Bibliographic Metadata
- TitleKarl Groos an Vaihinger, Tübingen, 6.12.1932, 2 S., hs., Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXII, 1 n, Nr. 7
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- Physical LocationStaats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXII, 1 n, Nr. 7
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Karl Groos an Vaihinger, Tübingen, 6.12.1932, 2 S., hs., Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXII, 1 n, Nr. 7
Tübingen, 6. Dez[ember] 32.[a]
Hochverehrter Herr Kollege!
Aus Stuttgart zurückgekehrt, wo wir nach altem Brauche die Weihnachtszeit bei unseren Verwandten verbrachten, fand ich Ihr gütiges Glückwunschschreiben[1] und Ihre bedeutsame Abhandlung über das Verhältnis der Philos[ophie] d[es] Als Ob zur Religion[2] vor. Für Beides spreche ich Ihnen den herzlichsten Dank aus! Der Inhalt Ihres Briefes hat mich natürlich ganz besonders erfreut. Es ist eigentlich merkwürdig, wie wenig man in einem langen Leben über die Einschätzung von Seiten der Fachgenossen hört! Dass deutsche Philosophen niemals in Allem übereinstimmen, ist ja selbstverständlich. Aber das sollte doch nicht ausschliessen, dass man ab und zu einem Ausdruck freundlicher Anerkennung begegnet. Und doch ist das so selten! Um so wohltuender waren mir manche Zuschriften, die ich aus Anlass meines 70. Geburtstages erhielt. Diesen hat sich nun auch Ihr liebenswürdiger Brief zugesellt. Da wage ich denn zu hoffen, dass ich trotz meines Alters noch ein wenig an den Problemen weiter arbeiten kann, die | mir am Herzen liegen!
Ihr Aufsatz hat mich sehr interessiert. Sie haben darin durch Auseinanderhalten der verschiedenen Standpunkte deutlich gezeigt, dass die Philos[ophie] d[es] Als Ob von der Religionsfeindlichkeit eben so weit entfernt ist wie Fr. A. Lange, der seinerseits wieder auf Schiller verwies. Ich selbst denke ja, wie Sie wissen, etwas optimistischer über die Metaphysik; aber dass Ihre Philosophie nicht mit dem „Illusionismus“ gleichgesetzt werden darf, tritt[b] doch sehr klar hervor, und das[c] wird hoffentlich künftig vor Missverstaendnissen schützen.
Ich erlaube mir, Ihnen einen kl[einen] Aufsatz zu schicken, in dem ich auf meine Stellung zum Relativismus zurückkomme.[3] Er ist so kurz, dass er auch dem Vorleser (oder der Vorleserin) nicht allzuviel Mühe zumutet.
Mit wiederholtem Dank und den besten Wünschen für das neue, mit so vielen Schwiergkeiten belastete Jahr Ihr sehr ergebener
K. Groos.
Kommentar zum Textbefund
a↑6. Dez. 32. ] Datierung wie vorgefunden, Anachronismus zum ersten Satz des Brieftextes nicht aufgelöstKommentar der Herausgeber
2↑Ihre bedeutsame … zur Religion ] vgl. Vaihinger: Ist die Philosophie des Als-Ob religionsfeindlich? In: Gunnar Aspelin u. Elof Åkesson (Hg.): Studier tillägnade Efraim Liljequist den 24 september 1930. Andra bandet. Lund: Aktiebolaget Skånska Centraltryckeriet 1930 [in 250 nummerierten Exemplaren ausgegeben], S. 193–222; kann auch den Sonderdruck (Lund: Aktiebolaget Skånska Centraltryckeriet 1930) meinen.3↑Ich erlaube mir … zurückkomme. ] liegt nicht bei, nicht zweifelsfrei ermittelt. Meint womöglich Groos: Der Kampf um den Relativismus. In: Forum Philosophicum 1 (1931, Heft 3), S. 461–468. Groos war bereits zuvor auf das Thema zurückgekommen, etwa in: Die Sicherung der Erkenntnis: Theoretischer Relativismus und praktischer Absolutismus, Tübingen: Verlag der Osiander’schen Buchhandlung 1927 (vgl. S. 22, wo Kapitel 3 (u. d. T. Vom theoretischen Relativismus zum praktischen Absolutismus) mit den Worten beginnt: Der Standpunkt, den ich hier einnehme, ist von mir zuerst 1904 in der Kuno Fischer-Festschrift („Die Philosophie im Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts“, Heidelberg 1904, 2. Aufl. 1907, Abschnitt „Aesthetik“) vertreten worden. Ich bin später in verschiedenen Veröffentlichungen darauf zurückgekommen, so zuletzt in dem schon angeführten Aufsatz „Überzeugung und Wahrheit“ (1925), der mir die Bekanntschaft mit den in der Hauptlösung übereinstimmenden Ansichten Hugo Dinglers vermittelt hat.); sowie Groos: Methodik und Metaphysik. Tübingen: Verlag der Osiander’schen Buchhandlung 1928 (beginnt nach eigener Darstellung mit Erörterungen über die dialektische Bewegung des Denkens und die damit zusammenhängende Relativierung entgegengesetzter Begriffe, Erörterungen, die zunächst als ein selbständiger Beitrag zur Methodenlehre gelten möchten.)▲