Bibliographic Metadata
- TitleAlois Riehl an Vaihinger, Berlin, 1.2.1908, 2 S., hs., Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXIII, 4 a
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- Physical LocationStaats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXIII, 4 a
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Alois Riehl an Vaihinger, Berlin, 1.2.1908, 2 S., hs., Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXIII, 4 a
Berlin[a] W. 10 v[on] d[er] Heydtstr. 11 d. 1. Febr[uar] 1908.
Sehr geehrter Herr College!
Sie denken mir also abermals[1] das Amt eines Preisrichters zu.
Das Thema des Preisausschreibens[2] ist sehr glücklich gewählt und läßt eine erfolgreiche Bearbeitung mit Wahrscheinlichkeit erwarten, namentlich weil unter den „metaphysischen“ Fragen auch erkenntnistheoretische und naturphilosophische verstanden sein sollen und auch eine zu einem negativen Ergebnisse gelangende Arbeit mit einem Preise gekrönt werden könnte.
Herr Professor Güttler[3] hat sich durch die Stellung dieser Aufgabe[4] und die Widmung der Preise um die Wissenschaft verdient gemacht.
Ich muß mir indeß für meine Entschließung, das Amt und die Verantwortung eines Preisrichters zu übernehmen, noch eine kurze Bedenkzeit vorbehalten, da ich gerne meinen Collegen Stumpf zur Teilnahme gewinnen würde.
Daß College Külpe dann der Dritte im „Trio“ sein soll, nach Wunsch des Preisspenders, scheint auch mir durchaus richtig zu sein. Wir brauchten | uns also, wenn Stumpf annimmt – und darüber will ich mir bald Gewißheit verschaffen – nicht weiter umzusehen; denn mit Stumpf zusammen bin ich geneigt, in das Preisgericht einzutreten.[b]
Ich benütze den Anlaß, Ihnen für Ihre Zeitschrift die Abhandlung eines sehr begabten Schülers von mir, Carl Müller[c] aus Braunschweig zu empfehlen. Hätte Müller ein Gymnasial-Abitur inne, so würde die Arbeit als eine besonders gelungene von mir als Doktordissertation angenommen worden sein.
Die Abhandlung hat die Methode einer reinen Ethik zum Gegenstande; sie ist etwas umfangreich ausgefallen und könnte von dem Autor in einzelnen Partien noch[d] gekürzt werden. Sie eignet sich entweder als Artikel für die „Kantstudien“ oder zu einer besonderen Beilage[5] für diese.
Mit collegialem Gruße und vorzüglicher Hochachtung Ihr
A. Riehl.
Kommentar zum Textbefund
a↑Berlin ] am Kopf der S. mit Bleistift von anderer Hd.: sub petitione remissionis [lat. mit der Bitte um Rückgabe; vgl. Oswald Külpe an Vaihinger vom 20.2.1908]; der gesamte Text der S. ist am linken Rd. mit Blaustift angestrichenKommentar der Herausgeber
1↑abermals ] vgl. Vaihinger: Erste Preisaufgabe der Kantgesellschaft. Kants Begriff der Erkenntnis, verglichen mit dem des Aristoteles. Bericht des Preisrichterkollegiums [Alois Riehl, Max Heinze, Vaihinger] über die zur Preisbewerbung eingegangenen Schriften. In: Kant-Studien 12 (1907), S. 265–268. Datiert im April/Mai 1907 (Aufgabe ausgeschrieben im Februar 1905).2↑Thema des Preisausschreibens ] vgl. Vaihinger: Drittes Preisausschreiben der „Kantgesellschaft“. Carl Güttler-Preisaufgabe. Welches sind die wirklichen Fortschritte, die die Metaphysik seit Hegels und Herbarts Zeiten in Deutschland gemacht hat? Urteil des Preisrichterkollegiums [Alois Riehl, Carl Stumpf, Oswald Külpe]. In: Kant-Studien 15 (1910), S. 547–549. Datiert im August/November 1910. Ausgeschrieben März 1908. Drei Arbeiten waren eingegangen, keine wurde prämiert. Namen der Verfasser nicht ermittelt, keine Überlieferung in den Akten des Kuratoriums der Universität Halle-Wittenberg über die Kantgesellschaft (Universitätsarchiv Halle-Wittenberg).3↑Professor Güttler ] Carl Güttler (1848–1924), Sohn eines Industriellen, zunächst Geologe, 1884 in München für Philosophie habilitiert, 1894 Professor (BEdPh).5↑besonderen Beilage ] erschien als Ergänzungsheft zu Kant-Studien Nr. 11: Carl Müller-Braunschweig: Die Methode einer reinen Ethik, insbesondere der Kantischen, dargestellt an einer Analyse des Begriffes eines „praktischen Gesetzes“. 1908.▲