Bibliographic Metadata
- TitleEugen Diesel an Vaihinger, Potsdam, 2.1.1927, 1 S., Ts. mit eU, einzelne hs. Ergänzungen, Briefkopf Dr. EUGEN DIESEL | Potsdam, … | Neue Königstraße 14a | Fernsprecher: Potsdam 1734, Wasserzeichen: im Kreis Bild einer Faust, die eine Mauerkrone auf einer Stange hält, Umschrift FESTA POST, Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 6 f
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- Physical LocationStaats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 6 f
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Eugen Diesel an Vaihinger, Potsdam, 2.1.1927, 1 S., Ts. mit eU, einzelne hs. Ergänzungen, Briefkopf Dr. EUGEN DIESEL | Potsdam, … | Neue Königstraße 14a | Fernsprecher: Potsdam 1734, Wasserzeichen: im Kreis Bild einer Faust, die eine Mauerkrone auf einer Stange hält, Umschrift FESTA POST, Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 6 f
2. Januar 27.
Herrn Geheimrat Prof. Dr. Hans Vaihinger.
Halle a. S.
Hochverehrter Herr Geheimrat!
Vor etwa zwei Monaten erschien eine Arbeit von mir[1]: „Der Weg durch das Wirrsal. Das Erlebnis unserer Zeit.“, worin häufig auf den Einfluss hingewiesen ist, den Ihre Philosophie[2] auf mich ausgeübt hat. Es wurde mir sogar von einem Schellingianer[a] vorgeworfen, dass ich Sie einen großen Philosophen genannt habe. – Ich habe mich nun doch entschlossen, Ihnen (durch Cotta) mein Werk senden zu lassen, in dem Sie vor allem das einleitende Kapitel „Das Bild der lebendigen Menschlichkeit“ interessieren dürfte, das mit der zweckbewussten Fiktion arbeitet. Auch die Abhandlungen über die Krise des Geistes vermögen Sie vielleicht in der einen oder anderen Hinsicht zu fesseln.
Mit dem Ausdruck meiner grössten Hochachtung
E. Diesel.
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
1↑eine Arbeit von mir ] vgl. die Rezension, gezeichnet S., in: Annalen der Philosophie und philosophischen Kritik 6 (1927), S. 39: Diesel, Eugen: Der Weg durch das Wirrsal. Das Erlebnis unserer Zeit. Stuttgart 1926, J. G. Cotta. 299 S., gr. 8°. M. 7.50, Gzl. M. 10.–. Diesel versucht den Sinn dieser Gegenwart aufzudecken, die uns zunächst chaotisch und tragisch anmutet. Er entnimmt die Farben zu seiner Zeitschilderung aus den Gebieten der Wirtschaft, der Technik und des Verkehrs. Kaleidoskopartig gleiten tausend Bilder an uns vorbei: von Mensch und Werkzeug, vom Waren- und Menschenwirbel, vom Moloch Organisation, von der Glücksbilanz, von der Entsittlichung des Schicksals, vom modernen Bildungsspuk, von der „Wissenschaftlichkeit“, von dem Überrelativismus und vieles mehr. Der Verfasser zeichnet sich dabei durch packende Formulierungen aus. Aus dieser Schilderung erhebt sich jedoch die Überzeugung, daß wir nicht in einem Untergang begriffen sind, sondern in einem Weltübergang. Die Krisis wird zur Lehrmeisterin. Über dem Chaos schwebt das Bild eines wiedererwachenden lebendigen unmittelbaren Menschentums.▲