Bibliographic Metadata
- TitleRichard Falckenberg an Vaihinger, Erlangen, 29.5.1902, 2 S., hs., Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 8 b, Nr. 1
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- Physical LocationStaats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 8 b, Nr. 1
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Richard Falckenberg an Vaihinger, Erlangen, 29.5.1902, 2 S., hs., Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 8 b, Nr. 1
Erlangen, 29. Mai 1902.
Verehrtester Herr Kollege!
Das letzte zuerst. Die Nachricht ist richtig: Schwarz hat als dritter auf unsrer Liste[1] für die hiesige systemat[ische] Professur gestanden, hinter Hensel u. Maier, die als annähernd gleichwertig rangiert waren.
Sodann herzlichen Dank für Ihren Nietzsche[2], den ich sofort mit Vergnügen u. Beifall gelesen habe. Die Schilderung der 7 Tendenzen wird klärend wirken, die Formulierung[a] des Grundprinzips, auf das Sie jene zurückführen, ist einleuchtend. Es entspringt meinem warmen Interesse für Ihre neuste Schrift, wenn ich mich erlaube, für eine Neuauflage[3] auf folgende Kleinigkeiten aufmerksam zu machen[b]. S. 19 Z. 6 „antiken“ wäre zu streichen; Nietzsches[c] Rhetorik u. Stilistik ist doch sehr modern. S. 19 Z. 3 v[on] u[nten] Kunst spielen[d] zu lassen: so bewusst und raffiniert scheint mir N[ietzsche] doch (meist) nicht geschrieben zu haben. Ein wundervoller Naturinstinkt leitet Fall u. Wahl der Worte. S. 21 Z. 7 für alle Zeiten – dürfen wir das behaupten? S. 25 Z. 6 „es ist dies“ wäre nach meinem Gefühl zu streichen. S. 28 Z. 2 halten würde | lies hielte (im Wennsatze soll würde vermieden werden). S. 29 Z. 5 v[on] u[nten] von N[ietzsche] besser Nietzsches. S. 40 Vauvenargues – scheint mir nicht treffend; aber Sie sagen es ja auch nur von andern. S. 61 Z. 5 von N[ietzsche] lies Nietzsches. S. 83 Z. 5: sich nun N[ietzsche] wieder heftig äußert. S. 104, Z. 4 v[on] u[nten] statt würden lies wollte.
Wahrhaft gerührt hat mich die Liebenswürdigkeit, mit der Sie Reickes Bogen 5[4] herausgelöst und mir zur Verfügung gestellt haben. Nehmen Sie meinen wärmsten Dank für Ihre große Gefälligkeit! Ich hatte gedacht, in den Pfingstferien den kleinen Beitrag[5] aufsetzen zu können. Aber zu einer umfänglichen Doktordissertation gesellten sich mehrere Examensarbeiten für die Münchner Philologenprüfung, die mir neben Hensels u. andrem Besuch die Muße in Beschlag nehmen. Ich hoffe das Artikelchen, das vielleicht nur als Mitteilung oder Varium gelten darf, in nächster Woche Ihnen zustellen zu können. Ihre Bedenken wegen der Datierung lassen sich einfach lösen, wenn man 44 als Antwort auf 41 nimmt. Vielen Dank für alles, auch die (erste)[e] Postkarte vom 26t.[6]. In aufrichtiger Ergebenheit mit besten Grüßen[f] Ihr dankbarer
R Falckenberg.
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
1↑unsrer Liste ] berufen wurde Paul Hensel (1860–1930), zuvor ao. Prof. in Straßburg und in Heidelberg. Die weiteren Kandidaten waren Heinrich Maier (1867–1933), 1900 ao. Prof. in Tübingen, 1901 o. Prof. in Zürich, 1902 wieder in Tübingen; sowie Hermann Schwarz (1864–1951), 1888 in Halle promoviert, 1894 in Halle habilitiert, 1908 ao. Prof.in Marburg, 1910 o. Prof. in Greifswald (BEdPh).3↑Neuauflage ] da die 2., durchgesehene Aufl. Berlin: Reuther & Reichard 1902 am 29.5.1902 bereits erschienen war (gemeldet in: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel vom 28.5.1902), vgl. die 3., vermehrte, billige Aufl. Berlin: Reuther & Reichard 1905. Vaihinger hat Falckenbergs Korrekturvorschläge nicht umgesetzt.4↑Reickes Bogen 5 ] gemeint ist der 5. Druckbogen aus Rudolf Reicke (Hg.): Kant’s gesammelte Schriften (Akademie-Ausgabe). Abteilung II Briefwechsel. Band X Briefe 1747–1788, Nr. 1–342, 1900 (= S. 65–80, mit Briefen an Moses Mendelssohn und an/von Johann Gottfried Herder: https://archive.org/details/kantsgesammeltes10imma/page/64/mode/2up; 21.2.2023, mit Bogennorm).▲