Titelaufnahme
- TitelPsychische Beanspruchung in der Arbeit : theoretische Begründung, ökonomische Messung und praxisnahe Anwendung : Bestimmung von Risikoprofilen psychischer Belastung und Beanspruchung / vorgelegt von Mike Hammes, Remscheid
- Verfasser
- Körperschaft
- Erschienen
- AusgabeElektronische Ressource
- Umfang1 Online-Ressource (XIX, 338, III, 284 Blätter)
- HochschulschriftBergische Universität Wuppertal, Dissertation, 2015
- SpracheDeutsch
- DokumenttypDissertation
- URN
- Das Dokument ist frei verfügbar
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- Nachweis
- Archiv
- IIIF
Deutsch
Die Zusammenhänge zwischen Merkmalen der Arbeitsumwelt, dem Erleben und Verhalten von Beschäftigten sowie deren Gesundheitszustand sind sehr tiefgehend erforscht. Dementsprechend wird vom Arbeitsschutzgesetz bestimmt, dass psychische Belastungen in der Gefährdungsbeurteilung zu berücksichtigen sind. Psychische Belastung entspricht dabei psychisch wirksamen Merkmalen der Arbeitsumwelt (Arbeitsgestaltung, soziale Beziehungen in der Arbeit, Unternehmenskultur). Psychische Beanspruchung entspricht im Wesentlichen der Inanspruchnahme des Nervensystems und speziell des Arousal-Systems. Arousal bestimmt zum einen die Aufnahme- und Handlungsbereitschaft des Menschen (Aktivierung) und zum anderen die Bewertung der gegenwärtigen Situation (Valenz). Mit dem Arousal-Zustand gehen emotionale Befindenszustände einher, die sich mit Hilfe emotionaler Eigenschaftswörter messen lassen (Circumplex-Modell der Core Affects). Dominieren über einen längeren Zeitraum negative Befindenszustände, z. B. auf Grund häufiger oder andauernder Stressreaktionsprozesse, so ist mit Beeinträchtigungen psychischer Funktionen und der Gesundheit zu rechnen. Die beschriebenen Zusammenhänge sind Ausgangspunkt für die Klassifizierung arbeitsbezogener Beanspruchungsmuster. Psychische Beanspruchung wird mit Hilfe emotionaler Eigenschaftswörter gemessen und es wird auf Merkmale der Arbeitsgestaltung, Merkmale sozialer Beziehungen in der Arbeit (Zusammenarbeit, Führung), personale Ressourcen (gesundheitsbezogene Selbstwirksamkeit) sowie Gesundheitsindikatoren (körperliche Beschwerden, Fehlzeiten und Präsentismus) geschlossen. Insgesamt werden Erwartungswerte von 18 Kriterien mit Hilfe von 26 (EEB; Wieland, 2013) bzw. 9 (WSIB; Wieland & Hammes, 2014) emotionalen Eigenschaftswörtern prognostiziert. Hierzu kommen Methoden der Klassifikator-Induktion zum Einsatz. Es kann auf Mitarbeiterbefragungen mit Umfängen zwischen 794 und 1551 zurückgegriffen werden. Für alle 18 Kriterien konnte ein Klassifikator induziert werden, der über eine hinreichende Vorhersagegenauigkeit (im Mittel 72,1 %) verfügt. Hierbei genügen jeweils zwischen drei und fünf Eigenschaftswörter (Merkmalsselektion). Erwartungswerte der Kriterien lassen sich im Rahmen von 99,8 %-Vertrauensintervallen schätzen, die nicht mehr als 18 % der jeweiligen Gesamtskala einnehmen. Darüber hinaus kann ein generalisierbarer logarithmischer Zusammenhang zwischen diesem Schätzfehler und dem Stichprobenumfang festgestellt werden: Je kleiner die Stichprobe, umso größer ist der Schätzfehler. In 201 von 210 Fällen konnte festgestellt werden, dass tatsächlich gemessene Mittelwerte der 18 Kriterien innerhalb der durch die Klassifikatoren prognostizierten 99,8 %-Vertrauensintervalle liegen. Dies entspricht einer Quote von 95,7 %. Diese Validierung der Klassifikatoren erfolgte mit Stichproben (N = 7 bis N = 152), die nicht für die Induktion verwendet wurden. Für die praktische Anwendung wurde das „Wuppertaler Screening Instrument psychische Beanspruchung – Profilanalyse“ als Internet-Anwendung entwickelt. Dieses verwendet das neun Items umfassende WSIB (s. o.) als Messinstrument. Beanspruchungsprofile werden mit Hilfe der induzierten Klassifikatoren ausgewertet. Die Auswertung resultiert in einem Profil geschätzter Erwartungswerte und 99,8 %-Vertrauensintervalle. Für jedes der 18 Kriterien aus den Bereichen Arbeitsgestaltung, soziale Beziehungen, personale Ressourcen und Gesundheitszustand kann somit ein entsprechender Gestaltungsbedarf eingeschätzt werden.
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