Bibliographic Metadata
- TitleErnst von Aster an Vaihinger, Gießen, 29.11.1920, 2 S., hs., Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 1 i
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- Physical LocationStaats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 1 i
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Ernst von Aster an Vaihinger, Gießen, 29.11.1920, 2 S., hs., Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 1 i
Giessen, den 29.XI.20.
Senckenbergstr. 7.
Sehr verehrter Herr Geheimrat
Besten Dank für Ihre Mitteilung[1], ich bin natürlich sehr einverstanden und freue mich festlich, dass gerade Lenz für das Preisrichteramt gewonnen wurde. Man hätte keinen besseren finden können. Gerade mit Ihrem Brief zusammen kam ein Schreiben von Liebert aus Berlin, in dem er mir anbietet, an Falckenbergs Stelle in das Preisrichterkollegium für die Arbeit über die Geschichte des Neukantianismus einzutreten. Ich weiß nicht recht, wie ich mich dazu verhalten soll, es kommt mir nicht ganz loyal vor, in beiden Fällen[2] zugleich als Preisrichter zu fungieren. Wie denken Sie darüber?
Noch eins. Ich habe hier einen Schüler von mir, der mich von München hierher begleitet[3], einen sehr begabten jungen Türken, Herrn Achmed Orchan Sadeddin[4], der ein grosses und lebendiges Interesse für Philosophie besitzt. Ich wies ihn auf Ihr Buch hin und er hat sich nun sehr in die Philosophie des Als ob eingelesen, möchte auch gern einmal in der Richtung derselben arbeiten. Vielleicht, dass er zunächst einmal eine Dr Arbeit aus ihrem Problemkreis entnimmt. Er fragte mich nun, ob er wohl bei der Durchreise durch Halle zu Weihnachten, das er in Berlin verbringen will, Ihnen einmal einen Besuch machen dürfte bezw.[a] ob Sie ihn wohl empfangen würden und ich versprach ihm, in dieser Absicht bei Ihnen anzufragen. Er ist wie gesagt noch sehr jung, aber sehr gut veranlagt, speciell auch für Philosophie (neben der er sehr gute nationalökonomische Kenntnisse hat) und es kann, finde ich, nur erfreulich sein, wenn geistig rege Ausländer, die doch vielleicht einmal im Geistesleben ihres Landes eine Rolle zu spielen berufen sind, sich mit Lust und Liebe in deutsche | Wissenschaft und Philosophie vertiefen. Es würde mich daher auch freuen, wenn Sie die Bitte des Herrn S. erfüllen könnten.
In vorzüglicher Hochachtung Ihr sehr ergebener
E. v. Aster
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
2↑in beiden Fällen ] vgl. die Mitteilungen in Kant-Studien 26 (1921), S. 269–270: Zur siebenten (Jubiläums)-Preisaufgabe. Im Oktober 1913 schrieb die Kant-Gesellschaft ihre siebente (JubiIäums)-Preisaufgabe aus über das Thema: „Der Einfluß Kants und der von ihm ausgehenden deutschen idealistischen Philosophie auf die Männer der Reform- und Erhebungszeit“ […] mit den 3 Preisrichtern, den Herren Professoren Max Lenz, Hamburg, Friedrich Meinecke, Berlin, Eduard Spranger, Berlin, gaben wir in Band XXIV, Heft 3, Seite 360 bekannt, daß das Datum für die Ablieferung der Arbeiten für jene Preisaufgabe auf den 22. April 1921 angesetzt worden ist; sowie in dass., S. 278: Zum achten Preisausschreiben der Kant-Gesellschaft. Zweite Karl Güttler-Preisaufgabe. Am 22. April 1921 lief die Frist ab, welche zur Bearbeitung der zweiten Karl Güttler-Preisaufgabe gestellt war. Da bis zu diesem Zeitpunkt keine Arbeit eingelaufen war, so wird […] der Ablieferungstermin auf den 22. April 1923 festgesetzt. Das Thema lautet: „Kritische Geschichte des Neu-Kantianismus von seiner Entstehung bis zur Gegenwart“. […] Das Preisrichterkollegium besteht aus den Herren Professor Dr. Erich Adickes in Tübingen, Professor Dr. Max Frischeisen-Köhler in Halle, Professor Dr. Ernst von Aster in Gießen. – Aster war für den am 28.9.1920 verstorbenen Falckenberg eingesprungen (vgl. die Ausschreibung in Kant-Studien 22 ([1917]/1918), S. 213–216).3↑von München hierher begleitet ] Ernst von Aster war seit 1913 ao. Prof. in München, ab 1920 in Gießen (BEdPh).4↑Achmed Orchan Sadeddin ] d. i. Orhan Sadeddin (1899–1964) aus Istanbul, nach Studium in Bonn, München und Gießen bis zu seiner Erkrankung 1933 Dozent an der Universität Instanbul, vgl. Sadeddins Gießener Promotionsschrift: Erlebnis, Erlebniswahrnehmung und Erlebnisbeschreibung, 1925 sowie: Abdurrazzak Gültekin, M. Cüneyt Kaya: İstanbul Üniversitesi Felsefe Bölümü’nün Unutulmuş Bir Hocasi: Orhan Sadeddin -Hayati, Eserleri ve Felsefe Anlayişi- [A Forgotten Lecturer of İstanbul University Department of Philosophy: Orhan Sadeddin – Life, Works and Understanding of Philosophy]. In: Felsefe Arkivi 45 (2016), II, S. 1–28 (https://dergipark.org.tr/en/pub/iufad/issue/44683/555023 (25.9.2024)).▲