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- TitleWindelband an Franz Böhm, Chamonix, 12.8.1902, 4 S., hs. (lat. Schrift), Generallandesarchiv Karlsruhe, Abt. 52 Nr. 673
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Windelband an Franz Böhm, Chamonix, 12.8.1902, 4 S., hs. (lat. Schrift), Generallandesarchiv Karlsruhe, Abt. 52 Nr. 673
Chamonix les Praz[a][1] 12tn August 1902[b]
Hochgeehrter Herr Ministerialrat,
Mit dem ergebensten Danke bestätige ich Ew. Hochwohlgeboren den Empfang Ihres liebenswürdigen Schreibens vom 8t. d[es] M[onats], leider zugleich mit dem Ausdruck des lebhaftesten Bedauerns über die Verspätung des Empfangs und damit auch meiner Antwort. Der Brief ist wenige Stunden, nachdem ich in der Frühe des Samstag Strassburg verlassen hatte, dort angelangt und hat mich erst gestern Abend hier in Chamonix erreicht: ich habe deshalb erst heut früh telegraphiren[2] können und bitte Ew. Hochwohlgeboren besonders zu entschuldigen, dass Ihre gütige Anfrage wegen eines Besuchs am Sonntag unbeantwortet geblieben ist.
In der Tat wäre es mir ganz ausserordentlich wertvoll, über die Berufung nach Heidelberg mündlich mit Ew. Hochwohlgeboren verhandeln zu dürfen. Es versteht sich von selbst, dass ich wie den Vorschlag der | Facultät und des Senats, so besonders auch die Anfrage des Grosherzoglichen Ministeriums als eine hohe Auszeichnung empfinde, und ich gebe mich der Hoffnung hin, dass die äusseren Verhältnisse sich in einer Weise werden ordnen lassen, die es mir erlaubt, die ehrenvolle Berufung an eine Stelle, deren Bedeutung ich vollauf zu würdigen weiss, anzunehmen. Aber es handelt sich dabei um nicht ganz einfache und z[um] Th[eil] delikate Verhältnisse[3], für die sich eine mündliche Besprechung am besten eignen wird. Darum bin ich für Ew. Hochwohlgeboren gütige Absicht so besonders dankbar und beklage um so mehr, dass sie fürs nächste durch meine Reise vereitelt worden ist.
Da nun inzwischen Ew. Hochwohlgeboren selbst in Urlaub gegangen sind und da andrerseits es sich wohl nicht mehr um den October, sondern erst um den 1. April handeln wird, so gestatte ich mir die er|gebne Anfrage, ob es möglich wäre, die mündliche Verhandlung bis zu unser beider Rückkehr zu vertagen. Bisher habe ich vor, am 5t. September nach Strassburg zurückzukehren, da ich auf der Heimreise eine Hochzeit bei meinem Schwager[4], Prof. v. Kries in Freiburg mitzumachen habe. Nötigenfalls müsste ich mit meiner Familie schon früher aufbrechen und könnte etwa am 1t. oder 2t. September zu Ihrer Verfügung stehen. Sie würden mich sehr verbinden, wenn sie mir hiernach Ihre Wünsche gefälligst hierher Hôtel National Chamonix les Praz – mitzuteilen die Güte hätten. In der Zwischenzeit werde ich selbstverständlich in der Angelegenheit keinerlei Schritte tun und meinerseits nichts darüber verlauten lassen.
ich bedaure, hochgeehrter Herr Ministerialrat, diese Verwicklung und die Störung, die ich Ihrer Urlaubsruhe bereiten muss, auf das lebhafteste, bitte aber in dieser Weise | über mich zu bestimmen und sehe mit grosser Freude der Ehre Ihrer persönlichen Bekanntschaft entgegen. Indem ich Sie bitte, Sr. Excellenz dem Herrn Minister[5] meinen verbindlichsten Dank gütigst zu übermitteln, bin ich mit vorzüglicher Hochachtung Ew. Hochwohlgeboren ergebenster
W Windelband.
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
1↑Chamonix les Praz ] vgl. z. B.: Die Schweiz nebst den angrenzenden Teilen von Oberitalien, Savoyen und Tirol. Handbuch für Reisende von Karl Baedeker. 30. Aufl. Leipzig: Baedeker 1903, S. 318.5↑Herrn Minister ] Wilhelm Nokk (1832–1903), seit April 1881 Minister der Justiz, des Kultus und Unterrichts von Baden (NDB).▲