Titelaufnahme
- TitelFranzösische Planungsleitbilder für Straßenbahnsysteme im Vergleich zu Deutschland / vorgelegt von Christoph Groneck
- Beteiligte
- Erschienen
- HochschulschriftWuppertal, Univ., Diss., 2007
- SpracheDeutsch
- DokumenttypDissertation
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Deutsch
Seit Mitte der achtziger Jahre werden in Frankreichs Städten mit großem Erfolg neue Straßenbahnsysteme wiedereingeführt, nachdem das Verkehrsmittel Straßenbahn seit den sechziger Jahren in Frankreich nahezu vollständig verschwunden war. Ende 2006 existierten bereits elf Netze der zweiten Generation: Nantes (1985), Grenoble (1987), Paris (1992), Straß-burg (1994), Rouen (1994), Montpellier (2000), Orléans (2000), Lyon (2000), Bordeaux (2003), Mülhausen (2006) und Valenciennes (2006). Weitere Systeme werden in den nächsten Jahren folgen. Damit stellt Frankreich etwa ein Viertel aller seit 1980 weltweit völlig neu eröffneten Straßenbahnbetriebe. Fast alle größeren französischen Stadtregionen werden in absehbarer Zeit wieder spurgeführte städtische Nahverkehrssysteme besitzen. Diese Entwicklung erregte großes Aufsehen. Wie konnte es zu dieser Entwicklung kommen? Offensichtlich haben sich die verkehrspolitischen Leitbilder für den städtischen Nahverkehr in Frankreich in den letzten zwanzig Jahren fundamental verschoben. Ist dies allein dem Umstand geschuldet, dass die neuen Straßenbahnsysteme in ihrer Rolle als Verkehrsmittel überzeugen konnten, sprich gegenüber vorhergehenden reinen Bussystemen für eine Steigerung der Fahrgastzahlen oder eine Verbesserung der Wirtschaftlichkeit sorgen konnten, oder waren weitere Faktoren entscheidend? Wie konnten die Politik und die Bevölkerung für das vormals als völlig antiquiert geltende Verkehrsmittel Straßenbahn neu begeistert werden? Welche Rolle spielt in diesem Kontext die in Frankreich sehr starke Berücksichtigung einer sensiblen bis extravaganten Einfügung neuer Straßenbahnstrecken in städtische Räume? In welcher Form funktionieren die Organisations- und Finanzierungsstrukturen, die notwendig waren, um eine derart radikale Kehrtwende in der städtischen Verkehrspolitik umzusetzen? Zur Beantwortung dieser Fragen erfolgt in den ersten beiden Kapiteln der Arbeit eine umfassende Analyse der französischen ÖPNV-Rahmenbedingungen sowie des Prozesses der Wiedereinführung des Verkehrssystems Straßenbahn in Frankreich. Dabei werden grundsätzliche Konzeptansätze französischer Straßenbahnplanung und deren Auswirkungen untersucht sowie Stärken und Schwächen ihrer Planungsleitbilder formuliert. Im dritten Kapitel der Arbeit erfolgt ein Schwenk nach Deutschland. Der Schwerpunkt der Betrachtung ist hierbei zunächst die Analyse des Prozesses zur Realisierung von Stadtbahnsystemen in vielen deutschen Ballungsräumen nach dem Zweiten Weltkrieg, welcher im selben Zeitraum wie der Prozess der Abschaffung fast aller Straßenbahnsysteme in Frankreich stattfand. Dabei wird auch der Frage nachgegangen, warum sich der öffentliche Nahverkehr in beiden Ländern in den fünfziger und sechziger Jahren derart unterschiedlich entwickelte. Gleichzeitig wird aufgezeigt, warum und in welcher Form sich die Strategien zum Bau von Stadtbahnnetzen in Deutschland sowie die deutlich später entwickelten Strategien zur Wiedereinführung von Straßenbahnsystemen in Frankreich so wesentlich unterscheiden und wie sich dieser Unterschied auf das hiesige Richtlinienwerk auswirkt. Im Schwerpunkt steht dabei der Kontrast zwischen dem in Deutschland lange Zeit praktizierten Ansatz eines schnellbahn-gerechten, technisch orientierten Ausbaus von Stadtbahnen sowie dem französischen Leitbild einer integrierten Planung von Straßenbahn und Städtebau. Dabei wird aufgezeigt, inwieweit Stadtbahnplanungen in Deutschland heute oft immer noch von Konzepten beeinflusst sind, die vielfach in Frage zu stellen sind. Gleichzeitig werden mit Blick auf französische Strategien Ansätze herausgearbeitet, um grundsätzliche Planungsleitbilder zu überdenken. Das vierte Kapitel fasst schließlich die Analyseergebnisse und Erkenntnisse der Arbeit prägnant zusammen.
English
After World War II, nearly all urban tramway systems in France disappeared completely. But then, the tramways came back, beginning with Nantes in 1985, followed by Grenoble in 1987, Paris in 1992, Strasbourg and Rouen in 1994, Montpellier, Orléans and Lyon in 2000, Bordeaux in 2003 and finally Mulhouse and Valenciennes in 2006. Some more systems will open in the next few years. In this way, France can boast about a quarter of all world-wide new tramway systems since 1980. Nearly all French agglomerations will possess guided mass-transit systems in a few years. This development attracted much attention. What were the reasons for this development? Obviously, general strategies for the urban transport planning in France have changed completely during the last twenty years. Were the only reasons for these changes, that the new tramway systems could attract more passengers than previous bus systems or that they brought economic advantages or are there more factors? In which way it was possible to convince the people and the local policy for tramways, a transport system, which was regarded as completely antiquated or as an anachronism before? Which importance has the fact that the construction of new French tramway routes in nearly all cases went hand in hand with revitalisation processes of urban structures? How work the structures for organisation und financing, which were necessary to realise the new tramway systems? To answer these questions, in the first two chapters of the thesis there is an extensive analysis of the basic conditions and structures of urban public transport in France and of the process of the re-integration of the new tramway systems in French cities. The third chapter of the thesis contains a view to Germany. At first there is an analysis of the realisation of light rail and pré-metro-systems in various German agglomerations after World War II. This systems were started to build in the same time when most tramway systems in France were abolished. A main part of this analysis is the answer of the question, why the public transport systems in the bigger agglomerations of France and Germany developed in such a different way during the 1960s and 1970s. In the same context there is an analysis of the differences in planning and construction strategies of tramways and light rail systems in France and Germany and an analysis of how these differences have effects on the German guidelines for the planning of urban rail transportation systems. The main focus of this analysis is the difference of rapid rail or metro-like orientated guidelines in Germany versus the strategy of combination of urban and transport planning in France. In this context the thesis points out, that the planning process for light rail systems in Germany is even today affected from strategies, which seem to be no longer valid. With a look at the French strategies, there are suggestions for approaches to think principle German planning strategies over. Chapter four summarizes the main results of the thesis.
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