Bibliographic Metadata
- TitleWindelband an Heinrich Rickert, Heidelberg, 16.1.1909, 3 S., Ts. (hs. von Windelband korigiert), eigenhändige Unterschrift, Wasserzeichen R. DIEFFENBACHER (geteilter Bogen), UB Heidelberg, http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/heidhs2740IIIA-224_61
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Windelband an Heinrich Rickert, Heidelberg, 16.1.1909, 3 S., Ts. (hs. von Windelband korigiert), eigenhändige Unterschrift, Wasserzeichen R. DIEFFENBACHER (geteilter Bogen), UB Heidelberg, http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/heidhs2740IIIA-224_61
Heidelberg, den 16. Januar 1909.
Lieber und verehrter Freund!
Ein leichtes Zipperlein hält mich im Bett und zwingt mich zu diktieren, um wenigstens kurz auf Ihre Fragen einzugehen. Ich tue es zunächst mit dem Ausdruck meines herzlichen Bedauerns darüber, dass es noch immer gesundheitliche Rücksichten sind, die Ihnen bei der Uebernahme der Prüfungen[1] im Wege stehen. Es ist das umsomehr zu beklagen, als in der Tat alles geschehen muss, um die Gefahr der Uebertragung auf die von Ihnen genannte Persönlichkeit[2] unter allen Umständen zu vermeiden. Schon mit Rücksicht darauf, habe ich im Allgemeinen auch für diesmal mich zur Uebernahme des Heidelberger Teils der Kandidaten prinzipiell bereit erklärt, und ich würde Ihnen zuliebe auch noch mehr übernehmen, wenn ich nicht durch die Prorektoratswahl in die allerschlimmste Zeitbedrängnis gekommen wäre. Ich muss das | Amt vom 15. März an hier bekleiden[a] und durchaus vorher noch wenigstens 10 Tage in Wiesbaden[3] etwas verschnaufen. Ich habe deshalb einen Teil meiner Mathematiker auf den 1. März, meine Altphilologen auf den 13. März und eine andere Serie Mathematiker sowie meine Neuphilologen in die Tage vom 22. bis 24. März verlegen lassen. Die Zeit vom 2. bis zum 12. März muss ich mir auf alle Fälle freihalten. Und wenn ich nach dem 15. noch etwas dazu übernehmen sollte, so kann ich doch niemals zwei Tage hintereinander von hier fort. Innerhalb dieser Grenzen des Möglichen bin ich gern bereit, für Sie einzuspringen, wenn Ihr Antrag auf Verlegung der Prüfung nach Freiburg nicht durchgehen sollte. Damit muss freilich gerechnet werden. Denn so sehr ich Ihnen wünschte, dass die Sache sich so einrichten liesse, so sehe ich doch voraus, dass sehr starke Bedenken dagegen sein werden. Die Kandidaten müssen bei der jetzigen Einrichtung die ganze Prüfungswoche in Karlsruhe zubringen, und ob man ihnen | zumuten wird und kann, für den einen Tag wieder nach Freiburg kommen, wo sie in den Ferien vielleicht garnicht mehr wohnen, ist doch sehr zweifelhaft. Nimmt man dazu die Schwerfälligkeit und den prinzipiellen Gegensatz, der vielleicht gegen das Präcedenz geltend gemacht werden wird, so habe ich nur geringe Hoffnung. Aber, wie gesagt, soweit ich kann, will ich im Notfall eintreten, und dass ich Ihren Wunsch, falls ich gefragt werde, ganz zu dem meinigen mache, versteht sich von selbst. Ueber die allgemeine Seite der Sache werde ich, sobald mir mein Zustand es wieder erlaubt, an Herrn von Below[4] schreiben, der so freundlich war, mir die Antwort Ihrer Fakultät[5] zuzuschicken. Für heute wollte ich nur keine Verzögerung mehr eintreten lassen, um Sie über meine Stellung, wie selbstverständlich, in Kenntnis zu setzen. Alles Weitere behalte ich mir vor und verbleibe mit herzlichen Grüssen von Haus zu Haus Ihr
W Windelband[b]
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
4↑Herrn von Below ] Georg von Below (1858–1927), Historiker, 1886 in Marburg habilitiert, 1889 ao. Prof. in Königsberg, 1891 o. Prof. in Münster, 1897 in Marburg 1897, 1901 in Tübingen, 1905 in Freiburg, 1909 Dekan (NDB).▲