Bibliographic Metadata
- TitleVaihinger an Friedrich Theodor Althoff, Halle, 20.10.1892, 2 S., hs., Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin, Vl. HA, Nl Althoff, F. T., Nr. 991
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- Physical LocationGeheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin, Vl. HA, Nl Althoff, F. T., Nr. 991
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Vaihinger an Friedrich Theodor Althoff, Halle, 20.10.1892, 2 S., hs., Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin, Vl. HA, Nl Althoff, F. T., Nr. 991
Hochzuverehrender[a] Geheimer Ober-Regierungsrath!
Indem ich mir die Freiheit nehme, Ew. Hochwohlgeboren anbei den Zweiten Band meines Kantcommentars ganz ergebenst zu überreichen, erlaube ich mir, die Schlußworte meiner Vorrede zu wiederholen, daß ich die beiden noch ausstehenden Bände[1] in wenigen Jahren vollenden kann, wenn nicht wiederum unerwartete und unerwünschte Hindernisse[b] eintreten. Als das schwerste Hinderniß müßte ich es betrachten, wenn ich auf diesen Band hin nicht in irgendeiner Weise avanciren würde; denn ich müßte, um die Chancen einer Berufung nach auswärts zu erhöhen, zu meinem größten Bedauern meine schriftstellerische Thätigkeit jetzt auf andere Gebiete erstrecken, auf welchen ich auch gearbeitet habe (Griechische Philosophie; Logik); und so müßte ich die Fortsetzung des Commentars, die ich jetzt sogleich in Angriff nehmen könnte, wiederum um Jahre hinausschieben.[2]
Durch den Tod des alten Professor Erdmann ist nun hier eine Stelle erledigt. Da nun bis jetzt noch gar keine vorbereitenden Schritte zur Wiederbesetzung dieser Stelle gemacht worden sind, so scheint | die Tendenz zu bestehen, diese Stelle bis auf Weiteres nicht wiederzubesetzen. Die Stelle ist aber eine etatmäßige, und, wie aus der beiliegenden Tabelle[3] hervorgeht, sind hier seit 70 Jahren stets mindestens 3 Ordinarien der Philosophie im engeren Sinn gewesen. Dies war auch dann der Fall, wenn zu gleicher Zeit mehrere Extraordinarien der Philosophie vorhanden waren. Diese altbewährte Tradition hängt, wie die beigeschriebenen Zuhörerzahlen beweisen, mit dem theologischen Charakter der Universität zusammen. Wenn nun zu einer Zeit, wo Halle nur 800 Studirende hatte, 3 Ordinarien der Philosophie für nöthig erachtet wurden, so wird man diese Zahl doch nicht jetzt vermindern wollen, wo wir 1600 Studirende haben.
Sollte es Ew. Hochwohlgeboren vielleicht von Werth sein, über diese Frage mich persönlich bescheiden zu wollen, so stehe ich jederzeit sofort zur Verfügung.
Indem ich somit vertrauensvoll mein ferneres Schicksal in Ihre Hände lege, zeichne ich Ew. Hochwohlgeboren verehrungsvoll ergebenster
Dr H. Vaihinger[c]
a. o. Professor a. d. Universität Halle
Halle a/S. den 20. Oct[ober] 1892.
Kommentar zum Textbefund
a↑Hochzuverehrender ] über der Anrede Bleistiftnotiz von Althoffs Hd.: Vaihinger: pro domo. ∅ | 20. Okt[ober] 1892. | Geantw.: zu der gewünschten Unterredung zur Verfüg[ung]; die Fak[ultät] sei m[eines] W[issens] nicht für die Wiederbesetzung der Erdmann’schen Professur; auch im Ministerium herrscht die Ansicht vor, daß 2 Ordinarien genügten; eine definitive Entschließung sei darüber aber noch nicht gefaßt. | A 21/10 92.c↑Dr H. Vaihinger ] davor 2 Zeilen frei gelassen für Devotionsstrich (Verneigungsstrich: schräg nach links von der letzten Zeile der Grußformel an den Anfang der Signatur gezogener Federstrich; Äquivalent des Reverenzspatiums zu Beginn eines Schreibens nach der Anrede, vgl. Rudolf von Jhering: Der Zweck im Recht Bd. 2. Leipzig: Breitkopf & Härtel 1883, S. 656).Kommentar der Herausgeber
2↑Als … hinausschieben. ] diese Passage findet sich mit ähnlichem Wortlaut bereits in Vaihinger an Althoff vom 29.6.1892.▲