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- TitleWindelband an Wilhelm Nokk, Zürich-Riesbach, 22.1.1877, 3 S., hs. (dt. Schrift), Generallandesarchiv Karlsruhe, 52 Nokk 201
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Windelband an Wilhelm Nokk, Zürich-Riesbach, 22.1.1877, 3 S., hs. (dt. Schrift), Generallandesarchiv Karlsruhe, 52 Nokk 201
Zürich-Riesbach 22 Jan[uar] 1877.[a]
Euer Hochwohlgeboren[b]
beehre ich mich, auf Ihr soeben empfangenes gütiges Schreiben vom 21.[1] d[es] M[onats] zunächst meine aufrichtige Freude darüber kundzugeben, daß das freundliche Entgegenkommen der Großherzoglichen Regierung mir den Verzicht auf die Vortheile der hiesigen Anerbietungen[2] zu erleichtern im Begriffe ist, was ich mit großem Danke entgegennehme. Ich verfehle jedoch nicht, Ihnen mit großer Offenheit mitzutheilen, daß auf Verlautbarung von Euer Hochwohlgeboren ehrenvollem Anerbieten die hiesigen Behörden sich dahin vereinbart haben, mir eine combinirte Professur an der Hochschule und am Polytechnikum mit einer Gesammtbesoldung von 6500 fr für den Sommer zuzusichern: ich verfehle aber noch weniger, Ihnen mit gleicher Offenheit zu bekennen, daß ich aus diesem Arrangement, so schmeichelhaft es an sich ist, eine mir durchaus nicht willkommene Distraction | meiner Arbeit wie meiner Lehrthätigkeit resultiren zu sehen befürchtete und daß ich die geschlossene Wirksamkeit, welche mir an der Freiburger Universität eröffnet werden soll, entschieden vorzuziehen meinen persönlichen Wünschen nach keinen Augenblick im Zweifel bin.
Es fragt sich daher für mich nur, ob, falls die Großherzogliche Regierung den Betrag Ihres heutigen geehrten Schreibens nicht zu überschreiten geneigt ist, die Differenz von ca. 1000 Mk.[c], um welches dieses Anerbieten hinter dem hiesigen zurückbleibt, einerseits durch die hier fast völlig mangelnde Wittwenpension, andrerseits durch die Verschiedenheit der ökonomischen Verhältnisse beider Städte wenigstens annähernd aufgehoben würde. Unter diesen Umständen ersuche ich Sie ergebenst, mir einige Tage Bedenkzeit zu geben, damit ich mich über die Freiburger Verhältnisse in dieser Beziehung zu informiren Zeit gewinne: Euer Hochwohlgeboren würden mich außerdem sehr verbinden, wenn Sie die Güte hätten, mir nähere Mittheilung über die dortigen Pensionsverhältnisse, über die Verpflichtungen, welche mit der dortigen Professur zu übernehmen wären, über die ergebne Anfrage, ob zu einer Uebersteigung Ihres heutigen | Angebotes keinerlei Aussicht vorhanden sei, endlich auch darüber zu geben, ob Sie gewohnt sind, das Zuzugsgeld in der Form directer Liquidation der Kosten oder eines vorher zu bestimmenden Pauschquantums zu bewilligen.
Sofern unsre Verhandlungen, wie ich nun immer bestimmter hoffe, in Bälde zu einem günstigen Resultate führten, würde ich im Stande sein, noch zum Sommer dieses Jahres in den Großherzoglichen Dienst überzutreten; doch verlangen die hiesigen Verhältnisse für diesen Fall eine baldige Entscheidung meinerseits.
Indem ich nur noch geringe Zweifel hege, daß diese für meine Befolgung Ihrer werthen Berufung ausfallen wird, verbleibe ich
mit vorzüglicher Hochachtung
Euer Hochwohlgeboren[3]
ergebenster
W Windelband
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
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