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- TitleWindelband an Unbekannt, Leipzig, 8.5.1873, 2 S., hs. (dt. Schrift), am Briefkopf gedrucktes Signet: zwei ineinandergeschlungene W-Versalien in einem von einem geschlossenen Gürtel gebildeten Ring, darüber eine fünfzackige Krone, UB Leipzig, Kurt-Taut-Slg. 3/W–Z/W/58
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Windelband an Unbekannt, Leipzig, 8.5.1873, 2 S., hs. (dt. Schrift), am Briefkopf gedrucktes Signet: zwei ineinandergeschlungene W-Versalien in einem von einem geschlossenen Gürtel gebildeten Ring, darüber eine fünfzackige Krone, UB Leipzig, Kurt-Taut-Slg. 3/W–Z/W/58
Leipzig, 8.5 73
Sehr verehrter Herr Professor[1]!
Die gütige Aufforderung, mit der Sie mich in Ihrem gestern früh erhaltenen Schreiben beehrt haben, trifft mich allerdings zu einer Zeit, wo gehäufte Beschäftigungen, wie sie in einem Semester, in dem man die ersten Versuche academischer Thätigkeit beginnt, unvermeidlich sind, und andre Arbeiten meine Zeit reichlich, ja überreichlich in Anspruch nehmen. Es würden daher höchstens zwei bis drei Stunden sein, welche ich wöchentlich dem von Ihnen mir vorgelegten Zwecke widmen könnte, und ich würde, wenn ich Aussicht haben könnte, diese Annahme in keiner Hinsicht zu bereuen, diese Zeit dafür zu gewinnen suchen. In diesem Sinne werde ich in einigen gleichzeitigen Zeilen dem Herrn Worms[2] den Vorschlag machen, daß er sich, falls ihm diese Bedingungen conveniren, mit mir in Verbindung setzt.
Zugleich verfehle ich nicht, Ihnen für Ihre gütige Vermittlung meinen besten Dank zu sagen u[nd] Sie sind meiner Absicht, mich mit Ihnen, da wir uns auf gleichem Boden in verwandten Bestrebungen begegnen, in persönliche Beziehung zu versetzen, in liebenswürdigster Weise entgegengekommen, und ich werde mir, sobald es mir meine Zeit irgend erlaubt, die Freiheit nehmen, Ihnen meine Aufwartung zu machen.
Inzwischen verbleibe ich mit verbindlichstem Gruße Ihr ergebenster
W Windelband
Leipzig, Waisenhausstr.[3] 6. II
8 Mai. 1873 Abend[a]
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
1↑Herr Professor ] die Anrede könnte vielleicht eher auf Moritz Lazarus als auf Heymann Steinthal als Adressaten mit ihrer Zeitschrift für Völkerpsychologie und Sprachwissenschaft hinweisen, in der Windelband 1874/75 publizierte, vgl. Windelband an Ehrenberg vom 18.11.1873 und die Schreiben an Lazarus selbst (23.2. u. 22.7.1874, letzteres mit Hinweis auf die von Windelband ausgeschlagene Einladung Lazarus’, eine Abhandlung über Völkerpsychologie zu schreiben). Lazarus besaß ein Landhaus in Schönefeld nahe Leipzig. Andere Projekte, in die Windelband um bzw. nach 1873 involviert war, sind die Mitarbeit an der 12. (und 13.) Auflage von Brockhausʼ Konversationslexikon (vgl. auch Jellinek an Ehrenberg vom 16.5.1874) und eine Einladung der Wiener Zeitung Neue Freie Presse zur Mitarbeit an einem wissenschaftlichen Blatt. Diese Einladung ist nur durch Zeugnisse dritter überliefert, vgl. Jellinek an Ehrenberg vom 9.11.1872 (aus Leipzig): Bald hätte ich vergessen, Dir meine neueste Würde mitzutheilen. Ich bin nämlich für das wissenschaftliche Blatt, welches die N[eue] fr[eie] Presse in Wien herausgeben wird als Mitarbeiter engagirt und wurde sogar ersucht, hier tüchtige Kräfte für diese große Unternehmung zu gewinnen. Dove und Windelband haben bereits zugesagt. Da keine Zeitung so gut bezahlt wie die Neue freie Presse, so hat man neben dem Vergnügen seine Geistesproducte schwarz auf weiß zu sehen, noch einige angenehme Vortheile von der Sache (Christian Keller: Victor Ehrenberg und Georg Jellinek Briefwechsel 1872–1911. Frankfurt a. M.: Klostermann 2005, S. 162–163 u. 219). Zur Neuen Freien Presse erschien seit mindestens Anfang 1869 eine Literatur-Beilage. Eine Mitarbeit Windelbands ist daran bisher nicht nachgewiesen; der 1. nachgewiesene Beitrag Windelbands in der Zeitung ist: Schiller und die deutsche Nationalität. In: Neue Freie Presse, Nr. 14620 vom 7.5.1905, Morgenblatt, S. 1–2.2↑Herrn Worms ] nicht ermittelt, auch nicht als etwaiger Mitarbeiter des des Verlages Ferdinand Dümmler, der die Zeitschrift für Völkerpsychologie und Sprachwissenschaft herausbrachte. Für den Verlag Brockhaus ebenfalls kein Nachweis.3↑Waisenhausstr. ] Straßenname 1860–79, seitdem Liebigstraße (Gina Klank, Gernot Griebsch (Hg.): Lexikon Leipziger Straßennamen. Leipzig 1995).▲