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- TitleWindelband an Franz Böhm, Heidelberg, 5.5.1909, 4 S., hs. (lat. Schrift), Generallandesarchiv Karlsruhe, Abt. 52 Nr. 673
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Windelband an Franz Böhm, Heidelberg, 5.5.1909, 4 S., hs. (lat. Schrift), Generallandesarchiv Karlsruhe, Abt. 52 Nr. 673
Heidelberg, 5 Mai 1909[a]
Hochgeehrter Herr Geheimerat,
Ehe ich Ew. Hochwohlgeboren neuliche Anfrage[1] beantworte, drängt es mich, Ihnen die grosse und herzliche Freude auszusprechen, mit der ich aus der Zeitung eben die sichere Nachricht vernehme, dass nunmehr das gesamte Dezernat über die Unterrichtsangelegenheiten[2] in Ihrer Hand vereinigt werden wird. Wir wissen aus der Erfahrung der Hochschulen am besten, in wie hohem und edlem Sinne Sie diese wichtigsten und schwierigsten Fragen des modernen Staates auffassen und behandeln, – wir haben an keiner Stelle ein wärmeres Interesse und ein tieferes Verständnis unserer Aufgaben gefunden, als bei Ihnen, und wir können es deshalb nur mit den freudigsten Hoffnungen begrüssen, dass Ihre segens|reiche Wirksamkeit sich auf den ganzen Umfang unseres badischen Schulwesens ausdehnen wird. Denn ich hoffe, dass Sie trotz der gesteigerten Arbeitslast uns Ihr Interesse und Ihre stets bereite Mitwirkung weiter bewahren werden: unseres aufrichtigen und herzlichen Dankes werden Sie stets gewiss sein dürfen! Und so wünsche ich Ihnen – und uns Glück zu dieser Wendung der Dinge!
Die Absicht des Korps Suevia[3] zu seinem Jubiläum eine Stiftung in dem von Ihnen mitgeteilten Sinne zu machen, wird gewiss an der Universität freudig aufgenommen werden, zumal mit der von Ew. Hochwohlgeboren vorgeschlagenen Erweiterung, dass die geschichtliche Arbeit, zu deren Auszeichnung die Zinsen des Fonds verwendet werden sollen, der „deut|schen Geschichte“ im Allgemeinen angehören soll. Eine Beschränkung entweder auf die Zeit der Freiheitskriege oder andrerseits auf die Geschichte des Korps schiene auch mir unzweckmässig, doch stünde ja nichts im Wege, wenn die Stifter die Bevorzugung solcher Gegenstände eigens erwähnen wollten. Jedenfalls wird doch wohl vorauszusehen sein, dass die Preisarbeit wissenschaftlichen Charakters sein muss und dass, wenn es eine Stiftung für die Universität sein soll, die Entscheidung den akademischen Behörden zusteht. – Dies sind jedoch, wie ich hervorheben möchte, nur meine persönlichen Gedanken: ich hatte nach Empfang Ihres Briefes zuerst die Absicht, den Senat[4] bei nächster Sitzungsgelegenheit persönlich darüber zu befragen, überlegte mir dann aber, dass | dieser für den Senat des nächsten Jahres keine bindende Antwort geben kann. ich bitte also Ew. Hochwohlgeboren, Herrn Wirkl[ichen] Geheimerat v[on] Chelius zunächst meine persönliche Meinung in diesem Sinne zu vermitteln; ich habe, wenn er damit einverstanden ist, vor, vertraulich mich weiter darüber zu informieren und Ihnen nähere Auskunft zu geben.
In der grossen Frage[5] die uns bewegt, hat Herr Koll[ege] Endemann Sie davon in Kenntnis gesetzt, wie er hofft, dass die Bedenken Sr. Excellenz des Herrn Staatsministers in der einfachsten und schnellsten Weise gehoben werden können: ich hoffe daher zunächst, dass es nicht nötig werden wird, den von Ew. Hochwohlgeboren erwähnten Ausweg[6] in Betracht zu ziehen, von dem ich nicht verschweigen will, dass er mir sehr starke Bedenken gegen sich zu haben schien.
Genehmigen Sie, hochgeehrter Herr Geheimrat, den Ausdruck der vorzüglichsten Hochachtung, mit der ich verbleibe Ew. Hochwohlgeboren ergebenster
W Windelband
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
2↑Dezernat über die Unterrichtsangelegenheiten ] Franz Alexander Böhm (1861–1915) war 1899–1911 Ministerialrat im badischen Ministerium für Justiz-, Kultus und Unterricht, 1910 Ministerialdirektor. 1911–15 Minister des Kultus und Unterrichts (www.leo-bw.de).▲