Bibliographic Metadata
- TitleVaihinger an Eduard Zeller, Halle, 2.11.1899, 4 S., hs. (von anderer Hd., mit eU), Briefkopf Redaction der „Kantstudien“ | (Verlag von Reuther und Reichard, Berlin) | Prof. Dr. Vaihinger | HALLE a. S., den | Reichardtstr. 15., Universitätsbibliothek Tübingen, http://idb.ub.uni-tuebingen.de/opendigi/Md747-782
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Vaihinger an Eduard Zeller, Halle, 2.11.1899, 4 S., hs. (von anderer Hd., mit eU), Briefkopf Redaction der „Kantstudien“ | (Verlag von Reuther und Reichard, Berlin) | Prof. Dr. Vaihinger | HALLE a. S., den | Reichardtstr. 15., Universitätsbibliothek Tübingen, http://idb.ub.uni-tuebingen.de/opendigi/Md747-782
2. November 1899.
Ew. Excellenz![a]
Wie ich aus den Zeitungen ersehe hat S.°M. der Kaiser Ihnen zu Ihrem 50 jährigen Professorenjubiläum[1] ein in den anerkennendsten Ausdrücken abgefasstes Glückwunschtelegramm übersendet, dessen Wortlaut ich mit großem Interesse gelesen habe. Ich freue mich, auf diese Weise von diesem Tage erfahren zu haben, und bitte, mir zu | gestatten, meine herzlichsten Glückwünsche zu dieser Erinnerungsfeier Ihnen nachträglich auszusprechen. Ihr Wirken während dieser Zeit hat ja auch dem Wiederaufleben der Philosophie Kants die Wege geebnet, von dessen kritischem Geiste auch Ihre Werke durchdrungen sind. Und so werden die beiden Kantbilder, welche ich Ihnen zugleich übersende, bei Ihnen gewiss gute Aufnahme finden. Dieselben stellen neue, bisher unbekannte Typen der Kantischen Physiognomie dar und sind, wie schon früher zwei andere[2] ebenfalls unbekannte Kanttypen in den „Kantstudien“ publicirt[3] worden. Das Bild aus dem Besitz des Fürsten v[on] Pless ist vor einem Vierteljahr erschienen, | das andere ist in dem soeben ausgegebenen neuesten Hefte enthalten.
Ich erinnere mich bei dieser Gelegenheit, daß Sie mir im Herbst 1895 ein Pastellbild von Kant zeigten, welches aus dem Nachlaß von Helmholtz stammt. Aus den Notizen, die ich mir damals gemacht habe, scheint mir hervorzugehen, daß dieses Bild ebenfalls einen von den bekannten Typen abweichenden Typus darstellt. Wenn das der Fall ist, so würde ich um die Erlaubnis bitten, auch Ihr Bild in einem der nächsten Hefte[4] der „Kantstudien“ publiciren zu dürfen. Ich möchte daher die große Bitte an Sie richten, zu gestatten, daß dieses Kantbild in Stuttgart auf meine | Kosten photographisch reproducirt[5] wird. Es würde sich dazu wohl am besten die berühmte Firma Brandseph eignen, die auch vor Kurzem einen Kupferstich meines Ururgroßvaters[6], des Professors Balthasar Haug in vortrefflicher Weise photographisch reproducirt hat.
In der Hoffnung, keine Fehlbitte zu thun, und zugleich mit der Bitte, mich bei Ihrer Frau Gemahlin[7] in empfehlende Erinnerung zu bringen, in aufrichtiger Verehrung Ew. Excellenz ganz ergebenster
H. Vaihinger
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
1↑50 jährigen Professorenjubiläum ] vgl. die Meldung in: Allgemeine Zeitung München, Nr. 296 vom 25. Oktober 1899, Abendblatt, S. 3: Württemberg: Ein Professorsjubiläum. Stuttgart, 24. Okt. Der einstige Nestor unserer deutschen Universitätsprofessoren, unser berühmter Landsmann Eduard Zeller, Dr. phil., theol., jur. et med., seit einigen Jahren im Ruhestand, hat vor 50 Jahren sein Amt als ordentlicher Professor der Philosophie in Marburg übernommen, nachdem er zuerst als außerordentlicher Professor der Theologie in Bern akademisch zu wirken angefangen hatte. Von Marburg siedelte er im Jahre 1862 nach Heidelberg, von dort im Jahre 1872 nach Berlin über. Aus Veranlassung dieses 50jährigen Jubiläums lief an den hochverehrten Jubilar von Kaiser Wilhelm II. folgendes Glückwunschtelegramm ein: „Empfangen Sie Meine wärmsten Glückwünsche zum heutigen Tag, an welchem Sie vor 50 Jahren Ihre verdienstvolle Tätigkeit als Professor der Philosophie in Marburg begonnen haben. Mit Befriedigung können Sie auf diesen in ernster Arbeit verbrachten Zeitraum zurückblicken und sich Ihrer Erfolge als Lehrer wie als Forscher erfreuen. Ihr Name ist mit der Geschichte der deutschen Philosophie für alle Zeiten eng verbunden. Mit besonderer Dankbarkeit und Anerkennung gedenke ich Ihres treuen Wirkens an der Berliner Universität und der werthvollen Bereicherung welche die Friedericianische Literatur durch Ihre Studien über die philosophischen Anschauungen des großen Königs erfahren hat. Wilhelm I. R.“ Im Namen der Tübinger philosophischen Fakultät überbrachten dem Jubilar die Professoren Dr. O. Herzog und Prof. Dr. v. Schwabe persönlich ihre Glückwünsche. Auch die Universität Berlin hat eine kunstvolle Adresse übersandt (Digitalisat via https://digipress.digitale-sammlungen.de/ (26.8.2024)).2↑wie schon früher zwei andere ] vgl. Kant-Studien 2 (1898), nach S. 144: Immanuel Kant. Gezeichnet von der Gräfin Keyserling. Nach einer Photographie von J. C. Schaarwächter, Berlin.; Kant-Studien 3 (1899), nach S. VII: Immanuel Kant. (Das Original, in Dresden aufgefunden, befindet sich jetzt im Städtischen Museum zu Königsberg.)3↑in den „Kantstudien“ publicirt ] vgl. Kant-Studien 4 ([1899]/1900), nach S. VI: Das Kantbild des Fürsten v. Pless. Gemalt von F. W. Senewaldt.; nach S. 360: Miniaturbildniss Kants im Besitze A. Warda in Königsberg i. Pr.6↑Kupferstich meines Ururgroßvaters ] Balthasar Haug (1751–1792), Professor an der Hohen Karls-Schule in Stuttgart und Lehrer von Schiller, wie die Aufschrift auf der Rückseite eines aus Familienbesitz überlieferten Porträts lautet, vgl. die Reproduktion in: Gerd Simon u. a.: Ein Weltphilosoph aus dem Steinlachtal von dem Deutschland nach seinem Tode lange Zeit nichts wissen wollte. Katalog zur Nehrener Vaihinger-Ausstellung 2020. Gerstetten: Kugelberg 2020, S. 2–4 sowie in http://www.gerd-simon.de/ChrVaihingerlang302-20210515.pdf (15.12.2022), S. 546–547. Vaihinger rühmte sich dieses Vorfahrens mütterlicherseits noch in seiner Selbstauskunft in: Hermann Degener (Hg.): Wer ist’s. 6. Ausgabe Berlin: Degener 1912, S. 1663–1664.▲