Bibliographic Metadata
- TitleWindelband an Paul Siebeck, Heidelberg, 5.10.1906, Text nach einer Transkription von Klaus Christian Köhnke, Umfang und Besonderheiten nicht bekannt, Staatsbibliothek zu Berlin, Haus Potsdamer Straße, NL 488
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- Physical LocationStaatsbibliothek zu Berlin, Haus Potsdamer Straße
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Windelband an Paul Siebeck, Heidelberg, 5.10.1906, Text nach einer Transkription von Klaus Christian Köhnke[1], Umfang und Besonderheiten nicht bekannt, Staatsbibliothek zu Berlin, Haus Potsdamer Straße, NL 488
Heidelberg, 5.10.06
Sehr geehrter Herr Doctor,
Mit bestem Danke für Ihr freundliches Schreiben[2] spreche ich Ihnen meine Freude darüber aus, dass der Satz des Lehrbuchs[3] schon in Angriff genommen ist, – und zweitens darüber, dass auch die Praeludien einer neuen Auflage[4] entgegenreifen. Es ist mir bei allem sonstigen Korrekturlesen[5], das mir für die nächste Zeit bevorsteht, ganz recht, wenn die Praeludien bis zum Frühjahr Zeit haben. Es wird dann auch zu erwägen sein, ob wir sie vermehren. Ein paar kleine Sachen, Vorträge über Goethe – Faust, Wahlverwandtschaften[6] – und auch Theoretisches, z. B. Psychologie in Theorie und Praxis[7] hätte ich zur Hand. Aber der Band ist eigentlich gross genug; gerade noch eben handlich. Würde er stark vermehrt, so müsste man wohl, wie bei Sigwart’s kleinen Schriften[8] an Zweiteilung denken. Wenn die Zeit heranrückt, haben Sie wohl die Güte, mir Ihre Meinung darüber mitzuteilen. ich halte meinerseits, nicht an der Vermehrung fest; wenn Sie aber sie im Interesse des Buchs für wünschenswert halten, bin ich gern bereit, noch das eine oder andre beizusteuern.
Morgen gehe ich nach Freiburg zur Silberhochzeit von Kries’en[9]. Auf dem Rückwege werde ich noch vor einer Prüfung in Karlsruhe ein paar Tage mein altes Baden-Baden aufsuchen, aber jedenfalls zum Donnerstag (12 Oct[ober]) wieder hier sein. Das wird voraussichtlich zeitig genug für das Eintreffen der ersten Korrektur des Lehrbuchs sein. Für den Fall, dass Sie inzwischen die Güte hätten, die Honorarhälfte anzuweisen, erlaube ich mir zu bemerken, dass fortan, nachdem die Oberrheinische Bank, die mein Conto führt, eine Abteilung der Rheinischen Creditbank geworden ist, es für Sie vielleicht bequemer sein wird, den Betrag von Ihrem Freiburger Conto der Rheinischen Creditbank direkt an die hiesige Filiale für mich überweisen zu lassen. Sie sparen dann die Mühe der Ausfüllung eines Cheks: die Banken machen Einem ja mit ihrer Concentration die Sache jetzt immer bequemer.
Wenn ich aus den neuen Auflagen[10], die der Herbst von mir verlangt, glücklich herausgekommen bin, – ich rechne auch dabei stark auf die Hilfe meines Sohnes, der nun Historiker im 8. Semester ist und daran geht, seinen Doctor[11] zu bauen –, so steht vor mir die alte Sehnsucht nach der Niederschrift meiner Logik[12]: was meinen Sie, wenn wir für nächsten Sommer und Herbst sie endlich in Aussicht nähmen?
Vorläufig grüsse ich Sie herzlich in alter und treuer Hochschätzung als Ihr ergebenster
Windelband
Kommentar der Herausgeber
1↑Transkription von Klaus Christian Köhnke ] Kollation derzeit nicht möglich. Der Transkription liegt die Datei Manuskript: Windelband Briefe | herauszugeben von K. C. Köhnke | Ausdruck vom 1.3.2012 zugrunde, die den Herausgebern zur Verfügung steht. Ein Ausdruck dieser Datei befindet sich in öffentlichem Besitz (Universität Leipzig, Nachlass Klaus Christian Köhnke NL 330/3/1/2). Die Signatur des Originals ist mit Stichtag 14.5.2018 noch nicht bekannt. Laut telefonischer Auskunft von Roland Klein, Referat für Nachlässe und Autographen der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz vom 21.11. und 2.12.2016 ist die Erfassung des Nachlasses 488 (Verlagsarchiv Mohr-Siebeck) noch nicht abgeschlossen.4↑Praeludien einer neuen Auflage ] Windelbands Präludien erschienen 1907 in 3., vermehrter Aufl. Die Teilung in 2 Bde. wurde erst ab der 4., vermehrten Aufl. 1911 vorgenommen.8↑Sigwart’s kleinen Schriften ] vgl. Christoph Sigwart: Kleine Schriften. 2 Bde. Freiburg i. B.: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1881.9↑Silberhochzeit von Kries’en ] von Windelbands Schwägerin Marie Eugenie Elsbeth, geb. Wichgraf (1859–1937) und Johannes von Kries (1853–1928; 1880 ao. Prof. für Physiologie in Freiburg, 1883 dort o. Prof.), verheiratet seit 6.10.1881 (NDB; https://www.janecke.name/gaeste/wichgraf-in-potsdam; 10.3.2017).10↑neuen Auflagen ] außer den im vorliegenden Schreiben genannten noch die 4. Aufl. von Windelbands Geschichte der neueren Philosophie, vgl. Windelband an Breitkopf & Härtel vom 6.10.1906.11↑Doctor ] Wolfgang Windelband promovierte mit einer Arbeit über: Badens Erwerbungen in den Koalitionskriegen (1795–1805). Tübingen: H. Laupp Jr. 1908. Vollständig erschienen u. d. T. Der Anfall des Breisgaus an Baden. Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1908.12↑Niederschrift meiner Logik ] vgl. über diesen nicht in einer Monographie ausgeführten Plan erstmals Windelband an Jellinek vom 9.10.1888; sowie Windelband an Siebeck vom 30.1.1888, 11.6.1888, 28.1.1889, 10.3.1902, 7.7.1904, 31.7.1904; sowie Siebeck an Windelband am 21.10.1906, wo das Erscheinungsdatum Sommer/Herbst 1907 avisiert wird. Zur Logik erschien von Windelband: Logik. In: Die Philosophie im Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts. Festschrift für Kuno Fischer … hg. v. W. Windelband. 1. Bd. Heidelberg: C. Winter 1904, S. 163–186 (2. Aufl. 1907) und Die gegenwärtige Aufgabe der Logik und Erkenntnistheorie in Bezug auf Natur- und Kulturwissenschaft. In: Congrès international de Philosophie. IIme session tenue à Genève du 4 au 8 Septembre 1904. Rapports et comptes rendus. Publiés par les soins du Ed. Claparede. Avec 17 figures et 5 portraits hors texte. Genf: Henry Kündig 1905, S. 104–119. Erst 1912 erschien wieder eine Abhandlung von Windelband zur Logik bei J. C. B. Mohr: Die Prinzipien der Logik. In: Encyclopädie der philosophischen Wissenschaften. Hg. v. W. Windelband u. A. Ruge, 1. Bd. Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1912, S. 1–60.▲