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- TitleNr. 17, Notizbuch mit Fadenheftung und schwarzem Leineneinband, mit eigenhändigem Titel: Religionsphilosophie. Abriß für Vorlesungen 1891., Umfang: 106 S., davon beschrieben: 80, Textbeginn auf Bl. 1r, hs. (dt. Schrift), schwarze Tinte, Maße: 16,8 x 10,6 cm, Universitätsbibliothek der Tohoku Universität Sendai (Japan): II, A 2–2 WW 1, 17
- ParticipantsAbubacer ; Albertus Magnus ; Anaxagoras ; Anthony Ashley Cooper, 3. Earl of Shaftesbury ; Anthony Collins ; Antisthenes ; Aristoteles ; Auguste Comte ; Aurelius Augustinus ; Averroes ; Baruch de Spinoza ; Basilides ; Carsten Voswinkel ; Caspar Schwenckfeld ; Christian Wolff ; Cicero ; Daniel Defoe ; Dante Alighieri ; David Hume ; Demokrit ; Empedokles ; Enemeros ; Epikur ; Fausto Sozzini ; Flavius Justinus ; Francis Bacon ; Friedrich Albert Lange ; Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher ; Friedrich Wilhelm Joseph Schelling ; Georg Wilhelm Friedrich Hegel ; Gottfried Wilhelm Leibniz ; Henry St. John, 1. Viscount Bolingbroke ; Heraklit ; Herbert Spencer ; Herbert von Cherbury ; Hermann Samuel Reimarus ; Hertzog ; Ibn Tofail ; Immanuel Kant ; Irenaeus ; Isaak Newton ; Jakob Böhme ; Jakob Friedrich Fries ; Jean Bodin ; Jean-Jacques Rousseau ; Johann Friedrich Herbart ; Johann Gottlieb Fichte ; Johannes Duns Scotus ; John Locke ; John Toland ; Karl Christian Friedrich Krause ; Karpokrates ; Kerdon ; Kerinthos ; Kritias ; Leilo Sozzini ; Ludwig Feuerbach ; Ludwig Thomas ; Marcion ; Marsilius ; Martin Luther ; Matthew Tindal ; Meister Eckhart ; Moses Maimon ; Nikolaus von Kues ; Origenes ; Paulus ; Philipp Melanchthon ; Philodem ; Philolaos ; Philon ; Pierre Bayle ; Platon ; Plotin ; Prodikos ; Protagoras ; Pythagoras ; René Descartes ; Robert Boyle ; Samuel Clarke ; Saturninus ; Sebastian Franck ; Solon ; Sophokles ; Taurellus ; Theodoros ; Thomas Browne ; Thomas Hobbes ; Thomas Morus ; Thomas Wollston ; Valentin Weigel ; Voltaire ; Wilhelm von Ockham ; Xenophanes ; Xenophon
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- Physical LocationUniversitätsbibliothek der Tohoku Universität Sendai (Japan)
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Nr. 17[1], Notizbuch mit Fadenheftung und schwarzem Leineneinband, mit eigenhändigem Titel: Religionsphilosophie. Abriß für Vorlesungen 1891., Umfang: 106 S., davon beschrieben: 80, Textbeginn auf Bl. 1r, hs. (dt. Schrift), schwarze Tinte, Maße: 16,8 x 10,6 cm, Universitätsbibliothek der Tohoku Universität Sendai (Japan): II, A 2–2 WW 1, 17
Abriß für Vorlesungen 1891.
Einleitung[e].
Religionsphilosophie – Philosophie der Religion.
Aber bei Leibe nicht philosophische Religion!
Nicht als ob die Philosophen sich berufen fühlten, zu lehren was rechte, wahre Religion sei; als ob sie aus wissenschaftlicher Untersuchung eine neue Religion hervorbringen wollten.
Vestigia terrent[f][2]! Der Neuplatonismus eine solche Gelehrtenreligion, die sich impotent erwies, obwohl sie Fühlung bei allen möglichen äußeren Formen der wirklichen Religion sucht. Eine Gemeinde kann eine Theologie schaffen, aber eine Philosophie kann keine Gemeinde schaffen. Das ist das Geheimniß des Sieges von Origenes[g] über Plotin[h].[i] Und ebenso die Gelehrtenreligionen des 18. Jahrh[underts], die Naturreligion, der Deismus.
Das Mißgebilde der gemeindelosen Religion.
Davon keine Rede: Parallele des Naturrechts.
Philosophisches Recht statt Philosophie des Rechts. Das wahre Recht. Das Recht wie es sein sollte.
D. h. das Recht, wie es nach Ansicht des Herrn Prof. X. sein sollte.
So sollte auch die Religionsphilosophie nicht lehren, wie die Religion nach der Meinung des Herrn Prof. X sein sollte. Das hätte höchstens Interesse als biographische Curiosität.
Was ungefähr so wäre, wie wenn Kunstphilosophie selbst die „wahre“ Kunst produciren wollte.
Das hat Rechtsphilos[ophie] und Religionsphilos[ophie] discreditirt.[j]
Gegenstand der Rel[igions]-Philos[ophie] ist nur die wirkliche Religion. Aufgabe ist, diese wirkliche Religion philosophisch zu begreifen. Was Religion? Was philosophisch begreifen?
1) Keine Definition, die man aus der Pistole schießt, mit der man den Leuten ins Gesicht springt.
Definition ist Ergebniß.
Anfangs noch keinen Begriff, sondern die Vorstellung aus der Erfahrung aufnehmen, die jeder hat.
Es schadet noch für den Anfang nichts, wenn diese Vorstellung |[k] in ihrer Unbestimmtheit und in ihrer ganzen Variabilität aufgenommen wird.
Doch ist Einiges anzumerken, damit der Gegenstand in der ganzen Breite erfaßt wird, die er in der Erfahrung einnimmt.
Religion zunächst als Innenleben, – seelischer Vorgang.
Als solcher Vorstellung, ein Erkennen und Wissen; aber gefährlich, dies als Hauptsache anzusehen, wie es von Seiten der Wissenschaft häufig geschehen.
Das ist auch ein Fühlen, Ergriffensein; und ebenso ein[l] inneres Wollen und Vollbringen.
Aber auch ein Außenleben: nicht nur in dem Handeln, das aus solchem Wollen direct folgt.
Sondern in äußerer Bezeugung als spec[ifisch] religiöse Handlung, d. h. als Cultus.
So also[m] volles ganzes Leben.[n]
Eben deshalb aber nicht individuell, sondern social.
Ausnahmen so gut möglich, wie der Rückgang auf’s bloße Fühlen: Mystik; aber Gesammterscheinung: Gemeinde.
Äußere Organisation: historisch bedingt. Wir erfahren die Religion als Mitglieder einer Gemeinschaft, einer besonderen Religion.
Eine Erscheinung des gesellschaftlichen Lebens.
Und noch mehr will sie sein; sie greift immer hinaus über den Kreis der irdischen Erfahrung.
Ein Verhältniß zu höheren Mächten, zu den innersten Kräften und Gründen der Wirklichkeit, zu Gott.
Es ist also metaphysisches Leben.
Alle diese Momente gehören dazu. Trennbar. In den verschiedenen Erscheinungsformen der Religion verschieden betont und gegeneinander abgestuft; aber zum Ausgangspunct muß ihre Gesammtheit genommen werden. |[o]
Wie nun dies begreifen?
Zunächst theologisch[p], indem der Lebensinhalt jeder einzelnen religiösen Gemeinschaft festgestellt, in logischer Ordnung vorgetragen wird. In gewissem Sinne beschreibende Wissenschaft.
Eine Dogmatik hat einfach festzuhalten, was geglaubt, was als Pflicht angesehen wird und an Handlungen, Cultusformen das wirkliche Gemeindeleben ausmacht.
Vergleichung der Ursachen[q]. Ersteres psychologisch[r]. Die theoretischen und praktischen Motive des Individuums: besonders die Mystiker, die das Wesen der Religion im direkten Verkehr der Seele mit Gott sehen und die Gemeinde umgehen.
Ibn Tofail’s[s] Naturmensch[3]. Robinson[4].
Und doch steckt in denen in potentia[t] eine ganze Gesellschaft und Geschichte.
Zunächst Socialpsychologie[u]. Religion Erscheinung des menschlichen Gattungslebens.[v] Gemeinde und Kirche. Religiöse Urform des Gesellschaftsdaseins. Erst später Differenzirung von Staat und Kirche. Daraus erwächst die freiere Stellung des Individuums – aber sie setzt den allgemeinen Hintergrund voraus.
Alle Individualreligion schmeckt[w] nach einer Gemeinde (Spinoza[x]), alle Naturreligion nach einer positiven (Deismus).
Aber die Socialpsychologie zeigt selbst, daß die Erscheinung jedesmal historisch bedingt ist, sie setzt einen geschichtlich gewordenen Kreis von Vorstellungen, Gefühlen, Beziehungen, Handlungen und Verhältnissen voraus.
Danach also historisches[y] Verständniß der positiven Religionen. Religionsgeschichte[z]. Aufzeigung der genetischen Processe. Allgemein culturgeschichtlich. Charakter der Völker, Beschaffenheit, ihres Wohnsitzes, ihrer Beschäftigungen, ihrer Lebensphäre. Bestimmende Ereignisse. Beziehungen zu andern Völkern. Erlebnisse – Wirkung der Persönlichkeiten. Religionsstifter. |[aa]
Vergleichende Religionsgeschichte. Gegenseitige Erläuterung und Erklärung der verschiedenen Religionen: Grundlage der sociologischen Betrachtungsweise. Naturreligion und Kulturreligion: Chantepie de la Saussaye[ab], Lehrb[uch] der Rel[igions-]Gesch[ichte] 2 Bde. Freib[urg][ac] 87/89.
Endlich metaphysisch[ad].[ae] Religionslehre – Weltstellung des Menschen. Begreifen seiner Beziehung zu Gott. Begründung derselben. Durch allgemeinste Principien der wissenschaftlichen Weltanschauung.
Pflegt[af] sich in jeder Dogmatik einzustellen. Aus apologetischen Gründen. Anspruch auf alleinige Wahrheit, den mehr oder minder sicher und energisch[ag] jede Rel[igion] erhebt, nur philosophisch-metaphysisch begründbar. Auch wo es durch einen historischen Act der Offenbarung geschieht, wurzelt doch dieser wieder in metaphysischer Grundansicht.
Das wäre nur recht gut, wenn es irgendwo eine solche wissenschaftliche Metaphysik gäbe, als deren Spitze die Rel[igions]-Ph[ilosophie] auftreten könnte. Viel versucht, aber leider nicht geleistet. Und so basirt sich eine metaphys[ische] Rel[igions]-Ph[ilosophie] auf eine Schulmeinung.
Das will ich Niemanden zumuthen und kann ich nicht, weil ich solche Metaphysik nicht besitze.
Nicht theologisch, nicht[ah] psychologisch, nicht historisch, nicht metaphysisch. Was aber dann philosophisch begreifen?
Philos[ophie] als kritische Wissenschaft.
Das Leben der menschlichen Vernunft als zweckvoll zusammenhangendes System von Functionen.
Anspruch auf Allgemeingiltigkeit.
Logisch, ethisch, aesthetisch. Die normativen Functionen.
Wahr, gut, schön. Das Heilige.
Ist es ein Besonderes neben jenen drei?
Es reicht thatsächlich alle drei hinein: Religion als Wahrheit, als Sittlichkeit, als Kunst. |[ai]
Erkenntniß[aj], Leben, Gestaltung.
Und doch ein Mehr als alle drei. Nicht damit erschöpft.
Bewußtsein eines Hinausragens über jene Lebenssphären. Einer Unzulänglichkeit der menschlichen Bethätigung in ihnen und einer nothwendigen Ergänzung.
Ein übermenschlicher Ursprung des Heils. Das ist das Heilige.
Dies muß aus dem Wesen der Vernunft selbst verstanden werden; seine Begründung muß in dem teleologischen System der Vernunft selbst gesucht werden.
Dann läßt sich begreifen, was darin a priori, d. h. allgemein und nothwendig gilt.
Ob darin etwas steckt, was über logische, ethische, aesthetische Wahrheit hinausreicht.
Man hat unter Relig[ions]-Ph[ilosophie] allg[emein] giltige Erkenntniß – Moral – Gefühlsweisen gesucht. Wir hoffen zu zeigen, daß sie noch etwas Besonderes darthut.
Daß Wahrheit, Sittlichkeit und Schönheit in der religiösen Form über logische, ethische, aesthetische Principien hinausreichen und dabei doch eine normative, allgemeine und nothwendige Geltung bewahren.
Von hier fällt dann der Blick darauf, zu verstehen, in welcher Weise die verschiedenen Religionen diese Aufgabe lösen. Dies vorläufig und später genauer auszuführen.
Vorher aber eine Uebersicht über die Geschichte der Rel[igions]-Ph[ilosophie] zu geben, um die verschiedenen Gesichtspuncte historisch sich entwickeln zu lassen.
Nicht in das Detail zu gehen, nur Principien aufzuzeigen.
Für die neuere Litteratur gut gesorgt durch B[ernhard] Pünjer[ak], Gesch[ichte] d[er] christl[ichen] Rel[igions]-Ph[ilosophie] seit der Renaissance 2 Bde. 1880/83, für frühe, weniger veraltet J[ohann] Berger[al], Gesch[ichte] d[er] Rel[igions]-Philos[ophie] 1800, mehr noch bei F[riedrich] Stäudlin[am], Geschichte und Geist des Skepticismus Leip[zig][an] 1794 f., seit Lessing, O[tto] Pfleiderer[ao], Rel[igions]-Ph[ilosophie] auf gesch[ichtlicher] Grundl[age] I. Berlin[ap] 1878[aq]. |[ar]
Geschichte[as].
Erste Berührung zwischen Ph[ilosophie] und Rel[igion] feindlich.
Philos[ophie] will eine Erkenntniß sein, Erkenntniß der Dinge. Betrachtet daher Rel[igion] zunächst von der Seite, wo diese auch Erkenntniß sein will, – behandelt sie wesentlich als Erkenntniß.
Ein bis auf den heutigen Tag wirksamer Anfang.
Dabei entwickelt sich Ph[ilosophie] selbst aus rel[igiösen] Vorstellungskreisen, löst sich ab, erkennt ihre Verschiedenheit, – und beide werden in dieser Hinsicht dauernd Concurrenten.
Prüfung[at] der Philos[ophie]: Lehrt die Rel[igion] Wahres – wo nicht, so kann sie nicht gelten, wird sie bekämpft.
Beurtheilung der Rel[igion] nach ihrer Uebereinstimmung mit wissenschaftlicher Metaphysik.
Ablösung vom Mythischen, indem an die Stelle der Erzählung die Auffassung des bleibenden tritt.
Statt des Einmaligen das Ewige.
Ausgangspunct die Kosmogonien.
Vom Concreten zum Abstracten. ἄπειρων[5]. Bezeichnet als τὸ δειον[6].
Der metaphysische Gottesbegriff: die historisch perpetuelle[au] Homogenie. Ihre Bedenklichkeit und ihre Begründetheit.[av]
Xenophanes[aw] und sein unklarer Monotheismus.
Halb pantheistisch, halb theistisch.
Bekämpfung des Polytheismus und des Anthropomorphismus.
Gott einheitlich, ewig, unveränderlich, über alles Endliche Erhaben, absolut Geistig.
Superlativbeweis: das κράτιστον[7] und βέλτιστον[8] kann nur eins sein.
εις ϑεὸς ἔν τε ϑεοισι[ax] καὶ ἀνϑρώποισι μέγιστος[9]
Ablehnung und doch noch Anerkennung der „Götter“.
Jeder stellt die Götter so vor wie sich selbst: Neger schwarz und plattnasig, Thraker blauäugig und rothhaarig.[10] |[ay]
ἀλλ' εἴτοι χεῖράς γ’εἶχον βόες ἠὲ λέοντες
ἢ γράψαι χείρεσσι καὶ ἔργα τελεῖν ἅπερ ἄνδρες,
ἵπποι μέν ϑ' ἵπποισι βόες δέ τε βουσὶν ὁμοίας
καί κε ϑεῶν ἰδέας ἔγραφον καὶ σώματ’ ἐποίουν
τοιαῦϑ’ οἷόν περ καὐτοὶ δέμας εἶχον ὅμοιον.[az][11]
πάντα ϑεοῖσ' ἀνέϑηκαν Ὅμηρός ϑ’ Ἡσίοδός τε,
ὅσσα παρ' ἀνϑρώποισιν ὀνείδεα καὶ ψόγος ἐστίν,
oἳ πλεῖστ' έφϑίγξαντο ϑεῶν ἀϑεμίστια ἔργα
κλέπτειν μοιχεύειν τε καὶ ἀλλήλους ἀπατεύειν.[12]
Absolute übermenschliche Geistigkeit, dabei doch auch Weltkörper. Später gehen Mythos und Philosophie ruhig neben einander her. So bei Pythag[oras,] Philolaos,[ba] Empedokles und Heraklit[bb], der es jedoch liebt, seinen Begriffen mythische Bezeichnungen unterzulegen.
Götter als Theile der producirten, vergänglichen Welt; namentlich Gestirne, so auch bei den Atomisten: die Götter in den Intermundien.
Pythag[oreische] Reformation.
Der theogonischen Dichtung folgt die gnomische.
Moralische Ausdeutung der Mythen und Mythosgestalten.
Ethischer Monotheismus. Solon[bc].
Schule des Anaxagoras[bd]; ähnlich theilweise Demokrit[be]; ebenso ältere Sophisten, Prodikos[bf]. Wachsender Unglaube der Aufklärung. Skepsis. Protagoras[bg] erklärt, von den Göttern nichts aussagen zu können. Verschiedenheit der Religionen.
Atheismus bei dem Hedoniker Theodoros[bh][bi].
Aber der Unglaube verlangt psychol[ogische][bj] Erklärung des Glaubens. Prodikos durch Naturverehrung: das Nützliche – Fixsterne[bk], Flüsse, Quellen, Brod[bl], Wein, Wasser, Feuer.
Dem fügen später die Epikureer das Princip der Furcht hinzu. Schon Demokrit [bm]führt den Glauben auf den Eindruck ungewöhnlicher Naturerscheinungen zurück. Epikur[bn] sieht in ihm die Folge der Unkenntniß: Wissenschaft soll ihn deshalb aufheben und den Menschen von der thörichten Furcht befreien.
Eine andre Erklärung ist die durch Ahnen- und Heorenkult: Der Hedoniker Enemeros[bo]. |[bp]
Noch[bq] andern Gesichtspunct entwickelt die Sophistik: φύσις[13] und ϑέσις[14].
Religion als conventionell, als Menschenwerk, aus Interesse erfunden[br].
Kritias (Sext[us] Emp[iricus, Adversus] Math[ematicos] IX, 54:) ψευδεῖ καλύψας τὴν ἀλήϑείαν λόγῳ[15]. „Ein kluger und erfinderischer Mann!“[16]
Im Gegensatz dazu fragt der Kynismus nach „natürlicher Religion[bs].“
Tugend das allein Erstrebenswerthe – Schlechtigkeit zu fliehen.
Alles Andre ἀδιάφορα[17]. Dazu alles Conventionelle und somit auch alle positiven Religionen.
Daneben abstracter Monotheismus: populares deos multos, naturalem unum esse: Antisthenes.[bt][18]
Näheres darüber unbekannt. Cicero[bu] citirt es nach Philodem[bv] aus der Schrift des A[ntisthenes] περὶ φύσεως[19]. In derselben Richtung deutet die Weiterbildung bei den Stoikern[bw].
Inzwischen[bx] die reformatorische Schule des Sokrates.
Vereinigung des philos[ophischen] Monotheismus mit dem populären Polytheismus.
Bei skeptischer Metaphysik und teleologischer Lebensansicht leicht begreiflich. Die Götter – und Gott.[by]
Doch ist es unsicher, wieviel Platon und Xenophon[bz] eigne Ausdrucksweise hineingebracht.
Die teleologische Theologie der Memorabilien ist stoisch.
Für Platon[ca] ist Philosophie = Religion. Verhältniß des Menschen zum wahrhaft Seienden. Gott = Idee.
Idee des Guten – Ideenwelt.
Gott als ἀιτία[cb], die wirkende Kraft als δημιουργός[20] mythologisirt. Die Gestirne und sonstige „gewordene Götter“ oder „sichtbare Götter“ im Gegensatz zum Uebersinnlichen.
Die mythische Religion soll im Staate aufrecht erhalten werden; gilt selbst für den 2. Stand: Aber ethische Reform. In den Gesetzen[21] noch conservativer. Gegen die Dichter![cc] |[cd]
Aristoteles’[ce] reiner Monotheismus der ϑεωρία.
Der gegen die Welt und deshalb auch gegen das religiöse Leben indifferente Gott: ebenso die Gestirngeister.
Glaube als ἐνϑεάζω[cf][22] nicht ohne Wahrheit.
Populärer Gottesbeweis. Psychologische Nothwendigkeit des Anthropomorphismus; sociale und politische Mythenerfindung. Sehr viel kühler und aufklärerischer als Platon[cg].
Alles vereinigt sich in der Rel[igions-]Ph[ilosophie] der Stoiker.
Ihre Theologie: Gott und die Untergötter: seine Kräfte und Äußerungsweisen. 1) Gestirne 2) Elemente 3) Nützliche Dinge überhaupt. 4) Heroen. 5) Dämonen; Mantik und Theurgie. Das Princip der altgriechischen Deutung systematisch: λόγος φυσικός[23] der Mythen. Etymologien.
Die Religion der Dichter[ch], der Staatsmänner und der Philosophen – wobei die eigentliche, die wirkliche Religion, die der Gemeinde und des Volks unter den Tisch fällt.
Theoretische Stellungnahme – das Uebrige Accommodation.
Die theoretischen Probleme, Widersprüche des Glaubens in der Litteratur scharf verfolgt: Willensfreiheit und Weltvollkommenheit.
Die Theodicee wird zum unerlässlichen Bestandtheil der religiösen Ueberzeugung.
Meine Geschichte § 16.[24]
Metaphysischer Unismus und ethisch-religiöser Dualismus. Gott als Ursache alles[ci] Geschehens und der Mensch als Ursache des Bösen.
Skeptisch-epikureische Dysteleologie.
Physisches[cj] Uebel als ethisch zweckmäßig.
Ethisches Uebel[ck] als Gegensatz nothwendig und im Zusammenhang des Ganzen nur scheinbar und vorübergehend.
Dieser Intellectualismus über den Haufen geworfen durch die wirkliche Religion.
Griechische Mysterien und orientalische Religionen, Judenthum und Christenthum.[cl] |[cm]
1)[cn] Bedürfniß des mystischen[co] Denkens[cp] nach Offenbarung und Autorität.
Uebervernünftige Identität[cq] von höchster Erkenntniß und Offenbarung.
Zunächst individuell die religiösen und philosophischen Gründer[cr].
Pythagoras. Platon. Moses.[cs]
Neupythagoreer. Alexandrinische Philosophie.
2)[ct] Philon. Die negative Theologie.
Gott über alles Denkbare und Faßbare hinausgesetzt. Absolute Transcendenz.
Einzelne Kräfte = Engel = bekannte Gestalten des bisherigen religiösen Lebens.
Peripatetisch-stoische Unterscheidung von Wesen und Kraft.
Assimiliation der hebräischen Engellehre.[cu]
Λόγος. Schwanken zwischen ideeller und practischer, philosophischer und religiöser Auffassung.
3)[cv] Der negativen Theologie entspricht die mystische ἔκστασις[25].
Religion als specifische Function, über alle sonstige Seelenthätigkeit hinaus gehoben, – mehr als Vorstellen, Fühlen, Wollen.
Undefinirte Ueberschwenglichkeit des Schauens, Liebens und Seeligseins – Deificatio[cw][26]. (Philon – Plotin[cx])
Echter metaphysischer Zug, der sich aber aller empirischen Wirklichkeit entfremdet.
Man möchte eignes Organ für die Religion haben – dann es aber nicht beschreiben. Negativ wie das Objekt.
Sublimirteste Form der Religiosität.
Aber reinste Verinnerlichung[cy] und Vergleichgiltigung gegen alle äußere Erscheinung.
Keine wissenschaftliche Religion, aber eine erst recht exclusiv gesteigerte, rein individuelle Religion.
Das Unaussagbare zum alleinigen Inhalt der Religion gemacht. |[cz]
Der lebendige Quell[da] eines neuen religiösen Lebens im Christenthum.
Früh das Bedürfniß, von der πίστις[27] zur γνῶσις[28] überzugehen.
Schon bei Paulus, eben gerade er erwähnt auch häretische Gefahr (I Kor[inther] 8 u[nd] 13).
Sie wuchs durch Berührung mit der alten Philosophie.
Gerade wegen der Vieldeutigkeit derselben (Stoa, Platonismus, später Neuplatonismus).
Die Apologeten. Das Christenthum als die wahre Philosophie bei Justin[db].
Vernunft = Offenbarung.[dc] Platon[dd] als Plagiator v[on] Moses[de]. Das Evangelium als höchste Offenbarung, die alle früheren überflüssig macht.
Religion als Erkenntnis und Moralität: ἐντολὴ καινὴ[29].
Höherer Icarus[df]-Schwung bei den Gnostikern.
Religion als Weltinteresse und Weltgeschichte – als Weltleben.
Theosophische Speculationen hier gleichgiltig.
Religionsphilosophische Geschichtsanschauung.
Kampf der Religionen und der Götter.
Die Weltgeschichte als Theomachie.[dg]
1) Eigenthümliche Stellung des meist als Demiurg eingeführten Judengottes.
Ablösung des Christenthums vom Judenthum vollzieht sich symbolisch in der Unterscheidung Jahwe’s[dh] vom höchsten (philonischen) Gott.
Schon Kerinthos[di] lehrt, nur der erstere habe sich durch Berührung mit Materie beflecken können.
Marcion[dj] wie Kerdon[dk][dl] nennt jenen gerecht, diesen gut.
Saturninus[dm] faßt den Demiurgen als Haupt[dn] der rebellischen Planetengeister. Offenbarung in Jesus als Kampf gegen ihn. Basileides[do] lehrt die Erlösung auch des Judengottes. Auch Karpokrates[dp][dq] faßt ihn als einen der gefallenen Engel, welche eigne Religionen, d. h. Weltreiche stiften, |[dr] in[ds] denen sie sich verehren lassen und einander bekämpfen.
Jesus bringt die universale Religion des höchsten Gottes.
2) Die zentrale Stellung, welche die Persönlichkeit Jesu in dieser theomachischen Weltgeschichte einnimmt.
Kampf der Weltreiche (Apokalypse).
Jesus zieht[dt] mit den himmlischen Heerscharen aus zur Bekämpfung Lucifers[du], des Demiurgen etc.[dv]
Dualismus von Gut und Böse als metaphysischer Hintergrund.
Mani[dw], Geist und Materie.
Ueberwindung des Bösen durch das Gute.
Befreiung des vereinten[dx] Guten.
3) Erlösung als Wesen des religiösen Weltkampfs.
Die Gegensätze des Guten und Bösen als streitende Weltmächte.
Der Mensch mit seinem ganzen Geschick darin verflochten.
Metaphysische Bedeutung der Persönlichkeit.
Dieselben Grundvorstellungen mit Abstreifung der phantastischen Metaphysik beherrschen auch die orthodoxe Auffassung vom Wesen der christlichen Religion.
Die gefallene Seele[dy] und der Kampf um ihre Erlösung.
Religion ist sich-erlösen-lassen; die Welterlösung sich aneignen.
Die Gemeinschaft der Erlösten. Das christliche Siegesbewußtsein – der Gegensatz gegen die „Welt“.
Das begriffliche Wissen[dz] davon, als philosophische Formulirung des Glaubens ist die Theologie.
Die Alexandrinische Katechetenschule: γνῶσις.
Auch hier (Origenes[ea]) exclusive Tendenz, Aristokratie des Geistes.[eb]
Hyliker, Psychiker, Pneumatiker.
Offenbarung als Erziehung: Irenaeus[ec]. Judengott = höchster Gott.[ed] Die volle Offenbarung der Zukunft: das ewige Evangelium! Origenes[ee]. |[ef]
Religion[eg] ein Leben von Person zu Personen: das ist das Wesentliche im Christenthum.
Die Auffassung der Gottheit als absoluter Persönlichkeit.
Darin gerade Gegensatz des Neuplatonismus.
Durchführung des stoischen Pantheons in metaphysisch-phantastischem Rahmen. Theurgie. Ekstasis. Individuelle Versenkung.
Im Christenthum das Menschengeschlecht.
Die Heilsanstalt der Kirche.
Für die neuplatonische Mystik[eh] ist Religion ein individuelles Leben in Gott, für die christliche Lehre ist Rel[igion] Aneignung der Heilsmittel der Kirche.
Diesen Gedanken, Religion = Kirchenleben hat Augustin[ei] eingeführt. Erbsünde etc.[ej]
Seine Geschichtsphilosophie. Civitas dei[ek] und das Reich der Welt.
Im Mittelalter[el] wuchs das Interesse an wissenschaftlicher Betrachtung der Religion aus der Vergleichung.
Arabische Wissenschaft: Neuplatonische Einflüsse.
Die wissenschaftliche Religion: esoterisch. Averroes und Maimonides[em].
Der bildlich-sinnliche Charakter der positiven Religion.
Aristoteles als Stifter der wahren Religion.
Abubacer (Ibn Tophails)[en] Naturmensch
Natürliche und geoffenbarte Religion. Zweifache Wahrheit.
M[ax] Maywald[eo], Lehre von der z[weifachen] W[ahrheit]. Berlin[ep] 1871.
Ihre Bedeutung.
Immer die Frage? Sind die Lehren wahr![eq]
Natürliche und geoffenbarte Religion bei Albert und Thomas[er].
Lumen naturale[es].
Immer stärkere Einschränkung der natürlichen Theologie.
Duns Scotus[et]. Zeitlicher Anfang der Welt und Unsterblichkeit schon Mystik[eu].
Theologie als praktische Wissenschaft[ev]. Religion als Willensbethätigung?
Noch mehr bei Occam[ew]. Vergleichgiltigung der Wissenschaft gegen die Religion. Kirchenpolitischer Dualismus, Dante, Marsilius[ex] (gegen Thomas), |[ey] und[ez] der Religion gegen die Wissenschaft: Docta ignorantia[fa][30].
Meister Eckhart: Nic[olaus] Cusanus[fb].
Religion als mystisches Ueberleben.
Auseinandersetzung der Philos[ophie] mit der Religion Thema der nächsten Zeit.
Völlige Sonderung im Interesse der Wissenschaft.
Religion ist übersinnlich-überirdische Lebenswirklichkeit.
Offenbarungswelt und natürliche Welt gesondert.
Das Thun der Orthodoxen und der Mystiker im Interesse des Glaubens, der Philosoph[ie] im Interesse der Wissenschaft.
So Bacon’s[fc] Betonung der Vernunftwirklichkeit der Dogmen.
Je absurder, um so verdienstvoller der Glaube.
In der Wissenschaft traut man seinen Augen und seiner Vernunft, – in der Religion Gott und dessen Offenbarung.
Das Boot und das Schiff[31].
Er besteigt das Schiff bei feindlichen Angelegenheiten; sonst fährt er auf seinem Boot.
Verlangt aber eben deshalb auch, dass die Wissenschaft der Religion nicht hineinredet.
Es gibt keine Naturreligion, keine wissenschaftliche Religion.
Wissenschaft ist Naturalismus.
So auch Decartes[fd]: Große Vorsicht: aber er braucht doch den Gottesbegriff.
Das thut Hobbes[fe] nicht. Sein Materialismus, sein Empirismus, sein Anthropologismus.
Bacon’s[ff] Spielregeln und Hobbes’[fg] Pillen[32].
Sie schaffen sich die Religion vom Leibe, reden so wenig wie möglich davon. Nur negativ.
Kein Versuch, die Religion zu würdigen oder zu verstehen.
Anders im Protestantismus.
Ein ursprünglicher Gegensatz, der durch denjenigen der Persönlichkeiten von Luther und Melanchthon[fh] typisch charakteristisch ist. |[fi]
Luthers Anregung der Gnade durch den Glauben. (Augustin)[fj]
Glauben Hingebung der Persönlichkeit an Jesum.
Aber an den historischen Jesus.
Offenbarung. Unmöglichkeit der menschlichen Erkenntniß.
„Die eitel Wettermacherin Vernunft“ –„Frau Hulde des Teufels Hure.“[33]
Die doppelte Wahrheit vertheidigt.
Breitere (thomistische) Ausdehnung der weltlichen Theologie bei Melanchthon[fk]: aber wahre Erkenntniß immer erst aus der Offenbarung.
Idee der freien, sittlichen Persönlichkeit. Ethisirung der Religion.
Nimmt man zu diesen beiden das Moment des Staatskirchenthums hinzu, so hat man die drei Motive, aus deren Verschiebung die Entwicklung des Protestantismus sich ergab.
Dies staatskirchliche Moment bildet ein großes Interesse in der Litteratur des 16. u[nd] 17. Jahrhunderts.
Sehr interessante Verschiebungen zwischen den verschiedenen Parteien.
Das kirchenpolitische Moment in der Auffassung der Religion. Im Zusammenhang mit der Staats- und Religionsphilosophie. Bei den Protestanten Staat als eigne göttliche Lebensordnung. |[fl]
Bei den Katholiken der Staat möglichst degradirt als Produkt menschlicher Interessen.
Als auflösbarer Vertrag.[fm]
Sanction erst durch die Kirche.[fn]
Omnipotenz des Staates bei Hobbes. Leviathan[fo].[34]
Auch hier Staat Menschenwerk, aber er hat nichts über sich, Alles unter sich.
Rein naturalistisch. Der Mensch im Naturzustande.
Bellum omnium contra omnes[35][fp].
Vertrag. Uebertragung aller Rechte an die Regierungsgewalt. An Einen.
Dessen Bestimmung macht die superstitio[fq] zur religio[fr][36].
H[obbes]’ religiöse Gleichgiltigkeit ist damit einverstanden, daß, damit das Theologengezänk und die Verfolgungen und Bürgerkriege aufhören, irgend eine der Privatmeinungen (welche ist ja ganz gleich) zur allein herschenden erklärt wird.
Cuius regio eius religio.[fs][37]
Je indifferenter Jemand ist, um so leichter wechselt er die Confession.
Die Zugehörigkeit zu der einen oder der andern ist doch nur auf äußere, politische Gründe gestellt.
Die Religion als Polizeimacht. |[ft]
Dieser Theorie[fu] entsprach die historische Praxis in weiter Ausdehnung. Ein trauriges Kapitel der Geschichte: Unduldsamkeit der protestantischen Parteien auch gegeneinander.
Das rief im Gegensatz die Toleranzbewegung hervor.
Auch deren Ursprünge sehr verschieden.
Zunächst schreien danach überall die unterdrückten Minoritäten: Kommen sie zur Herrschaft, so legen sie weniger Gewicht darauf.
In anderm Sinne sind die Gleichgültigen, Ungläubigen tolerant. Privatmeinungen[fv] soll man solange sich selbst überlassen, wie sie nicht den Frieden des Staats stören. Das ist in kirchenpolitischer Hinsicht die Ansicht Spinoza’s[fw] im Tractatum theologico-politicus (1670).
Staat hat sich um die Religionen nicht zu kümmern, wenn sie nicht in ihn übergreifen: dann hat er sie in ihre Schranken zurückzuweisen.
Nach Toleranz verlangen endlich[fx] auch diejenigen, welche mehr oder minder gefühlswarm, eine überconfessionelle Religion vertreten.
Dahin gehören zunächst die deutschen Mystiker.
Sebastian Franck[fy], gest[orben] 1545, K[arl] Hagen, Deutschlands litterar[ische] und relig[iöse] Verhältn[isse] im Reformationszeitalter III [1844/1868], Cap[itel] 5.
Caspar Schwenckfeld[fz] † 1561.
Valentin Weigel[ga] (1533[gb]–1588). Libellus de vita beata[gc] 1606. Dialogus de Christianismo 1614 – J[ulius] O[tto] Opel, Leipzig[gd] 64.[38]
Jac[ob] Boehme (1575–1624). Aurora 1612[ge]. Von der Gnadenwahl 1623.
Am deutlichsten Franck und Weigel[gf].
Den erzählenden Dogmen zeitlose Wahrheiten, dem Einmaligen Einiges untergeschoben. Sündenfall, Erlösung nicht einmalige Thatsachen: Erlebnisse eines Jeden.
Der Buchstabe führt zu Haß und Verfolgung, der Geist zu Liebe und Einheit. An ihren Früchten sollt Ihr sie erkennen.[39] |[gg]
Tiefstes Wesen des Menschen nicht Wissen, sondern Wollen.
Religion nicht Meinung, sondern Leben –, nicht orthodoxer Glaube, sondern Liebe.
Nicht einmalig historische, sondern ewige Offenbarung.
Ein eigenthümliches Seitenstück dazu bietet der Socianianismus.
Leilo Sozzini[gh] (1525–1562) Fausto [Sozzini] (1539–1604). Ausbreitung im Osten Europa’s.
Otto[gi] Fock[gj], Der S[ocinianismus nach seiner Stellung in der Gesammtentwicklung des christlichen Geistes, nach seinem historischen Verlauf und nach seinem Lehrbegriff dargestellt] Kiel[gk] 1847. Hertzog’s[gl] Artikel[40] in seiner Encycl[opädie] XIV.
Rationalistische Beschränkung der Offenbarung auf das religiös wesentliche. Ablehnung des Metaphysischen.
Gegen die Trinität. Unitarier.
Versuche, die Religion auf das natürlich Erkennbare und Beschreibbare zu beschränken. Sane ratio[gm][41].
Nico[laus] Taurellus[gn] (1547–1606). Philosophiae triumphus[go] 1573. Schmidt-Schwarzenberg 1864[42].
Das Christenthum der Vernunft. Augustinische Lehren. Aber verschwommen, halb mystisch, unwirksam.[gp]
Energischer Thomas Morus[gq] (1480–1535) Utopia[gr] 1516.
Gemeinsamer Cultus der Utopier: allgemeinste Grundlagen alles religiösen Lebens. Glaubens- und Cultusfreiheit.
Das deutet sich jede Confession in ihrer Weise mit Hinzufügung besondrer Cultusformen.
Worin freilich jenes Allgemeine bestehen soll, nicht klar herausgestellt. Die Einheit der Naturreligion im Christenthum zusammengefaßt.[gs]
Aehnlich bei Jean Bodin[gt] (1530–1597). Sein Heptaplomeres ([hg. v.] Guhrauer Berlin[gu] 1841).
Juden, Heiden, Katholiken, Lutheraner, Reformirte, Mohammedaner, Urmensch (vorabrahfamitisch).
Geschichtsphilosophisch[gv]. Historisches Verständniß.
Einigung über gemeinsame Gottesverehrung – bestimmten Inhalt gewann[gw] dies durch die Naturwissenschaft. |[gx]
Das[gy] ist der Standpunkt des Deismus[gz] vor der Naturreligion.
John Toland (1670–1722) Christianity not mysterious 1696. Letters to Serena 1704. Pantheisticon 1720[ha].[hb]
Anfang pflegt man bei Herbert von Cherbury zu suchen 1581–1648. Tractatus de veritate prout distinguitur a revelatione, a verisimili, a possibili et a falso 1624. De Religione Gentilium, errorumque apud eos causis[hc] 1645.
κοιναὶ ἔννοιαι[43], consensus gentium[44], – fünf Grundwahrheiten.
1) Dasein Gottes mit seinen Eigenschaften.
2) Ihm gebührt Verehrung.
3) Diese Verehrung besteht in der Tugend.
4) Nothwendigkeit der Reue und Sühnung.
5) Postmortale Gerechtigkeit.
Positive Religion viel Zuthaten, noch ungeschickte Erklärungsversuche (Religiös[hd] embryonal sowohl natürlich als auch ϑέσις[45]).
Aehnlich Thomas Browne (1605–1681) Religio medici[he] 1642. Nur etwas skeptischer und unbestimmter.
Vereinbarkeit der Naturreligion mit der geoffenbarten conservativ vertreten durch J[ohn] Locke. Reasonableness of Christianity[hf] 1695. Liber scriptur, liber dictus[46].
Thomistisch[hg]. Uebervernünftig, nicht widervernünftig.
Ebenso Newton, Clarke etc.[hh]
Mechanismus und Theologie. Robert Boyle. Clarke’s Zwecksetzungen[hi]. Discourse concerning[47] of the being and attributes of God[hj] 1705. Die Maschinen.
Ebenso Leibniz[hk], Theodicee 1710. Correspondenz mit Bayle und Clark[hl].
Optimismus als Rechenprobe.
Seine harmonisirenden Versuche: Systema theologicum[hm]. |[hn]
Entfremdung gegen die positiven Religionen bei den eigentlichen Freidenkern. Zuerst John Toland[ho].
Hylozoismus. Naturalismus.[hp]
Anthony Collins[hq] (1676–1729) A Discours of free thinking 1713. Freidenker als Sekte auf dem Titel.[hr]
Woolston[hs].
Shaftesbury[ht].
Enthusiasmus.[hu]
Optimismus.[hv]
Teleologischer Beweis. Wolff.
Reimarus[hw].
Matthew Tindal (1656–1737) Christianity as old as the creation 1730
Bayle.[ia]
Hume[ib], Natural history of religion. Dialogues concerning natural religion.
Voltaire.[ic]
Ideen und Postulate.[if]
Vernunftglaube[ig]. Moraltheologie. Das Vernunftbedürfniß der Erlösung. Religion innerhalb der Grenzen [der reinen Vernunft]. § 3. Das radical Böse. Umkehrung der Triebfedern: Idee der Wiedergeburt. Das Böse nicht empirisch – vorempirisch: „angeboren“. Hang zum Bösen. Aber nicht geerbt –, sondern nicht frei und nicht Schuld.
Der Glaube an die göttlichen Gnadenwirkungen.
Kampf der Principien.
Glaube an den Sohn Gottes. Idee der Menschheit.
Moralisches Ideal[ih]. Der sündlose Mensch. |[ii]
Nach Kant[ij] großes Interesse an Religionsphilos[ophie][ik].
Deutsche Philosophen fast alle verdorbene[il] protest[antische] Theologen.[im]
Irreligion[in] der Romantik.[io]
Schleiermacher.[ip]
Religion:[iq] Gesammtleben des Gefühls.
Diese Seite der Sache von Fichte in der zweiten Periode durchgeführt.
Bestimmung.
Anweisung.
Glaubensbekenntniß der Republik der Deutschen.[ir]
Theokratie.
Die[is] […]
Krause. |[it]
Hegel’s[iu] Lehre vom absoluten Geist.[iv]
Das historische Entwicklungssystem der Religionen.[iw]
Dialectische Construction.[ix]
Haltung der Schule. Feuerbach’s Theogonie etc.[iy]
Ebenso später Schelling.
Abfall[iz] der Welt von Gott.[ja]
Philosophie der Mythologie und Offenbarung.[jb]
Philos[osophie] als Positivismus. Sociologie. Comte, Spencer[jc]. |[jd]
Anlehnungen an Kant[je].
W[ilhelm] Hermann, Die Religion im Verhältniß zum Welterkennen und zur Sittlichkeit. Halle 79.
A[lbrecht] Ritschl. Theologie und Metaphysik Bonn 87.
Kaftan, Wesen der christl[ichen] Relig[ion] Basel 88.
M[ax] Müller: Vorlesung[en] über Ursprung und Entwicklung der Rel[igion] Strassb[urg] 90.
Fries[jf]
Apelt, Religionsphilos[ophie] Leip[zig] 60.
Herbart[jg].
Drobisch, Religionsphilos[opie] Leip[zig] 40 u[nd] 52.
Hegel[jh].
Biedermann, Christl[iche] Dogmatik. 2. Aufl. Berl[in] 84.
Vatke, Relig[ions-]Philos[ophie] Bonn 88.
verwandt:
Chr[istian] Weisse, Philos[ophische] Dogmatik Leip[zig] 53.
Herzog Realencyclopädie der prot[estantischen] Theologie, Religion von Köstlin, Rel[igions-]Philos[ophie] von Ulrici.[ji]
Schwarz, Wesen der Rel[igion] Halle 47.[jj]
Lipsius, Philos[ophie] d[er] Rel[igion] Leip[zig] 85.
Teichmüller, Religionsphilosophie Breslau 86.
R[ichard] Rothe, Theol[ogische] Ethik. 2 Aufl. 67–71. cf. Holtzmann, R[othe]’s spec[ulatives] Syst[em] 99.[jk]
K[arl] Steffensen, ges[ammelte] Aufsätze Basel 91. |[jl]
G[ustav] Th[eodor] Fechner, Drei Motive des Glaubens Leipzig 63.
E[duard] v[on] Hartmann[jm], Das relig[iöse] Bewußtsein der Menschheit Berl[in] 82. Religion des Geistes 82.
Kierkegaard, Zur Psychol[ogie] der Sünde, der Bekehrung u[nd] des Glaubens. Deutsch Leipzig 90.
J[ohn] St[uart] Mill. Nature, the utility of religion and theism 74.
Tyndall, Religion and science. Deutsch 75.
Caird, Lectures on the philos[ophy] of religion 76.
Kid, Social evolution, d[eutsch][jn] 95.
Salter, Die Rel[igion] d[er] Moral, d[eutsch] 85.
Drummond, Das Naturgesetz in der Geisterwelt, d[eutsch] 1886[jo].
James, Der Wille z[um] Glauben, d[eutsch] 99.[jp]
H[ermann] Siebeck[jq], Lehrbuch der Rel[igionsphilosophie] Freiburg[jr] 93
O[tto] Pfleiderer, |[js] Systematischer Grundriß[jt] der Rel[igions]-Philos[ophie].[ju]
Auf kritischem Standpunkte. Es soll die Stelle aufgezeigt werden, welche die Rel[igion] im Zusammenhange der Functionen der Vernunft einnimmt, und von da aus ihr empirisches Wesen verstanden werden.
I Theil[jv]. Begriff der Religion.[jw]
Historische Darstellung bestätigt, was im Anfang gesagt: R[eligion] gehört nicht einer der besonderen Sphären des geistigen Lebens an. Sondern allen: jeder Versuch, sie auf eine zu beschränken, hinfällig.
Aber sie ergreift alle Sphären, so getrennt sie sonst sein mögen. Was ist nun da das Gemeinsame?
§ 1. Die Antinomie des Bewußtseins.[jx]
Hier setzt die R[eligions]-Ph[ilosophie], welche den Schluß des Systems der Ph[ilosophie] überhaupt ausmacht, die andern Disciplinen, Logik, Ethik, Aesthetik voraus.
Ueberall der Gegensatz zwischen dem psychologisch Wirklichen und dem Normalen, dem Realen und dem Idealen, dem Müssen und dem Sollen, dem Zeitlichen und dem Zeitlos-Ewigen.
Die doppelte Gesetzgebung: Nothwendigkeit in verschiedenem Sinne: nur partielle Uebereinstimmung.
Vgl. [Windelband:] Praeludien, Normen und Naturgesetze.
Am lebhaftesten kommt diese Antinomie zum Bewußtseins auf dem praktischen Gebiete: das Schuldgefühl.
Nothwendigkeit des Wollens und Handelns, das dem Sittengesetze nicht entspricht. (Das radicale Böse).
Die Frage, ob der Mensch von Natur gut sei (Rousseau[jy]). Er ist von Natur weder böse noch gut. Indifferenz der natürlichen Motivation.
Erst der Hinzutritt des Bewußtseins der Normen macht |[jz] das Eine gut und das Andre böse.
Und da beide Gesetzgebungen verschieden sind, so finden wir in uns nothwendig auch die böse Motivation.
Am deutlichsten ist die Unantastbarkeit der Norm in der Erkenntnißthätigkeit.
Der Satz vom Widerspruch, und der Mensch denkt in Widersprüchen. Schlußregeln etc.[ka]
Aber tiefer zu verstehen. Die Voraussetzungen, welche in der Gesetzmäßigkeit des Denkens selbst stecken, werden von der der Erfahrung nie erfüllt.
Beispiel des Dingbegriffes. Raum[kb]
Unlösbare Aufgaben, Ideen im kantischen Sinne.
Am Unbestimmtesten ist das Normale beim Fühlen.
Auch hier ist das Hedonische im Widerspruch mit dem Aesthetischen.
Aber die Uebergänge sind feiner und unmerklicher, der rechte Geschmack nicht so scharf ausgesprochen, wie logisch und ethisch.
Rohheit und Härte des Fühlens wird aber vom natürlichen Menschen sehr scharf gesondert.
So zeigt sich überall, daß die natürliche Nothwendigkeit des Thatsächlichen und die normale Nothwendigkeit des Ideals incongruent sind.[kc]
Dies ist also das Gemeinsame aller Sphären der Vernunftbethätigung: was sein soll, ist nicht; was ist, sollte nicht sein.[kd]
Das Bewußtsein dieser Incongruenz ist das Gewissen.
Es ist immer ein zwiespältiges Bewusstsein.
Denn die Wirklichkeit und die Norm, welche als incongruent erfunden[48] werden, sind Functionen desselben Bewußtseins.[ke] Sie unterscheiden sich[kf] aber als das Individuelle und das Allgemeine. Deren Incongruenz macht die Antinomie eigentlich aus. Im Bewußtsein ist wesentlich der Gegensatz seines einzelnen |[kg] thatsächlichen Bestandes[kh] und seiner allgemeingiltigen Normalität. Im Normalen sollen alle übereinstimmen: Es ist das Geltungsmäßige, das dem Ganzen Gebührende.
§ 2. Die sociale Bedeutung des Gewissens[ki].[kj]
So ist im Individuum ein Gemeinsames Uebergreifendes wirksam: das Bewußtsein des Normalen.
Jeder wächst in ein Gesammtbewußtsein hinein; eine gemeinsame Vorstellungs-, Wollens- und Gefühlsweise.
Socialität als ursprünglicher Zustand.
Noch heute bei jedem Kinde. Sprache als verdichteter Apperceptionsapparat.
Je mehr wir in der Geschichte zurückgehen, um so socialer der Typus der Gesellschaft. Orientalische Geschichte.
Ein geistiges Massenleben.
Zuerst als dumpf beschränkter Naturzustand.
Die Kant-Fichtesche Geschichtsphilosophie.
Sündenfall als Empörung dagegen in Anarchie – Rückkehr.
Fortschritt? Ja, deshalb weil das Gesellschaftsbewußtsein ein bedingtes, beschränktes, selbst anormales ist. Das was anfangs allgemein gilt, ist nicht das, was allgemein gelten sollte!?
Das Recht der Emancipation des Individuums.
Antigone[kk][49]: Das göttliche Gebot gegenüber dem der Gesellschaft.
Das Gewissen greift über seine sociale Erscheinungsform hinaus: aber nicht als individuelle Willkür, sondern als Bewußtsein eines noch höheren Zusammenhanges.
Das Ideal des absolut Geltenden. |[kl]
§ 3.[km] Die absolute Bedeutung des Gewissens.[kn]
Das ist der Beweis für den übererfahrungsmäßigen Lebensgrund aller Persönlichkeiten.
So wie das Gewissen als sociale Erscheinung nur möglich ist durch die Realität eines socialen Zusammenlebens; so dasselbe als übergreifendes Bewußtsein nur vermöge eines tieferen Lebenszusammenhanges mit dem Unerfahrbar-Normalen.
Unser Gewissen setzt die Realität des Normalbewußtseins voraus.[ko]
Der augustinische Beweis. Die „Wahrheit“.
Der cartesianische: die Realität das Perfectissimum[kp].
Nennen wir dies Normalbewußtsein Gott, so ist seine Realität sicher, und so ist Religion das Leben in Gott.[kq] Glauben[kr] an die Realität des Ideals; Ueberzeugtsein, daß das Normale nicht unsre Erfindung oder unsre Illusion, sondern daß es eine Werthbestimmung ist, die in den letzten Tiefen der absoluten Wirklichkeit begründet ist.
Und nicht bloß dieser Glaube; sondern eben dies objective Bestimmtsein unsres innern Lebens durch ein nicht nur überindividuelles, sondern überhaupt übererfahrungsmäßiges Normale.
Sofern der Mensch durch das „Uebersinnliche“ bestimmt ist, ist er religiös; ist in ihm das Uebersinnliche selbst lebendig.
Religion ist Leben Gottes in uns.
Nicht bloß der Glaube an die Realität eines Ideals, welches möglicherweise auch Illusion sein könnte (Lange[ks]), sondern die Realität dieses Ideals in uns selbst. Und diese ist über allen Zweifel erhaben. |[kt]
Hieraus ergeben sich nun folgende wirkliche Merkmale alles religiösen Lebens.
§ 4. Das Erlösungsbedürfniß.[ku]
Die religiöse Grundstimmung ist die Zerknirschung, das Bewußtsein der Unzulänglichkeit.
Erwächst auf drei Wegen: Gefühl der Uebermacht der Natur, Hilfslosigkeit des Menschen. Erschütterung durch die zerstörenden Mächte, Anklammern an die Hilfe „von oben“. Pessimismus als Ausgangspunct.[kv]
Die böse Welt. Sittliches Gefühl von der Uebermacht der Gemeinheit im empirischen Leben. Die natürlichen Chancen für den Sieg der rücksichtslosen Niedertracht, für den Untergang feinfühliger, zarter Gesinnung. Ohnmacht des Guten, Normalen.
Aber tiefstes Jammerthal[kw] in uns. Das Böse als seelische Grundmacht. Der „Teufel“ als nothwendig-mythische Form. Ethischer Dualismus der Weltanschauungen. Pythagoreer[kx], Gnosis, Mani, Augustin[ky].
Die innere Hilflosigkeit des guten Strebens. Die Nothwendigkeit der Irrthümer, der Sünde, der Geschmacklosigkeit; die Unentfliehbarkeit des Falschen. Unfähigkeit, aus eigner Kraft dem eignen Ideale zu folgen.
Daher das eigentlich Irreligiöse, die Selbstgefälligkeit, der Trotz des Sichselbstgenügens, das Sichnichthelfenlassenwollen[kz].
Empirisch im Verhältnis zu andern Menschen ist das zu billigen: gegen die großen Weltmächte ist es eitel Trotz.
Die Selbstgewissesten[la] sind auch die Frommsten.[lb] |[lc]
§ 5. Die Offenbarung.[ld]
Diese μετάνοια[50] ist also selbst schon das erste Wirken des Normalbewußtseins in uns. Ein lebendig werden des Höheren in uns. Offenbarung, dies der allgemeine philosophische Begriff.
Eintreten des Heiligen in das empirische Bewußtsein. Wie das im Einzelnen vorgestellt wird, gleichgiltig. Offenbarung nothwendige Voraussetzung alles höheren geistigen Lebens, – Grundinhalt aller Religion.
Metaphysischer Zusammenhang des endlichen Geistes mit einer übergreifenden geistigen Wirklichkeit.
Als Tatsache gegeben in der Besinnung auf alle höchsten Principien, die wir nicht ergreifen, deren wir[le] uns abhängig wissen.
Drei Wege der Offenbarung: der Eindruck der natürlichen Wirklichkeit.
Das historische Gesammtleben der Menschheit.
Das individuelle Erlebniß. Die Augenblicke, wo man dem Weltgeist näher ist als sonst[51].
Dies Hereinragen des Ueberindividuellen in das Bewußtsein ist unbegreifliche Thatsache – Wunder.
Unbegreiflich eben als etwas, was wir erleben, ohne es selbst zu erzeugen; selbst zu thun.
Darum ist es auch ein Unverdientes.
Offenbarung ist Gnade.
Unser Theilhabendürfen ist ein Geschenk; das Wertvollste von allen.
Dankbarkeit als religiöse Grundstimmung.
Das uns zu leben gegönnt ist im Höheren, muss uns mit Demuth und Hingebung erfüllen.[lf] |[lg]
§ 6. Heiligung.[lh]
Das Bewußtsein der Norm tritt in das innere Leben des Individuums als unverdientes Wunder.
Wir wissen nicht, wie wir dazu kommen – wir kennen höchstens die Anlässe[li], an denen es zum Bewußtsein kommt.
Ist dies aber geschehen, so durchdingt das Höhere und Werthvollste das empirische Leben innen und außen und giebt ihm damit seinen Werth.
Das ist die Heiligung des Menschenlebens durch die göttlichen Kräfte des Normalbewußtseins. Das Emporheben in ewige Werthe. Das Aufgehobenwerden in eine höheren Lebenssphäre. Das Durchdrungenwerden mit dem Allgemeingiltigen. Die Gewöhnung[lj] des Lebens in die Formen des Richtigen.
So im Denken: sub specie aeternitatis[lk][52].
– im Fühlen: das Leben im Ganzen.
– im Wollen: das Streben über die kleinen Interessen des Individuums hinaus: das richtige Befolgen des Gebots.
Das Gestalten des gemeinsamen Lebens nach dem Zusammenhange mit dem Heiligen. |[ll]
Erlösungsbedürfniß, Offenbarung und Heiligung die drei Grundmerkmale.
Ihr Gemeinsames das Hinausgreifen über das Empirisch Gegebene: transcendente[lm] Functionen.
Empirische Form[ln] aber des Ueberempirischen ist die historisch sociale, – die empirisch bestimmte Religion.
Dies beides zu betrachten.
II). Die Religion als transcendentes Leben.[lo]
Das Uebergreifende[lp] das Wesentliche, das sich nicht genügenlassen am Wirklichen.
Der Positivismus als Gegenstück zur Religion.
Das Nichtgeltenlassenwollen des Ueberempirischen.
Die scheinbare Bescheidung in Wahrheit Uebermuth.
Die Idee des Sündenfalls: selbständig sein wollen.
Eritis sicut deus[53]! Böhme, Schelling[lq].
Das transcendente Leben dagegen in allen Sphären menschlicher Vernunftbethätigung.[lr]
§ 7. Religion als transcendentes Fühlen.[ls][lt]
Das schlechthinnige Abhängigkeitsgefühl[lu][54].
Dankbarkeit.[lv]
Erschütterung.
Furcht und Schrecken.
Ehrfurcht. |[lw]
Bestimmte und unbestimmte Gefühle.[lx]
Das völlig Unbestimmte des Abhängigkeitsgefühls.[ly]
Negative Theologie.[lz]
Mystik.[ma]
Spinoza. |[mb]
§ 8. Die Religion als transcendentes Vorstellen[mc].
Die nur partielle Erkenntniß des Normalen:
Unerkennbarkeit der Art seines metaphysischen Wirklichseins.[md]
Mythos.
Hieraus ergibt sich, daß das nicht Erkennbare in Vorstellungsformen gedacht und geglaubt wird. Dies der Punct, wo die historische Verschiedenheit der Religionen begründet ist. Wäre das Object des frommen Gefühls erkennbar wie der pythagoreische Lehrsatz, so gäbe es nur Eine Religion. „Es ist das Interesse der Religion, daß Gott nicht erkennbar ist.“[55] Gleichwohl muss es versucht werden.[me]
Dogmatische Metaphysik.[mf]
Steigerung der Erkenntnißformen über das Empirische. Kant’s transcendentaler Schein.[mg]
Das Verhältniß[mh] des Bedingten zum Unbedingten. Nicht erkennbar, aber vorstellbar.
Doch Veränderung und Steigerung des Erkennbaren.
z. B. Causalität. Die erste Ursache – causa sui[mi], Aseität.
Begriff der Schöpfung[mj]. Vorzeitlicher Act. Die Antinomie darin. |[mk]
Antinomie der Persönlichkeit.
Das Ueberpersönliche als absolute Persönlichkeit.[ml]
Und doch bringt das Aufheben der Persönlichkeit das religiöse Gefühl in hilflose Gegenstandslosigkeit.[mm]
Tiefste[mn] Antinomie der Theodicee.
Gott Ursache des Wirklichen und Inbegriff des Normalen. In ihr coincidirt dies Incongruente.
Nicht das Uebel, sondern das Böse in der Welt ist das Problem.
Unlösbar.[mo]
Der Begriff des Abfalls – eine Analogie.[mp]
Ebenso steht es mit dem Begriff der Erlösung.
Schuld – Sühne.
Uebertragung juristisch-ethischer Verhältnisse.[mq]
Der Begriff[mr] des Mysteriums. |[ms]
§ 9.[mt] Religion als transcendentes Wollen.[mu]
Richtung auf das Ueber-Empirische.
Das Uebersinnliche (Kant): Dessen sinnliche Vorstellungsform.
Feine Abklänge[mv] des Empirisch Wirklichen.[mw]
Seligkeit und Glückseligkeit.[mx]
Gottähnlichkeit[my] – Vollkommenheit.[mz]
Entsagung.[na]
Gehorsam.
Gottes Willen thun.
Das geoffenbarte Gesetz. |[nb]
§ 10.[nc] Religion als transcendentes Handeln.[nd]
Metaphysisches Leben: Zusammenhang mit dem irgendwie vorgestellten Weltgrunde.
Kann nicht direct als solches zum Ausdruck kommen: Symbol.[ne]
Cultus[nf]:
Opfer.
Das Sakrament als wunderbares, unbegreifliches Zusammenleben mit Gott.[ng]
Das Gebet.[nh]
Theurgie. |[ni]
III.[nj] Die Religion als historisch-sociale Erscheinung.[nk]
Die aus dem Begriff entwickelten Grundzüge[nl] in allen Religionen: die eine stärker, die andere schwächer. In jeder wirklichen Religion specificirt und mit besonderen Bestimmungen versetzt.
Deren Ursprung ist historisch-gesellschaftlich.[nm]
Ethnographische Ausklänge der Rel[igions]-Philos[ophie], so weit ins Empirische zu treiben, wie man will.
Hier Grundzüge.[nn]
Religion Urzustand: aus ihr Differenzirung der Culturthätigkeiten: Rücknahme in eine Einheit.
Naturreligion – Kulturreligion.
Dies der begriffliche Unterschied.
Eine Naturreligion involvirt Staat, Sittlichkeit, Erkenntniß, Kunst – eine Kulturreligion setzt sie als differenzirte Sondererscheinungen voraus.
Wechselnde Epochen der Kulturgeschichte.
In der europäischen Welt enthält das Griechen- und Römerthum die Differenzirung, die Ablösung von der Religion. Das Epicureerthum und das Cäsarenthum als extremer Zustand.
Darauf Beginn religiöser Neubildung.
Christenthum.
Differenzirung wieder im späteren Mittelalter, Renaissance, bis zur Aufklärung.
Und wenn ich die Zeichen der Zeit recht deute, so sind wir in einer Periode der religiösen Neuconcentration begriffen.[no] |[np]
§ 12. Religion als socialer Urzustand.[nq]
Die durchaus transcendente Anlage des Naturmenschen.[nr]
Ahnungsvoll, dumpf unbestimmtes Fühlen.[ns]
Phantastische Wundermetaphysik.[nt]
Gebilde der Natur und der socialen Geschichte transcendirt gesteigert. Naturmythos und Ahnen, Heroen, Häuptlingskulte.[nu]
Ueberirdische Willensbestimmtheit, Leben für späteres Leben; Opferdienst.[nv]
Symbolische Handlungen als aesthetische Urzustände.
Theokratische Staatsformen; Identität von Volk und Religionsgemeinschaft. |[nw]
§ 13.[nx] Die Ablösung des besonderen Kulturthätigkeiten aus der Religion.[ny]
Zuerst der Staat.
Herrschaft und Priesterthum.[nz]
Die weltliche Moral.[oa]
Die weltliche Erkenntniß.[ob]
Die weltliche Kunst.[oc]
Die griechische Kulturgeschichte als Typus.
Das religiöse Urleben bleibt als Rest zurück.
Conflicte.
Unbestimmter Sonderstatus der Religion.
Sie bleibt eine nun selbständig von den andern gesonderte Lebensmacht.
Verweltlichung der Rel[igion] selbst. |[od]
§ 14. Die individuelle Religiosität.[oe]
Selbständige Ausgestaltung der Elemente des religiösen Lebens.[of]
In Beziehung zu Staat, Moral, Kunst, Wissenschaft.[og]
Das religiöse Genie.
Die Religionsstifter. |[oh]
§ 15. Die Kirche als Organisation der Kulturrel[igion].[oi]
Priesterstand[oj]
Dogma
Mission.[ok]
Das Ideal der absoluten Religion: Die unsichtbare Kirche.[ol]
Kommentar zum Textbefund
d↑Windelband | ] gegenüber auf der Umschlaginnenseite Inventarstempel; Bl. 1v Besitzstempel der Tohoku und Text zur Einfügung auf Bl. 2r, Bl. 2r oben links ein weiterer Stempel über 4 Zeilen des Textes, Fortsetzung auf Bl. 2re↑Einleitung ] unterstrichen; gegenüber auf Bl. 1v Datierung mit schwarzer Tinte: 8/5 95; mit Bleistift: 29/4 (über 29/5 geschrieben)n↑Religion … Leben. ] gegenüber auf Bl. 2v Notizen mit Bleistift: Innenleben: Vorstellen | Fühlen | Wollen | Außenleben. | Volles Leben. | Nicht als individuelles, sociales Leben. | Weltleben: Mensch in Beziehung zu All. | Dies Alles kommt. | Organisch. | Historisch bestimmte Gemeinschaft.ae↑Endlich metaphysisch. ] gegenüber auf Bl. 4v Notiz mit Bleistift: Verständniß der Gründe. Apologetik: führt zu Philos[ophie] u[nd] zw[ar] in ihrer alten metaphysischen Form.af↑Pflegt ] links daneben auf Bl. 4v Datierung mit schwarzer Tinte: 12/6 95 (statt gestrichen: 11/5 95)ba↑Pythag[oras,] Philolaos, ] mit Einfügungszeichen auf Bl. 7v geschrieben; links daneben: Diese alle haben neben ihrer Philosophie eben damit nicht zusammenhangende Theologie.bi↑Wachsender Unglaube der Aufklärung. Skepsis. Protagoras erklärt, von den Göttern nichts aussagen zu können. Verschiedenheit der Religionen.Atheismus bei dem Hedoniker Theodoros ] in lat. Schriftbr↑aus Interesse erfunden ] gegenüber auf Bl. 8v geschrieben: Expedit esse deos: et ut expedit esse putamus (Ovid). [Ars amatoria 1, 637: es ist nützlich, daß es Götter gibt; weil es nützlich ist, wollen wir glauben, daß es sie gibt.]bw↑Stoikern ] gegenüber auf Bl. 8v geschrieben: Gott gleicht nichts Sichtbarem und wird nur durch Tugend verehrt. Moralisirende Mythendeutung.by↑Die Götter – und Gott. ] gegenüber auf Bl. 8v geschrieben: Manchmal bedeuten die Götter im Munde der späteren Griechen nicht mehr, als bei uns: das wissen die Götter!cc↑Idee … Dichter! ] gegenüber auf Bl. 8v geschrieben: Die schiefe Frage nach Platon’s Ansicht über die Persönlichkeit Gottes. Unsichre Stellung zum Mythos. Man darf die Mythen, auch wenn man an ihnen zweifelt, pädagogisch benutzen. Man muß mit ψεῦδως zur Wahrheit erziehen: Rep[ublik] 376 f. Doch sollen die Mythen schön und sittlich rein sein.ch↑Die Religion der Dichter ] gegenüber auf Bl. 9v geschrieben: (Plut[arch]) Plac[ita philosophorum] I, 6, 9 ff.cl↑Dieser … Christenthum. ] gegenüber auf Bl. 9v geschrieben: Die griechische Bildung, die mit der Entfernung von der Relig[ion] begonnen und diese immer mehr verschärft hatte, lief schließlich in eine neue Religion aus, die sie selbst schaffen wollte.cp↑1) Bedürfniß des mystischen Denkens ] gegenüber auf Bl. 10v geschrieben: Mysteriendienst. Sündenfall und Erlösung. Dualistischer Hintergrund: Geist und Materie, Gott und Welt. Weltflüchtige Moral. Sühnekulte.cu↑Assimiliation der hebräischen Engellehre. ] gegenüber auf Bl. 10v geschrieben: System der Vermittlung zwischen Gott und Materie.cy↑Aber reinste Verinnerlichung ] gegenüber auf Bl. 10v Literaturangabe: A[ugust] Gfrörer, Philo und die alexandrinische Theosophie. 1835.dc↑Vernunft = Offenbarung. ] gegenüber auf Bl. 11v geschrieben: Flavius Justinus Martyr, vgl. K[arl] Semisch, [Justin der Märtyrer. 2 Bde. Breslau] 1840/42. Minucius Felix (Octavius, 1807 v[on] Halm).dg↑Theosophische … Theomachie. ] gegenüber auf Bl. 11v geschrieben: Quellen Irenäus, Hippolyt, Tertullian. Syrische Religionsmischung. Aufgeregte Phantasien. Saturninus, Basileides, Valentinus, Bardesanes. Neander, 1818; J[acques] Matter 1843, F[erdinand] Chr[istian] Baur 1845. Hilgenfeldt, Harnack.dl↑wie Kerdon ] Einfügung über der Zeile; gegenüber auf Bl. 11v geschrieben: Kerdon: jener erkennbar, dieser unerkennbar.dz↑Das begriffliche Wissen ] gegenüber auf Bl. 12v geschrieben: A[dolf] Harnack, Lehrbuch der Dogmengeschichte.eb↑Die … Geistes. ] gegenüber auf Bl. 12v geschrieben: Theologie = Religionsphilosophie des Christenthums. Jede besondre Theologie ist eine Art Rel[igions]-Phil[osophie]. Sie bringt diese Art des rel[igiösen] Lebens auf Begriffe.eo↑Arabisch … Maywald ] gegenüber auf Bl. 13v geschrieben: Im Abendland: Aebelard. Dialogus inter philosophum, Christianum et iudaeum. Vernunft als Richter: über den Religionen. Christenthum als Abschluß der Rel[igions]-Geschichte, aber gleich Sittengesetz, dessen Reinheit Jesus restaurirt habe. Christenthum als demokratisirte Philosophie der Griechen.ev↑Theologie als praktische Wissenschaft ] links daneben auf Bl. 13v Datierung mit schwarzer Tinte: 29/6 95gp↑Versuche … unwirksam. ] gegenüber auf Bl. 18v geschrieben: Gegen Gottheit Chr[isti] und Genugthuung. | Religion: Gesetzgebung des absoluten freien Gotteswirkens, von Seiten des Menschen Unterwerfung darunter. | Moses. Jesus. | von Seiten Gottes Gesetzgebung | [von Seiten] des Menschen Gesetzerfüllung [am linken Rand mit Bleistift angestrichen, darunter:] NB Hauptsache!gv↑Geschichtsphilosophisch ] gegenüber auf Bl. 18v geschrieben: Partielle Durchführung bei den englischen Latitudinariern.gz↑Das ist der Standpunkt des Deismus ] gegenüber auf Bl. 19v Literaturangabe: Vic[tor] Lechler, Geschichte des englischen Deismus. Stutt[gart] und Tüb[ingen] 1841. Darunter mit Bleistift geschrieben: Herbert, Locke, Clarke, Newton, Shaftesbury.ho↑John Toland ] in lat. Schrift; danach Leerstelle in eckigen Klammern zur Aufnahme der Lebensdaten.hy↑Anthony … Bolingbroke ] gegenüber auf Bl. 20v geschrieben: Voltaire und Buffon. Diderot | [mit Bleistift:] cf. meine Gesch[ichte] d[er] Philos[ophie] § 35 | Toland: Mysterienloser Rationalismus. Inhalt: theor[etisch]-prakt[isch] | Shaftesbury: Enthus[iasmus] Optimismus. Physikotheol[ogischer] Beweis. | Nützlichkeit: Wolff. Deismus. | Theodicee: Leibniz. Zweckhaftigkeit? [Erdbeben von] Lissabon. | Skeptisch Bayle: […, 5 Wörter unleserlich] 6/7 95. Ungleichheit Hume. Dialog. Bayle’s Moralität [Lesung unsicher] | Rationalisten in Deutschland: Blaß. | Postulat der sittlichen Gefahr: Voltaires Vorstellung zu pos[itiver] Rel[igion] – Collins idealer | Bolingbroke, Voltaire | Histor[isch]: […, ein Wort unleserlich], Bewegung Hume.ih↑Moralisches Ideal ] links daneben auf Bl. 21v Datierung mit Bleistift: 1/7; mit schwarzer Tinte: 13/7 95ip↑Schleiermacher. ] in lat. Schrift; danach 10 Zeilen frei gelassen; links daneben auf Bl. 22v Datierung mit schwarzer Tinte: 17/7 95. Darunter: Synthese der mystischen Linie (Pietismus, Hedonisten [Lesung unsicher]) und der Romantik. (schiefe Wirkung, Schlegel)iz↑Das … Abfall ] links auf Bl. 23v mit Akkolade zusammengefaßt, daneben: vor Schleiermacher: Religion als etwas, das an Gott geschieht, als Leben Gottes im Menschen, Entwicklung Gottes in der Reihenfolge der Religionen.je↑Kant ] in lat. Schrift, unterstrichen; die Namen und Erscheinungsorte der auf der folgenden Doppelseite aufgeführten Literatur jeweils in lat. Schriftjj↑47. ] von Bl. 30r mit Strich verbunden mit: stark orthod[ox] – Peip, Rel[igions]-Phil[osophie] Gütersloh 79.jk↑R. … 99. ] mit Verschiebungszeichen hierher versetzt, ursprünglich nach dem Literatureintrag Herzogjm↑E[duard] v[on] Hartmann ] mit Kreuz mit blauem Farbstift angestrichen (kann auch dem Eintrag Kierkegaard gelten)jt↑ Systematischer Grundriß ] gegenüber auf Bl. 30v Datierungen mit Bleistift: 18/6 00; 21/6 98; 13/7; mit schwarzer Tinte: 20/7 95; darunter Literaturangaben: Burnouf, La science des religions 72 | Guyau, L’irreligion de l’avenir 90 | Secrétan, Théologie et religion, Laus[anne] 93 [recte 1883] | Sabatier, Esquisse d’une philos[ophie] de la religion 97.kf↑Sie unterscheiden sich ] links daneben auf Bl. 31v Datierungen mit Bleistift: 19/6 00; 24/6 98; mit schwarzer Tinte: 24/7 95ki↑Die sociale Bedeutung des Gewissens ] Einfügung auf Bl. 32v für gestrichen: Das Gewissen als sociale Erscheinungko↑So … voraus. ] gegenüber auf Bl. 33v geschrieben: Der tiefere Lebensgrund, der sich im Gewissen enthüllt, kann nicht bloß das sociale Gesammtbewußtsein sein. Da aber das das empirisch-Höchste ist, so muß es also überempirisch sein.kv↑Pessimismus als Ausgangspunct. ] gegenüber auf Bl. 34v mit blauem Farbstift geschrieben: Not lehrt beten.lb↑Empirisch … Frommsten. ] gegenüber auf Bl. 34v mit Bleistift Datierung: 20/7; sowie mit schwarzer Tinte Ergänzung: Daher ist die Predigt des Evangeliums an die Armen im Geiste, an die Mühseligen und Beladenen, an die Darbenden gerichtet. Reue. Thuts Buße, denn das Himmelreich ist gekommen.lf↑Unser … erfüllen. ] gegenüber auf Bl. 35v geschrieben: Jeder Genuß des Wissens, Fühlens und Besserwollens ist ein Dankgefühl gegen das Höchste, das uns darin zu theil wird.li↑Anlässe ] gegenüber auf Bl. 36v geschrieben: Die Anlässe als causa efficientes [so wörtlich] zu behandeln, ist der empiristische Irrthum auch in der Rel[igions]-Phil[osophie].ll↑Heiligen. | ] danach 6 Zeilen frei gelassen; Bl. 37v Text zur Einfügung auf Bl. 38r, Fortsetzung des Textes auf Bl. 38rln↑Empirische Form ] gegenüber auf Bl. 37v Datierung mit Bleistift: 22/7; daneben mit schwarzer Tinte geschrieben: Relig[ion] dem Wesen nach transcendentes Leben, der Erscheinung nach historisch-sociales Gebilde.lp↑Das Uebergreifende ] links daneben auf Bl. 37v Datierung mit Bleistift: 5/7 98; mit schwarzer Tinte: 31/7 95.lr↑Das … Vernunftbethätigung. ] gegenüber auf Bl. 37v geschrieben: Dabei kommt es darauf an, zu zeigen, welche Steigerungen und Veränderungen die immanenten, empirischen Functionen erfahren, wenn sie auf das Ueberempirische übertragen werden.mb↑Spinoza. | ] danach 15 Zeilen frei gelassen; Bl. 39v Text zur Einfügung auf Bl. 40r, Fortsetzung auf Bl. 40rmt↑§ 9. ] links daneben auf Bl. 41v Datierung mit schwarzer Tinte (unterstrichen): 3/8 95 | Schl[uß]nb↑Gesetz. | ] danach 3 Zeilen frei gelassen; Bl. 42v Text zur Einfügung auf Bl. 43r, Fortsetzung Bl. 43rni↑Theurgie. | ] danach 5 Zeilen frei gelassen; Bl. 43v Text zur Einfügung auf Bl. 44r, Fortsetzung Bl. 44rnm↑Deren Ursprung ist historisch-gesellschaftlich. ] gegenüber auf Bl. 43v geschrieben: Phänomenologie des rel[igiösen] Bewußtseins. Historisch? Entwicklung? Historischer Gesammtproceß: aus der Vereinzelung der Völker zur Gesammtkultur.nn↑Hier Grundzüge. ] gegenüber auf Bl. 43v geschrieben: § 11. Naturreligion und Kulturreligion. | Dabei spielt auch die Kulturreligion für die Masse der Menschen dieselbe Rolle für die einzelne Normalfunction wie die Naturreligion für alle: Die Masse fühlt, will, erkennt wie die Religion es mit sich bringt. | Verschiebung in den verwickelten Kulturzuständen. Gegensatz. Doppelte Wahrheit; oder Ergänzung. Die ganze Fülle der möglichen Relationen.no↑Differenzirung … begriffen. ] gegenüber auf Bl. 43v mit blauem Farbstift geschrieben: Hegel. R[eligion] d[er] geistigen Individualität. Erhabenheit Schicksal [Lesung unsicher] zweckmäßigster Anfang Henotheismusnt↑Phantastische Wundermetaphysik. ] gegenüber auf Bl. 44v geschrieben: Die Launenhaftigkeit und Unberechenbarkeit der Götter dieser Stufe.nw↑Religionsgemeinschaft. | ] danach 15 Zeilen frei gelassen; Bl. 44v Datierung (s. u.), Fortsetzung Bl. 45rol↑Kirche. ] Rest der S. leer, Ende des Manuskriptes; Bl. 48v–52v leer, Ende des Notizbuches. Auf der Innenseite des hinteren Deckels oben Bleistifteintrag von anderer Hd.: TTH 10/24% 09 enu/uib [!]Kommentar der Herausgeber
3↑Ibn Tofail’s Naturmensch ] vgl. Abubacer (Muhammad Ibn-Abd al-Malik Ibn-Tufail): Hayy ibn Yaqzan (Leben, Sohn des Wachenden): bzw. Philosophus autodidactus/Der Naturmensch, im Druck zuerst 1671.9↑εις … μέγιστος ] vgl. das Xenophanes-Zitat bei Clemens Alexandrinus, Stromata 5, 109 (ein Gott, unter den Göttern und Menschen der Größte).11↑ἀλλ’ … ὅμοιον. ] vgl. das Xenophanes-Zitat bei Clemens Alexandrinus, Stromata 5, 110 (wenn die Rinder, Pferde oder Löwen Hände hätten oder zeichnen könnten und wie Menschen Standbilder machen könnten, zeichneten Pferde ihre Götter den Pferden, Rinder den Rindern gleich, die Körper gleich, wie sie selbst gewachsen sind).12↑πάντα … ἀπατεύειν. ] vgl. das Xenophanes-Zitat bei Sextus Empiricus, Adversus mathematicos 9, 193 (Homer und Hesiod übertragen alles auf die Götter, was bei den Menschen Schimpf und Schande ist, die gesetzlosen Taten der Götter: stehlen, ehebrechen und einander betrügen).16↑„Ein kluger und erfinderischer Mann!“ ] Übersetzung nach Sextus Empirikus, Adversus Mathematikos 9, 54: πυκνός τις καὶ σοφὸς γνώμην ἀνήρ.18↑populares … Antisthenes. ] vgl. das Antisthenes-Zitat bei Cicero: De natura deorum 1, 13 (es gibt viele Volksgötter, aber nur einen wirklichen Gott).24↑Meine Geschichte § 16. ] vgl. Windelband: Geschichte der Philosophie, 1892,§ 16: Willensfreiheit und Weltvollkommenheit.31↑Das Boot und das Schiff ] Francis Bacon vergleicht in De dignitate et augmentis scientiarum IX den Weg von der Philosophie in die Religion mit dem Umstieg aus dem Boot (der Wissenschaft) in das Schiff (der Kirche).32↑Hobbes’ Pillen ] Hobbes soll die Wunder der christlichen Heilsgeschichte mit Pillen verglichen haben, die man schlucken müsse, aber nicht kauen dürfe (vgl. z. B. Friedrich Albert Lange: Geschichte des Materialismus und Kritik seiner Bedeutung in der Gegenwart. Iserlohn: J. Baedeker 1886, S. 465).33↑„Die eitel Wettermacherin Vernunft“ –„Frau Hulde des Teufels Hure.“ ] Aussprüche über die (natürliche) Vernunft, Luther zugeschrieben.37↑Cuius regio eius religio. ] lat. wessen Regierung, dessen Religion (gilt im Lande); Augsburger Religionsfriede 1555.38↑J[ulius] O[tto] Opel, Leipzig 64. ] vgl. Julius Otto Opel: Valentin Weigel. Ein Beitrag zur Literatur- und Culturgeschichte Deutschlands im 17. Jahrhundert. Leipzig: Weigel 1864.40↑Hertzog’s Artikel ] vgl. Johann Jakob Herzog: Socin, Faustus, und die Socinianer. In: Ders. (Hg.): Real-Encyklopädie für protestantische Theologie und Kirche Bd. 14. Gotha: Besser 1861.42↑Schmidt-Schwarzenberg 1864 ] vgl. Franz-Xaver Schmid-Schwarzenberg: Nicolaus Taurellus der erste deutsche Philosoph. Erlangen: Blaesing 1864.54↑schlechthinnige Abhängigkeitsgefühl ] vgl. Schleiermacher: Der christliche Glaube nach den Grundsäzen [!] der evangelischen Kirche im Zusammenhange dargestellt Bd. 1. Berlin 1821, S. 33: Das gemeinsame aller frommen Erregungen, also das Wesen der Frömmigkeit ist dieses, daß wir uns unsrer selbst als schlechthin abhängig bewußt sind, das heißt, daß wir uns abhängig fühlen von Gott.55↑„Es ist das Interesse der Religion, daß Gott nicht erkennbar ist.“ ] als Zitat nicht nachgewiesen. Windelband wiederholt diesen Satz ohne Anführungszeichen im Rahmen eines Jacobi-Referates in ders.: Das Heilige. In: Präludien. Aufsätze und Reden zur Einleitung in die Philosophie. Zuerst in: 2., vermehrte Aufl. Tübingen/Leipzig: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1903, S. 371.▲