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- TitleHans Driesch an Vaihinger, Leipzig, 22.4.1927, 2 S., hs., Briefkopf (Stempel) Prof. Dr. Hans Driesch | Leipzig | Zöllnerstraße 1, Wasserzeichen M-[…]–PAPIER, Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 6 m, Nr. 2
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- Physical LocationStaats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 6 m, Nr. 2
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Hans Driesch an Vaihinger, Leipzig, 22.4.1927, 2 S., hs., Briefkopf (Stempel) Prof. Dr. Hans Driesch | Leipzig | Zöllnerstraße 1, Wasserzeichen M-[…]–PAPIER, Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 6 m, Nr. 2
22/IV 27.
Hochverehrter Herr Geheimrat!
Recht herzlichen Dank für Ihren freundlichen Brief[1].
Ich las Karl Schurz’ Lebenserinnerungen vorigen Sommer, als Vorbereitung auf Amerika[2]: Sie haben Recht, es ist ein äusserst inhaltsreiches und bedeutendes Werk.
Auch mir fielen die parapsychologischen Stellen auf und ich schrieb sofort an die Leitung der „Zeitschrift für Parapsychologie“, daß man sie doch zum Abdruck bringen möge. Man[a] liess[b] sie kopieren, stiess aber dann seltsamerweise auf Widerspruch seitens der deutschen Verlegerfirma[c]. De Gruyter schrieb, er habe kein Recht, die Erlaubnis zum Abdruck (6 Seiten!!) zu geben, man müsse die Erben von K[arl] S[churz], resp. den amerikanischen Verleger fragen. Erben waren aber nicht ausfindig zu machen, und der amerikanische Verleger antwortete auf meinen von Madison aus gesandten Brief überhaupt nicht. So schwebt also die Sache noch.[d]
Sie rechnen sich zur alten Zeit, hochverehrter Herr Geheimrat. Darf ich Ihnen sagen, daß Sie geistig jünger sind als viele an Jahren Jungen?! |
Ihre Philosophie hat Ihnen (ebenso wie der Pragmatismus seinen Anhängern) – den offenen Blick bewahrt[e]; Sie sind nicht „negativ dogmatisch“ wie so viele, die von Kant kamen.
Ich erlaube mir ein Paar parapsychologische und andere[f] Sachen beizulegen[3]. Ich selbst bin, was die mentalen Phänomene angeht, vollkommen überzeugt, was die physischen angeht, zu 80%. Freilich bin ich vorsichtig und lehne z. B. die Bostoner „Margery“[4], die ich 2 Mal sah, ab.
Lassen Sie sich noch einmal Rudolf Tischner’s „Geschichte der okkultistischen Forschung“[g], II, 1824[h] vorlesen oder, noch besser, das jüngst erschienene Werk von Eugéne Osty „Pascal Forthuny“ (französisch, Alcan 1927[i].) Dieser Forthuny, den ich selbst voriges Jahr in Paris sah, ist ein leibhaftiges Wunder, und jeder Schwindel ist hier ausgeschlossen.
Mit recht herzlichen Grüssen, auch von meiner Frau, und den besten Wünschen für Ihre Gesundheit und Rüstigkeit Ihr aufrichtig ergebener
Hans Driesch
Kommentar zum Textbefund
d↑So schwebt also die Sache noch. ] mit Bleistift unterstrichen und am linken Rd. mit Bleistiftkringel markierte↑den offenen Blick bewahrt ] mit Bleistift unterstrichen und am linken Rd. mit Bleistiftkringel markiertKommentar der Herausgeber
2↑Vorbereitung auf Amerika ] Driesch war 1926/1927 als Gastprofessor in Nord- und Südamerika tätig (NDB). Karl Schurz (auch Carl, 1829–1906), nach der Revolution von 1848 aus Deutschland emigriert, war 1877–1881 Innenminister der Vereinigten Staaten (NDB).▲