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- TitleLujo Brentano an Vaihinger, München, 19.6.1908, 2 S., Briefkopf: in bogenförmiger Kartusche Darstellung des Baumes der Erkenntnis, umwunden von menschenköpfiger Schlange, flankiert von zwei sich gegenüber stehenden sprungbereiten Löwinnen mit geöffneten Mäulern, darunter MÜNCHEN, MANDLSTRASSE 5, Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 3 k
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- Physical LocationStaats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 3 k
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Lujo Brentano an Vaihinger, München, 19.6.1908, 2 S., Briefkopf: in bogenförmiger Kartusche Darstellung des Baumes der Erkenntnis, umwunden von menschenköpfiger Schlange, flankiert von zwei sich gegenüber stehenden sprungbereiten Löwinnen mit geöffneten Mäulern, darunter MÜNCHEN, MANDLSTRASSE 5, Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 3 k
den 19. Juni 1908
Sehr geehrter Herr College!
Wenn man Sie dahin berichtet hat[1], die Tendenz des Hochschullehrertags gehe dahin, die Staatsaufsicht über die Hochschulen auszuschließen, so würde Ihnen die Kenntnißnahme vom[a] stenographischen Berichte über die Verhandlungen des ersten deutschen Hochschullehrertags im Sept[ember] 1907, die ja veröffentlicht sind[2], von dem Irrigen dieses Berichts überzeugt haben. Das, worum es sich handelt, ist die Abwehr von unwissenschaftlichen Einflüssen auf die Besetzung der Professuren, wie sie sich im Falle Spahn[3] u. bei anderen Gelegenheiten | geltend machten – aber nicht blos um dies. Cf.[b] die Salzburger Verhandlungen.
Hochachtungsvoll
L. Brentano
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
1↑Wenn man Sie dahin berichtet hat ] im Hintergrund steht die Agitation Hans Delbrücks gegen den Hochschullehrertag als gegen den Staat gerichtete Professorengewerkschaft, verbreitet u. a. in: Preußische Jahrbücher, vgl. Rüdiger vom Bruch: Universitätsreform als soziale Bewegung. Zur Nicht-Ordinarienfrage im späten deutschen Kaiserreich. In: Geschichte und Gesellschaft 10 (1984), S. 72–91.2↑veröffentlicht sind ] vgl. Verhandlungen des ersten deutschen Hochschullehrer-Tages in Salzburg im September 1907. Hg. von dem engeren Ausschuß für 1907/08 [Vorsitz: Brentano]. Straßburg: Trübner 1907; sowie: Verhandlungen des Zweiten deutschen Hochschullehrertages 1908. Bericht, erstattet vom engeren geschäftsführenden Ausschuß. In: Beilage der Münchner Neuesten Nachrichten Nr. 146 vom 18.12.1908, S. 528–639. – Die in Jena am 28./29.9.1908 abgehaltene Versammlung handelte über die Schwerpunkte: Lehr- und Forschungsfreiheit, Nachwuchsfrage an Technischen Hochschulen und in den Naturwissenschaften, akademische Berufsauslese (1907: Bürokratisierung der Hochschulen, Situation des akademischen Nachwuchses).3↑Falle Spahn ] die Berufung bzw. Oktroyierung des katholischen Historikers Martin Spahn (1875–1945) an der Universität Straßburg im September 1901 wurde zu einem Politikum, weil, so lauteten die Vorwürfe an die Regierung, angeblich aus politischem Kalkül dem Vatikan gegenüber Spahns katholisches Bekenntnis (und womöglich der Rang seines Vaters Peter Spahn als führendem Zentrumspolitiker) den Ausschlag gegeben haben soll. Von September 1901 bis März 1902 wurde darüber eine heftige öffentliche Debatte geführt, zu deren Exponenten auf protestantisch-liberaler Seite v. a. Lujo Brentano und Theodor Mommsen zählten, vgl. die unter Mommsens Namen laufende Erklärung zur Voraussetzungslosigkeit der Wissenschaft: Universitätsunterricht und Konfession. In: Münchner Neueste Nachrichten vom 15. u. 24.11.1901; sowie: o. A.: Der sogenannte Fall Spahn. Erste Hälfte. Leipzig: Vlg. der Buchhandlung des Evangelischen Bundes v. Carl Braun 1902; dass. Zweite Hälfte. Leipzig 1901; ferner Christoph Weber: Der „Fall Spahn“ (1901). Ein Beitrag zur Wissenschafts- und Kulturdiskussion im ausgehenden 19. Jahrhundert. Rom: Herder 1980.▲