Bibliographic Metadata
- TitleWindelband an Paul Siebeck, Heidelberg, 17.5.1907, Text nach einer Transkription von Klaus Christian Köhnke, Umfang und Besonderheiten nicht bekannt, Staatsbibliothek zu Berlin, Haus Potsdamer Straße, NL 488
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- Physical LocationStaatsbibliothek zu Berlin, Haus Potsdamer Straße
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Windelband an Paul Siebeck, Heidelberg, 17.5.1907, Text nach einer Transkription von Klaus Christian Köhnke[1], Umfang und Besonderheiten nicht bekannt, Staatsbibliothek zu Berlin, Haus Potsdamer Straße, NL 488
Heidelberg, 17.V.07.
Hochgeehrter Herr Doctor,
Nun hat Herr[a] Heitz auch mir, auf meine Veranlassung erklärt, dass meine Rectoratsrede aus seinem Verlag in den Ihrigen übergegangen[2] ist und er nur noch den Rest der dritten Auflage verkaufen wird. Damit wird ja die Sache hoffentlich zu aller Teile Zufriedenheit erledigt sein. Unsre Druckerei[3] arbeitet ja auch schon sehr brav; sie soll es nur weiter tun; ich habe gerade in Baden vollauf Zeit zum Korrigieren und komme gern in der vorlesungsfreien Zeit damit weiter.
Heute möchte ich Ihnen, verehrter Herr Doctor, eine andersartige, allerdings noch ganz vorläufige Frage vorlegen. Es ist davon die Rede, eine Zeitschrift für Rechtsphilosophie[4] und allgemeine Rechtswissenschaft, etwa ein „Archiv für Rechtsphilosophie“ zu gründen. Meine Collegen meinen, dass gerade in den juristischen Kreisen lebhaftes Bedürfnis nach einer solchen bestehe. Man meint, Jellinek und ich sollten die Namen gebenden Herausgeber sein, während eine jüngere Kraft die Redactionsgeschäfte führen sollte. ich bin dem Plane im Allgemeinen nicht abgeneigt. Als Verlag dächten wir uns am liebsten den Ihrigen, und ich möchte deshalb Sie bitten, sich die Sache einmal in diesem noch ganz unvorgreiflichen Stadium zu überlegen, mir Ihre Meinung über ein solches Unternehmen im Allgemeinen freundlichst mitzuteilen, und zu erwägen, ob Sie geneigt wären, der Verwirklichung eines derartigen Planes näherzutreten. Alles Besondere würde dann weiterhin zu erörtern sein.
Gestern Abend hatten wir die Freude, Ihren Herrn Sohn[5] mit einigen andern Herren bei uns zu sehen, und ich glaubte mit Befriedigung zu bemerken, dass er sich in Heidelberg im Allgemeinen und auch in seiner Stellung wohlfühlt.
Mit herzlichem Gruss von Haus zu Haus ergebenst der Ihrige
Windelband
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
1↑Transkription von Klaus Christian Köhnke ] Kollation derzeit nicht möglich. Der Transkription liegt die Datei Manuskript: Windelband Briefe | herauszugeben von K. C. Köhnke | Ausdruck vom 1.3.2012 zugrunde, die den Herausgebern zur Verfügung steht. Ein Ausdruck dieser Datei befindet sich in öffentlichem Besitz (Universität Leipzig, Nachlass Klaus Christian Köhnke NL 330/3/1/2). Die Signatur des Originals ist mit Stichtag 14.5.2018 noch nicht bekannt. Laut telefonischer Auskunft von Roland Klein, Referat für Nachlässe und Autographen der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz vom 21.11. und 2.12.2016 ist die Erfassung des Nachlasses 488 (Verlagsarchiv Mohr-Siebeck) noch nicht abgeschlossen.2↑in den Ihrigen übergegangen ] vgl. den 2. Nachtrag zur 3. Aufl. zum Verlagsvertrag der Präludien vom 5.6.1907: 1) Das Buch wird erweitert durch 2 Vorträge und durch die Strassburger Rectoratsrede „Geschichte und Naturwissenschaft“, deren Verlagsrecht die Verlagsbuchhandlung von dem bisherigen Verleger der Rede, Herrn Ed. Heitz in Strassburg, käuflich erworben hat; sowie die Abschrift des Bestätigungsschreibens Siebecks an den Verlag Heitz & Mündel, Straßburg, vom 11.5.1907: Die Vorräte der 3. Auflage der Rektoratsrede des Herrn Geheimrat Windelband verkaufen Sie noch aus, während Sie mir das Verlagsrecht gegen eine einmalige Entschädigung von M. 240.- zum sofortigen Abdruck in den Präludien und für die Zukunft ganz abtreten; ferner die Mitteilung der Firma J. H. Ed. Heitz an Siebeck vom 20.1.1914 (Abschrift): Hierdurch benachrichtige ich Sie ergebenst, dass die Restauflage der Rede von W. Windelband Geschichte und Naturwissenschaft vergriffen ist und ich nunmehr unserem s. Zt. Abkommen gemäss keine Neuauflage mehr herstelle (Staatsbibliothek zu Berlin, Haus Potsdamer Straße, NL 488 B 1, 6, M. 1).4↑Zeitschrift für Rechtsphilosophie ] vgl. auch Georg Simmel an Gustav Radbruch vom 8.7.1907: Auf Ihr freundliches Schreiben von gestern erwiedre ich Ihnen ergebenst, daß ich prinzipiell bereit bin, an der geplanten Zeitschrift mitzuwirken. Die Rede ist von Radbruchs Zeitschriftenprojekt, das er am 5.5.1907 gegenüber Hermann Kantorowicz brieflich zusammenfaßte unter dem Titelentwurf: Rechtsphilosophische Zeitschrift. Unter ständiger Mitarbeit von Windelband, Simmel (?) und Jellinek herausgegeben von Herm. U. Kantorowicz u. Gustav Radbruch. Das Projekt ist nicht zur Ausführung gelangt (vgl. Georg Simmel Gesamtausgabe Bd. 22, S. 591–592).5↑Ihren Herrn Sohn ] Richard Siebeck (1883–1965), Internist, 1907 in Heidelberg promoviert, 1908–14 Assistent bei Ludolf Krehl, 1918 ao. Prof. Heidelberg, 1924–31 o. Prof. in Bonn, 1931–34 in Heidelberg, 1934–41 Leiter der Berliner Charité, 1942–51 an der Heidelberger Klinik (NDB).▲