Bibliographic Metadata
- TitleHarald Höffding an Vaihinger, Kopenhagen-Carlsberg, 15.5.1920, 2 S., hs., Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXII, 3 b, Nr. 7
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- Physical LocationStaats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXII, 3 b, Nr. 7
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Harald Höffding an Vaihinger, Kopenhagen-Carlsberg, 15.5.1920, 2 S., hs., Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXII, 3 b, Nr. 7
Carlsberg bei Kopenhagen
d. 15 Mai 1920
Hr.[a] Geheimer Regierungsrat,
Hochgeehrter Herr Kollege!
Es wird mir eine ganz besondere Ehre und Freude sein, Ehrenmitglied der „Kantgesellschaft“[1] zu werden, und ich bringe Ihnen und Herrn Professor Liebert meinen herzlichen Dank dafür, dass Sie mich vorschlagen wollen.
Glücklicherweise hat während des Krieges kein Missverständnis zwischen den Gelehrten Deutschlands und des Nordens bestanden, aber ich betrachte die schöne Motivirung, die Sie für die Ernennung von Ehrenmitgliedern aus dem Gedanken der nationalen Verständigung der Gelehrten holen[b], als ein hoffnungsreiches Zeichen | der[c] Zeit. Der grosse und ehrwürdige Name Kants wird gewiss ein guter Vereinigungspunkt sein.
Ihr freundlicher Brief[2] traf mich eben mitten in der Ausarbeitung des Abschnittes über Kant für eine neue (dritte) dänische Ausgabe meiner „Geschichte der neuern Philosophie“ und er gab mir neue Lust zum Weiterarbeiten.
Den Angriff, den Sie erwähnen[3], habe ich garnicht gesehen, auch nichts davon gehört. Und nach dem, was Sie darüber sagen, will ich ihn auch nicht aufsuchen.
Mit freundlichem Gruss und Dank Ihr hochachtungsvoll ergebener
Harald Höffding
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
1↑Ehrenmitglied der „Kantgesellschaft“ ] vgl. den Kommentar zu Rudolf Eucken an Vaihinger vom 23.5.1920.3↑Den Angriff, den Sie erwähnen ] das vorliegende Schreiben findet sich auch in Abschrift in den Akten des Kuratoriums der Universität Halle-Wittenberg (UAHW Rep. 6, Nr. 1862, Teil II), als Beilage zu einer Mitteilung Vaihingers an den Verwaltungsausschuss der Kantgesellschaft vom 9.6.1920. Höffding wurde am 30.5.1920 in einer Sitzung des Verwaltungsauschusses gewählt. Vaihinger schreibt: Nach der geschäftlichen Sitzung vom Sonntag d. 30. Mai, in welcher u. a. Prof. Höffding in Kopenhagen zum Ehrenmitglied gewählt worden ist, tauchte die Mitteilung auf, der Genannte habe mit der Tübinger Philos. Fakultät einen für ihn ungünstigen Konflikt gehabt, und die Tübinger Philos. Fakultät habe sogar bei anderen Fakultäten vor ihm gewarnt. Ich habe deshalb sofort an den Dekan der philos. Fakultät geschrieben und habe darauf den Bescheid erhalten, dass jene Nachricht völlig falsch sei. Die Copie des Schreibens des Dekans der Tüb. Fakultät liegt bei [vom 4.6.1920]. […] Nachschrift. In Bezug auf den letzten Absatz des Briefes von Höffding noch folgende Erläuterung: Ich hielt es für richtig, in meiner Anfrage an Höffding diesem die Mitteilung davon zu machen, dass ein deutscher Gelehrter, der früher der Kantgesellschaft nahe gestanden sei, einen ungerechtfertigten und beleidigenden Angriff auf ihn gemacht habe. Die Antwort darauf ist eben der letzte Absatz des Briefes von Höffding. Den Namen des betr. Gelehrten und den Titel des Buches und den Wortlaut des Angriffs habe ich Höffding nicht mitgeteilt. Zur Orientierung für die Herren Mitglieder des Verw. Ausschusses füge ich an dieser Stelle hinzu, dass Prof. Bauch in seinem 1918 erschienenen grossen Werke über Kant in einer Anmerkung über Höffding sagt, „Höffding verstehe ebenso wenig von der deutschen Philosophie als von der deutschen Sprache“. Diese schnoddrige und schnöde Beleidigung eines Gelehrten von Europäischem Ruf richtet sich selbst, entspricht aber dem sonstigen bekannten Auftreten von Bauch.▲