Rubinstein
Powarskaja, Trubnikowsky, Haus Baburin, Wohnung 6.
Mein Verleger ist Herr Krumbügel Moskau, B. Nikitskaja, Buchhandlung „Zweno“.
Hochachtungsvoll
Dr. Rubinstein
Kommentar zum Textbefund
a↑cr. ] womöglich Transkriptionsirrtum. Abkürzung kann nicht sinnvoll mit currentis (laufend) aufgelöst werden.Kommentar der Herausgeber
1↑Transkription von Klaus Christian Köhnke ] Kollation derzeit nicht möglich. Der Transkription liegt die Datei Manuskript: Windelband Briefe | herauszugeben von K. C. Köhnke | Ausdruck vom 1.3.2012 zugrunde, die den Herausgebern zur Verfügung steht. Ein Ausdruck dieser Datei befindet sich in öffentlichem Besitz (Universität Leipzig, Nachlass Klaus Christian Köhnke NL 330/3/1/2). Die Signatur des Originals ist mit Stichtag 14.5.2018 noch nicht bekannt. Laut telefonischer Auskunft von Roland Klein, Referat für Nachlässe und Autographen der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz vom 21.11. und 2.12.2016 ist die Erfassung des Nachlasses 488 (Verlagsarchiv Mohr-Siebeck) noch nicht abgeschlossen.3↑5.6.1909 ] vgl. das Antwortschreiben des Verlages: W.-wz. 25. Juni 1909. Herrn Dr. M. Rubinstein in Powarskaja. Sehr geehrter Herr Doktor, von Herrn Geheimrat Windelband ist mir Ihr freundlicher Brief vom 5. übersandt worden, in welchem Sie die Absicht aussprechen, eine russische Uebersetzung seiner Schrift über die Philosophie im deutschen Geistesleben des XIX. Jahrhunderts zu veranstalten. Wie Herr Geheimrat Windelband, so bin auch ich im Prinzip bereit, die Autorisation zur Veranstaltung der Uebersetzung gegen Zahlung einer Entschädigung zu erteilen. Aus prinzipiellen Gründen erteile ich die Autorisation auch für solche Länder, in welchen deutsche Werke nicht geschützt sind, nur gegen eine angemessene Entschädigung. Was die Höhe der Entschädigung anbelangt, so möchte ich 150 M in Vorschlag bringen. Mit dieser bescheidenen Summe wird sich Ihr Verleger bei einer so hervorragenden Publikation, die in Deutschland eine glänzende Aufnahme gefunden hat, wohl einverstanden erklären können. Dieses Buch hat erfahrungsgemäss einen weiteren Leserkreis, als die „Willensfreiheit“. Ich sehe Ihrer bezw. Ihres Verlegers Rückäusserung mit Interesse entgegen und zeichne in vorzüglicher Hochachtung als Ihr ergebenster gez. Mohr (Paul Siebeck).5↑Ihr … übersetzt ] vgl. den Vertrag über das russische Übersetzungsrecht für Windelbands Buch: Über Willensfreiheit zwischen Paul Siebeck und Fräulein V. Neweschina (Heidelberg) und Herrn cand. phil. Rubinstein (Freiburg) vom 26.7.1904, Staatsbibliothek zu Berlin, Haus Potsdamer Straße, NL 488 B. 2, 1, M. 10.6↑Schüler von Herrn Prof. Rickert ] Moses Rubinstein (Moisej Matveyevich Rubinštejn, 1878–1953) war Psychologe und Philosoph sowie Pädagoge. Nach Schulbildung in Russland Studium in Freiburg, 1905 bei Rickert promoviert. 1909 Dozent in Moskau, 1912 PD für Philosophie an der Universität Moskau, Mitglied der Psychologischen Gesellschaft. 1918 Eröffnung der Ostsibirischen Universität Irkutsk, Antritt von Rektorat und Lehramt, 1920 zurückgetreten (aus politischen Gründen?). 1923 Rückkehr nach Moskau, bis 1942 Dozent an verschiedenen Pädagogischen Hochschulen (https://ru.wikipedia.org/wiki/; 22.8.2018).7↑Doktorexamen ] Dissertation: Die Logischen Grundlagen des Hegelschen Systems und das Ende der Geschichte. 1906.8↑über Rickert ] Rubinstein veröffentlichte 1907: Генрих Риккерт. Вопросы Философии и Психологии (Heinrich Rickert (Henrik Rikkert). Fragen der Philosophie und Psychologie).9↑möglichst mässig ] laut des Schreibens Paul Siebecks an den Verleger Leonid Krumbugel vom 8.9.1909 über die Autorisierung der russischen Übersetzung von Windelbands Buch Die Philosophie im deutschen Geistesleben des 19. Jahrhunderts betrug das gezahlte Honorar wie vorgeschlagen (s. o.) 150 Mark (Staatsbibliothek zu Berlin, Haus Potsdamer Straße, NL 488 B. 2, 1, M. 10).▲