Titelaufnahme
- TitelKörperdysmorphe Störung : Charakteristika, Klassifikation und Diagnostik in der deutschen Allgemeinbevölkerung / vorgelegt von Katharina Schieber aus Lauf an der Pegnitz
- Verfasser
- Körperschaft
- Erschienen
- AusgabeElektronische Ressource
- Umfang1 Online-Ressource (143 Blätter)
- HochschulschriftBergische Universität Wuppertal, Dissertation, 2020
- AnmerkungBeiträge teilweise in dt., teilw. in engl. Sprache
- SpracheDeutsch
- DokumenttypDissertation
- URN
- DOI
- Das Dokument ist frei verfügbar
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- Nachweis
- Archiv
- IIIF
Deutsch
Die Körperdysmorphe Störung (KDS) ist durch eine übermäßige Beschäftigung mit einem subjektiv wahrgenommenen Makel im Aussehen charakterisiert, der für Außenstehende nicht oder nur geringfügig als solcher erkannt wird. Als Risikofaktoren für die Entstehung einer KDS werden in kognitiv-verhaltenstherapeutischen Störungsmodellen unter anderem Persönlichkeitsmerkmale beschrieben. Bisherige Forschung befasst sich hauptsächlich mit Perfektionismus, während die Studienlage zu ästhetischer Sensitivität eher heterogen ist und Aspekte der Verhaltenshemmung noch gar nicht erhoben wurden. Während mögliche Risikofaktoren für die Entstehung und Aufrechterhaltung einer Störung relevant für das Krankheitsverständnis sind, ist es für eine adäquate Diagnostik wichtig, dass das klinische Bild der Erkrankung anhand von Kriterien vollständig abgebildet wird. Mit der fünften Auflage des Klassifikationssystems „Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM)“ fand eine Aktualisierung der Kriterien der KDS und deren Einordnung statt. Inwiefern die neuen diagnostischen Kriterien jedoch die Entdeckungsrate im Vergleich zu den vorhergehenden Kriterien beeinflussen, wurde noch nicht wissenschaftlich untersucht. In Studien zeigte sich, dass in der Praxis die KDS häufig nicht erkannt und somit ihr Vorkommen unterschätzt wird. Dieser Umstand zieht die Forderung nach einem reliablen und ökonomischen Screeningverfahren nach sich. Ein entsprechendes Instrument stellt der Screeningfragebogen „Dysmorphic Concern Questionnaire (DCQ)“ dar, für den jedoch noch keine Validierung und Normierung an der deutschen Allgemeinbevölkerung vorliegt. In der vorliegenden Doktorarbeit wird ein Überblick über die Charakteristika der KDS gegeben, ihre Einordnung in diagnostische Klassifikationssysteme und Prävalenzraten beschrieben sowie Aspekte der Diagnostik dargestellt. Das Ziel der Doktorarbeit war es, drei empirische Studien durchzuführen, die die folgenden Bereiche untersuchen: Studie 1) Perfektionismus, ästhetische Sensitivität und Verhaltenshemmung bei Personen mit einer KDS; Studie 2) Vergleich der Kriterien nach DSM-IV und DSM-5 der KDS anhand der Prävalenzraten; Studie 3) Validierung und Normierung des Screeningfragebogens DCQ. Die Evaluierung der genannten Studienziele basierte auf Daten, die im Rahmen einer bundesweiten Bevölkerungsbefragung zum Thema „Gesundheit in Deutschland“ erfasst wurden. Dabei handelte es sich um eine Stichprobe von über 2000 Teilnehmern, die für die deutsche Allgemeinbevölkerung (18-65 Jahre) hinsichtlich Alters- und Geschlechterverteilung sowie regionaler Bevölkerungsstruktur repräsentativ war. Zur Auswertung wurden nur die der jeweiligen Fragestellung entsprechenden Selbstbeurteilungsfragebögen herangezogen, weshalb die Größe der Stichproben in den Studien variiert. In Studie 1 konnten vorherige Befunde zu hoher Ausprägung von Perfektionismus bei Personen mit einer KDS repliziert werden. Während sich ebenso höhere Werte in der Verhaltenshemmung fanden, wurden bezüglich der ästhetischen Sensitivität im Vergleich zur Kontrollgruppe keine Unterschiede festgestellt. Insgesamt gingen aber höhere Ausprägungen aller untersuchten Persönlichkeitsmerkmale mit einer stärkeren körperdysmorphen Symptomatik einher. Die Untersuchung der Prävalenzraten nach DSM-IV- vs. DSM-5-Kriterien in Studie 2 zeigte, dass mit beiden Kriterien nahezu die gleiche Anzahl positiver Fälle identifiziert wurde. Ergänzte man jedoch das neue Kriterium des DSM-5 um eine zeitliche Mindestanforderung für repetitive Verhaltensweisen, so erwies sich die Diagnostik nach DSM-5 als wesentlich strenger. Die in Studie 3 durchgeführte Untersuchung der psychometrischen Eigenschaften des DCQ-Fragebogens konnte die Faktorenstruktur des Messinstruments bestätigen und eine gute Validität und Reliabilität nachweisen. Anhand der Erstellung einer Normwerttabelle wurde deutlich, dass bei der Festlegung eines möglichen Schwellenwertes jedoch Alters- und Geschlechtsunterschiede zu berücksichtigen sind. Die Studienergebnisse leisten sowohl zu ätiologischen als auch zu diagnostischen Aspekten der KDS einen relevanten Beitrag. So werden zum einen kognitiv-verhaltenstherapeutische Störungsmodelle, die den einen Zusammenhang zwischen bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen und dem Ausmaß körperdysmorpher Symptomatik darstellen, bestätigt und erweitert. Zum anderen werden durch die Überprüfung der DSM-Kriterien aktuelle Prävalenzraten der KDS in der Allgemeinbevölkerung präsentiert und Implikationen für eine Erweiterung der Kriterien mit einer Schweregradabstufung gegeben. Die Validierung des DCQ attestiert zukünftigen Anwendern einen validen und reliablen Screeningfragebogen, zu dem eine Normwerttabelle erstellt wurde. Aus dieser lassen sich auch Hinweise für eine geschlechts- und altersspezifische Auswertung ableiten.
English
Body dysmorphic disorder (BDD) is characterized by a severe preoccupation with a defect in physical appearance that is objectively slight or may even be unobservable. Cognitive behavioral models describe personality traits, among others, as risk factors for the development of BDD. Previous research focuses mainly on perfectionism. Research on aesthetic sensitivity revealed heterogeneous results, while behavioral inhibition has not been considered yet. For a better understanding of the disease it is important to know risk factors for the development and the maintenance of the disorder. For an adequate diagnostic process, however, the diagnostic criteria have to reflect completely the clinical symptoms of the disorder. In the 5th edition of the Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM) the criteria of BDD and the classification of BDD have been updated. However, it has not been examined yet, if the new criteria have an impact on the identification rate of BDD in comparison to the previous criteria. Prior studies found that in clinical practice BDD remains often undetected, which leads to an underestimation of its incidence. Thus, reliable and economical screening instruments are needed. For this purpose, the “Dysmorphic Concern Questionnaire (DCQ)” seems to be an appropriate measurement. However, psychometric properties and normative data based on the German general population have not been published yet. The present doctoral thesis gives an overview on characteristics of BDD, describes its classification in diagnostic manuals and shows prevalence rates and diagnostic procedures. The aim of the doctoral thesis was to carry out three studies to examine the following issues: Study 1) Perfectionism, aesthetic sensitivity and behavioral inhibition in individuals with BDD; Study 2) Comparison of the BDD criteria of DSM-IV and DSM-5 according to the rates of prevalence; Study 3) Psychometric properties and normative data of the screening instrument DCQ. Evaluation of the results of the studies named above was based on data collected in a national survey of the German population on “Healthiness in Germany”. The survey included a sample of more than 2000 participants representative for the German general population regarding distribution of age, gender and the local demographic structure. Data analysis of every study was based on the measurements addressing the respective issue. Consequently, the sample size varies in every study. Study 1 replicated previous results about high levels of perfectionism in individuals with BDD. Furthermore, high levels of behavioral inhibition were found, while aesthetic sensitivity did not differ between individuals with BDD and a control group. However, in general high levels of all examined personality traits were associated with more symptoms of BDD. Analyzing prevalence rates according to DSM-IV and DSM-5 in study 2 showed that almost the same number of positive cases was identified with both criteria. However, the requirements for diagnosing BDD became stricter when a time criterion for repetitive behavior was added to the new DSM-5 criteria. Examining the psychometric properties of the DCQ in study 3 the factor structure of the questionnaire was confirmed. Also, the questionnaire showed high values of validity and reliability. The newly established normative data revealed that age and gender differences have to be considered when a cut-off-value wants to be applied. The results of the present studies give relevant indications about etiological and diagnostic aspects of BDD. On the one hand, cognitive behavioral models were confirmed and broadened by finding associations between the examined personality traits and the extent of BDD symptoms. On the other hand, the studies reveal actual prevalence rates of BDD and propose criteria for severity degrees. Furthermore, the DCQ was found to be a valid and reliable screening measurement that now can be interpreted using normative data stratified according to gender and age.
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