Bibliographic Metadata
- TitleCarl du Prel an Vaihinger, München, 2.1.1893, 1 S., hs., Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 6 p, Nr. 16
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- Physical LocationStaats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 6 p, Nr. 16
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Carl du Prel an Vaihinger, München, 2.1.1893, 1 S., hs., Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 6 p, Nr. 16
München 2.[a]I.93.
Herrenstr. 13
Lieber Freund! Die „Gegenwart“ ist die einzige nichtmystische Zeitschrift, in die[b] ich noch schreibe. Daß sie nicht paßt für eine eigentliche Recension Ihres Commentars, werden Sie selbst zugeben. Die Besprechung, die ich nun hinsende, wird aber doch den einen Zweck erfüllen, daß einige Leser sich den Commentar anschaffen, mehr läßt sich wohl nicht erreichen. Meinen Kant, den mystischen[1], habe ich dabei etwas stärker betont, als der Anlaß gegeben war, aber beigefügt, daß es bei Ihnen nicht der Fall ist. Kurz, die Natur des Blattes nöthigte mich, mehr eine Plauderei[2], als Recension zu schreiben. Es dürften 5–6 Spalten sein, und bis jetzt wenigstens hat mich die „Gegenwart“ nie lange warten lassen.
Besten Gruß
du Prel
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
2↑mehr eine Plauderei ] vgl. du Prel: Zur Lehre von Zeit und Raum. In: Die Gegenwart, Nr. 5 vom 4.2.1893, S. 71–73 (Umfang 4 Spalten). S. 73: Zwar hält sich der von mir betonte Kant in der „Kritik der reinen Vernunft“ und demgemäß auch in deren Kommentar im Hintergrund; aber doch weiß es auch der kritische Kant, daß die Unterscheidung zwischen Erscheinung und Ding an sich auch den Menschen selbst betreffen muß, daß also unser irdisches Selbstbewußtsein nur unsere irdische Erscheinungsform umfaßt […]. Es gibt kein Werk, welches sich so sehr zu einer Gymnastik des Geistes eignet, als die „Kritik der reinen Vernunft“ und in das Grundproblem derselben, und jeder Philosophie überhaupt, muß sich der menschliche Geist notwendig immer tiefer hineinwühlen. Darum ist aber auch die logische Analyse dieses grundlegenden und umwälzenden Werkes, wie der darüber entstandenen Literatur, ein wirkliches Bedürfniß. Zudem will Vaihinger’s vortrefflicher Commentar, in dem er die sachlichen Probleme zu fördern sucht, zugleich zur Fortbildung der Philosophie selbst beitragen; denn eine solche ist nur möglich durch eine Geschichte der Probleme.▲