Bibliographic Metadata
- TitleRudolf Eucken an Vaihinger, Jena, 25.11.1910, 4 S., hs., Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 7 p, Nr. 12
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- Physical LocationStaats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 7 p, Nr. 12
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Rudolf Eucken an Vaihinger, Jena, 25.11.1910, 4 S., hs., Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 7 p, Nr. 12
Jena 25/11 10.
Hochgeehrter Herr College!
Herzlichen Dank für den freundlichen Brief[1] und die liebenswürdige Aufforderung! Die Sache würde mich an sich sehr reizen, als schlechthin unüberwindliches Hemmnis steht die unermeßliche Geschäftslast entgegen, an der ich jetzt und, wie ich fürchte, dauernd leide. Diesen Winter aber ist es zunächst Liebmanns Erkrankung, die mir doppelte Arbeit des Examinierens auferlegt, dann muß ich von drei Büchern rasch neue Auflagen herstellen, | ferner geben die rasch wachsenden Übersetzungen meiner Bücher in die verschiedensten Sprachen mir viel zu tun, endlich habe ich eine Riesenkorrespondenz, kurz ich weiß oft nicht, wie ich durchkommen soll. So kann ich Sie wie Herrn Prof. Güttler nur bitten mich freundlich entschuldigen zu wollen, ich kann wirklich beim besten Willen nicht.
Was nun andere Gelehrte anbelangt, so haben Sie gewiß an Volkelt schon gedacht[2], auch an Messer könnte man etwa denken, von jüngeren, aber gut geschulten Kant|kennern wäre etwa auch Koppelmann in Münster[3] beachtenswert.
Unsere philos[ophische] Gesellschaft ist nicht eigentlich offiziell (ich selbst liebe nicht die offiziellen philos[ophischen] Seminare), aber doch mehr als eine vorübergehende Vereinigung. Sie hat ein Zimmer im Universitätsgebäude angewiesen erhalten, sammelt dort eine Bibliothek und hat ein sehr reges wissenschaftliches Leben. Es werden Vorkehrungen getroffen werden, daß falls die Gesellschaft – was übrigens höchst unwahrscheinlich – sich je auflösen sollte[a], die Bücher der Universität zufallen würden. | Nach dem allen möchte ich die Bitte der Gesellschaft[4] warm empfehlen, durch Erfüllung jener Bitte würde das Kantstudium hier entschieden gefördert werden.
Nochmals besten Dank sowie die Bitte um freundliche Entschuldigung!
Mit collegialen Grüßen Ihr sehr ergebener
R. Eucken.
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
1↑freundlichen Brief ] nicht überliefert; das Schreiben enthielt wahrscheinlich die Aufforderung, Preisrichter für eine der von der Kant-Gesellschaft gestellten Preisaufgaben zu werden, hier vermutlich die von Güttler gestiftete: Carl Güttler-Preisaufgabe. Welches sind die wirklichen Fortschritte, die die Metaphysik seit Hegels und Herbarts Zeiten in Deutschland gemacht hat? Ausgeschrieben März 1908.3↑Koppelmann in Münster ] d. i. Wilhelm Koppelmann (1860–1934), nach der Promotion in Tübingen im Schuldienst in Lippstadt und Leer, 1905 in Münster habilitiert, 1918 Honorarprofessor in Münster (Tilitzki: Die deutsche Universitätsphilosophie in der Weimarer Republik und im Dritten Reich Teil 1, 2002, S. 68, Anm. 104). Veröffentlichungen: Die Ethik Kants. Entwurf zu einem Neubau auf Grund einer Kritik des Kantischen Moralprinzips. Berlin : Reuther & Reichard 1907; Immanuel Kant und die Grundlagen der christlichen Religion. Gütersloh: Bertelsmann 1890.4↑Bitte der Gesellschaft ] nicht ermittelt; entweder um Zusendung der Zeitschrift Kant-Studien oder um Aufnahme als korporatives Mitglied der Kantgesellschaft.▲