Bibliographic Metadata
- TitleWindelband an Franz Böhm, Heidelberg, 4.10.1904, 3 S., hs. (lat. Schrift), Generallandesarchiv Karlsruhe, Abt. 52 Nr. 673
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- Physical LocationGenerallandesarchiv Karlsruhe
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Windelband an Franz Böhm, Heidelberg, 4.10.1904, 3 S., hs. (lat. Schrift), Generallandesarchiv Karlsruhe, Abt. 52 Nr. 673
Heidelberg 4t. Oct[ober] 1904[a]
Hochgeehrter Herr Ministerialrat,
Gestatten Sie mir gütigst, unter Bezugnahme auf unsre Unterredung im Frühjahr[1], in Sachen des philosophischen Seminars[2] Ihren gütigen Rat nach zwei Richtungen zu erbitten.
Nachdem die Büchergestelle in dem vorläufig hergerichteten Raume[3] eingetroffen sind, habe ich die Lieferung der Bücher eingeleitet, die als Grundstock der Bibliothek zunächst unbedingt erforderlich sind. Die antiquarischen Sachen wird Jos. Baer in Frankfurt, die neueren hiesige Buchhandlungen liefern. Der Anschaffungspreis wird im Ganzen sich auf ca. 3000 Mk belaufen; mit Rücksicht auf die Lücken, die sich heraustellen werden, dürften dazu später noch 1–2000 Mk hinzukommen. Von der nächsten Budgetperiode an würde ich dann ein jährliches Aversum von 1000 Mk beantragen und hoffen, damit im Verlaufe einiger Jahre bei grosser Sparsamkeit in der Anschaffung neu erscheinender Litteratur den Bestand für | die Zwecke des Seminars ausreichend zu completieren.
Es fragt sich nun, an welcher Stelle ich die Rechnungen, für die im Universitätsbudget doch noch nichts vorgesehen ist, einzureichen habe und wie hoch ich damit für das laufende Jahr gehen darf. Mit den Buchhändlern könnte ja so abgeschlossen werden, dass ein Teil erst nach dem 1. Januar 1905 angewiesen würde; für beide Jahre zusammen muss ich, wie gesagt, die Bibliothekausgabe auf 4–5000 M. in Anschlag bringen; und ich wäre Ihnen dankbar für einen Rat, wie ich das in der dem Ministerium bequemsten Weise zu verteilen habe, | sowie für eine Anweisung, ob ich die Rechnungen direkt oder durch Vermittlungen des akademischen Senats bzw. der Universitätsquaestur[4] vorzulegen habe.
Die gleiche Anfrage gestatte ich mir hinsichtlich der kleinen Ausgaben, die jetzt bei | der Einrichtung erforderlich werden, – vom Kohleneinkauf, von Besen und Staubtüchern, Eimern etc. bis zu Tintenfässern, Fussdecken u. s. w. Auch hierfür weiss ich nicht, ob ich mich an den akademischen Requisitenfonds wenden darf, oder ob ich das zu den allgemeinen Einrichtungskosten für das philosophische Seminar zu rechnen habe, die direkt vom Grossherzoglichen Ministerium angewiesen werden.
Ew. Hochwohlgeboren würden mich durch gütige Beantwortung dieser Fragen lebhaft verbinden. ich bedaure sehr, Sie damit bemühen zu müssen, sehe aber keinen einfacheren Weg.
Im voraus dankbar verbleibe ich in vorzüglicher Hochachtung Ew. Hochwohlgeboren ergebenster
W Windelband
Kommentar zum Textbefund
a↑4t. Oct[ober] 1904 ] darunter Vermerk von anderer Hand: E[rhalten] 5.10.1904. B[eantwortet] 7.10.1904.Kommentar der Herausgeber
2↑philosophischen Seminars ] das zum Wintersemester seine Arbeit aufnahm, vgl. bereits die Notiz in Deutsche Literaturzeitung, Nr. 30 v. 30.7.1904, Sp. 1874: An der Univ. Heidelberg wird im Winter-Semester ein philosophisches Seminar eingerichtet werden. Die Leitung wird der ord. Prof. Geh. Rat Dr. W. Windelband übernehmen.3↑Raume ] das Heidelberger Philosophische Seminar im Gebäude in der Augustiner-Gasse 15 bestand aus zwei Räumen: dem kombinierten Bibliotheks- und Übungsraum mit anschließendem Direktorenzimmer. Zur Einrichtung dieser Räume zur Zeit Windelbands vgl. Hermann Glockner: Heidelberger Bilderbuch. Erinnerungen. Bonn: Bouvier 1969, S. 37.▲