Bibliographic Metadata
- TitleWindelband an Paul Siebeck, Heidelberg, 10.11.1913, 4 S., hs. (lat. Schrift), Staatsbibliothek zu Berlin, Haus Potsdamer Straße, NL 488 A 0354,2
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- Physical LocationStaatsbibliothek zu Berlin, Haus Potsdamer Straße
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Windelband an Paul Siebeck, Heidelberg, 10.11.1913, 4 S., hs. (lat. Schrift), Staatsbibliothek zu Berlin, Haus Potsdamer Straße, NL 488 A 0354,2
Heidelberg, 10 Nov[ember] 1913[a]
Hochgeehrter Herr Doctor,
Auf Ihre freundliche Anfrage vom 25.[1] vorigen[b] M[onats] hätte ich längst geantwortet, wenn ich nicht erst an Herrn Ackermann hätte schreiben und seine Antwort abwarten müssen, die erst gestern gekommen ist.
Meine Promotionsschrift „Die Lehren vom Zufall“ war seinerzeit von dem mir befreundeten Verleger Fr. Henschel[2] in Berlin herausgegeben, dann aber nach dessen frühem Tode an Herrn Th[eodor] Ackermann in München übergegangen. Das war mir von diesem angezeigt, seitdem aber nichts von dem Geschick des Buches mitgeteilt worden. Auch ich nahm nach dem was mir Schüler und Buchhändler sagten, an, das Büchlein sei vergriffen und nur noch antiquarisch zu haben. In dem Verlagsvertrag fand ich aber eine Bestimmung, wonach, wenn der Verleger eine neue Auflage zu machen beabsichtigte, er ein bestimmtes Honorar zu zahlen hat, während, wenn er darauf verzichtet, das | Verfügungsrecht über das Buch an den Autor zurückfällt. Diese Bestimmungen des Vertrags galten für den Verleger „oder seine Rechtsnachfolger“: ich weiss aber nicht, ob damals Herr Ackermann in die Rechtsnachfolge eingetreten oder ob er nur die noch vorhandene Auflage angekauft hat. Jedenfalls schien es mir, als ich Ihre Anfrage erhielt, erforderlich, das Verhältnis zu Ackermann zu klären. Zu meinem grössten Erstaunen schreibt er mir nun, er habe von dem Buch noch 395 Exemplare auf Lager! Seit 1911, wo der jetzige Inhaber das Geschäft von seinem Vater übernahm, seien 37 Exemplare verkauft worden, nachdem es zu erhöhtem Rabatt angekündigt worden sei. Da die Auflage ursprünglich 1000 war, so sind also während der 40 Jahre bis 1911 nur 568 Exemplare verkauft worden. Herr Ackermann erklärt sich nun aber sehr coulant bereit, auf alle Anrechte zu verzichten und, falls ich | eine neue Auflage in anderm Verlag (ich habe Sie nicht genannt!) machen wolle, die noch vorhandnen Exemplare mir zur Verfügung zu stellen oder zu vernichten.
Diese Sachlage teile ich Ihnen – mit der Bitte um ganz vertrauliche Behandlung – so ausführlich mit, um Sie über die Aussichten einer Neuauflage nicht im Unklaren zu lassen. An dem geringen Verkauf ist offenbar auch ein Ungeschick des Vertriebs schuld: wie hätte sonst überall die Meinung entstehen können, das Buch sei nur noch antiquarisch zu haben? Jetzt nun aber 395 Exemplare einstampfen zu lassen, scheint mir doch irrationell. ich würde ja freilich die neue Auflage mit Zusätzen versehen, und das gäbe vielleicht eine neue Attraktion. Aber was meinen Sie jetzt? Und wenn wir auf die Lehren vom Zufall verzichteten – was denken Sie über das „Negative Urteil“?[3] Dachten Sie das auch allein neu zu drucken oder mit dem Zufall zusammen? | Auch dabei würde ich Aenderungen und Zusätze machen, und das täte ich sogar sehr gern. Schreiben Sie mir also bitte, wie Sie hiernach zu der Sache stehen.[c]
Was die schwedische Uebersetzung der „Praeludien“ angeht, so bin ich damit einverstanden, wenn Sie die Autorisation für das Angebot von 200 Mk auf 1500 Exemplare erteilen wollen.
Mein Manuskript zur „Einleitung“ ist auf 350 Seiten gediehen; es fehlen noch zwei Kapitel mit etwa 80 Seiten, und ich hoffe im Anfang nächsten Monats fertig zu werden. Meinetwegen könnte dann der Druck sogleich beginnen.
Wie stets grüsse ich Sie in vorzüglicher Hochachtung als Ihr ergebner
W Windelband
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
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