Bibliographic Metadata
- TitleWindelband an Gottlieb Ziegler, Riesbach, 24.1.1877, 2 S., hs. (dt. Schrift), Staatsarchiv des Kantons Zürich, U 103.4.40, Bl. 12
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- Physical LocationStaatsarchiv des Kantons Zürich
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Windelband an Gottlieb Ziegler, Riesbach, 24.1.1877, 2 S., hs. (dt. Schrift), Staatsarchiv des Kantons Zürich[1], U 103.4.40, Bl. 12
Riesbach 24 Jan[uar] 77
Herrn Erziehungsdirector Regierungs-Rath Ziegler
Hochgeehrter Herr –
In höflicher Erwiderung Ihres geehrten Schreibens vom 22.[2] d[es] M[onats] wiederhole ich zunächst den Ausdruck lebhaften und herzlichen Dankes für die unausgesetzten und so erfolgreichen Bemühungen[3], mit denen Sie meinen Bitten entgegenkommen. Die Combination der Lehramtsschule mit dem Polytechnikum scheint danach den beiderseitigen Behörden genehm zu sein; aber ich empfinde es trotzdem noch immer als eine gewisse Unsicherheit, wie ich diese Vorlesungen einzurichten hätte, und die Berücksichtigung der verschiedenen Wünsche und Standpuncte von Zuhörern, deren Bildung mir überhaupt wesentlich fremder ist, würde mir zweifellos viel Sorge und Arbeit machen und mich dem eigentlichen Gebiet meiner wissenschaftlichen Thätigkeit entziehen.
Je freundlicher und liebenswürdiger Sie diese Angelegenheit behandeln, um so drückender ist es mir, daß ich | Ihnen noch immer keinen bestimmten Entschluß mittheilen kann und noch immer schwanke. Die Großherzoglich[a] Badische Regierung ist bei ihrem nunmehr erfolgten detaillirteren Vorschlag weit über die materiellen Bedingungen hinausgegangen, welche in dem ersten Briefe[4] angedeutet werden, und hat mir eine Besoldung angeboten, welche zwar hinter der absoluten Summe von 6500 fr. ziemlich zurückbleibt, dagegen mit Berücksichtigung der Pensionsverhältnisse, der Lebensbedingungen beider Städte etc. derselben ungefähr gleich kommt. Unter diesen Umständen treten die Vortheile einer reinen Universitätswirksamkeit und eines ausgebreiteteren Wirkungskreises, die Vortheile einer geschlossenen Stellung, welche durch Verpflichtung zu geringerer Lehrthätigkeit meiner wissenschaftlichen Arbeit günstig zu werden verspricht, so lebhaft und eindringlich hervor, daß ich noch zu keinem Entschlusse habe kommen können.
Ich bitte Sie, hochverehrter Herr Erziehungsdirector, mir in dieser wichtigen Angelegenheit noch einige Bedenkzeit zu lassen und mir zu gestatten, daß ich am Freitag oder Samstag früh[5] Ihnen persönlich meine Entscheidung mittheile.
In vorzüglichster Hochachtung Ihr ergebenster
W Windelband
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
5↑Freitag oder Samstag früh ] der 24.1.1877 fiel auf einen Montag. Vgl. Windelband an Gottlieb Ziegler von Samstag, den 27.1.1877.▲