Bibliographic Metadata
- TitleKarl Gjellerup an Vaihinger, Klotzsche, 12.2./13.2.1917, 4 S., hs., Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXII, 1 e, Nr. 3
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- Physical LocationStaats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXII, 1 e, Nr. 3
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Karl Gjellerup an Vaihinger, Klotzsche, 12.2./13.2.1917, 4 S., hs., Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXII, 1 e, Nr. 3
Klotzsche Gartenstr. 28. 12 Febr[uar] 1917[a].
Hochverehrter Herr Professor! Herzlichen Dank für Ihren Brief[1] und für Ihren freundlichen Vorschlag, meinen Aufsatz[2] in der neuen philosophischen Zeitschrift anzubringen. Natürlich wäre das mir ebenso lieb wie das Erscheinen in den Kant-Studien. Dem Verleger, dem ja auch diese Unterstützung seines Unternehmens zu gönnen ist, wahrscheinlich doch lieber, da ein ausführlicher Aufsatz über diesen Band gerade in einer neuen allgemeinen philosophischen Zeitschrift wohl für seine Zwecke das aller Günstigste[b] ist.
Der 12te Band[3] dürfte allerdings, nach dem was Deussen mir sagte, lange auf sich warten lassen. Dieser 11te war eben fertig gedruckt, als der Krieg ausbrach. Die Bearbeiter der anderen Bände wären jetzt im Felde.
Welche Ehrung Sie, wie Sie schreiben, für mich schon im Herbst im Sinne hatten[4], und wenn auch vergeblich, angeregt haben, kann ich nicht errathen, bin Ihnen aber für solche höchst freundliche Absicht | von Herzen dankbar – und meine Frau nicht weniger. Sie schreiben, daß Sie mir davon mündlich erzählen werden. Das stellt, scheint uns, in Aussicht, daß Sie im Sinne haben, in nicht unabsehbar ferner Zeit wieder nach Dresden zu kommen, was im hohen Grade erfreulich wäre. Dann würde ich auch über Ihr Werk, das mich fortwährend beschäftigt, mit Ihnen sprechen, anstatt Ihnen darüber zu[c] schreiben, können, was ein grosser Vortheil für mich wäre. Vielleicht hat Ihr Aufenthalt Ihnen Lust zur Wiederholung des Besuches[5] gegeben.
Meine Aussichten in der Akademie[6] sind in einer Beziehung nicht gerade schlecht. Denn abgesehen davon, daß ich weiss, daß ich dort einige Stimmen für mich habe (besonders ist einer der hervorragendsten Mitglieder mit Eifer für meine Sache thätig) – abgesehen davon muss die Akademie doch einmal die nicht ganz unbedeutende dänische Literatur berücksichtigen. Dann aber können sie schwerlich einem Anderen als mir den Preis geben – es sei denn, daß sie keinem Dichter sondern Prof. Höffding den Preis geben. Denn auch er ist von dänischer Seite – von Kollegen in der dän[ischen] Akademie der Wissenschaf|ten[d] –[e] für den Preis vorgeschlagen. Dabei käme ein kurioser Fall heraus; denn gerade er ist es, der an der Spitze der Eingabe für mich steht. Daß er den Preis nicht braucht, da er, ein Wittwer, in einer Palastvilla gratis (als Ehrenwohnung) haust und 20 000 Kronen jährlich hat, wäre freilich für viele dieser Herren nur eine Empfehlung. Auch ist er in Schweden sehr angesehen. Doch glaube ich kaum, daß die philosophische Autorität der Akademie, Prof. Vitalis Norström, der Euckens Wahl[7] durchsetzte, sich für ihn besonders begeistern kann. Nun, es wird sich einmal zeigen. Solange der Preis noch nicht über den Sund[8] gegangen ist, habe ich keinen Grund die Hoffnung aufzugeben. Eine andere Aussicht auf einen wirklich erklecklichen Erfolg, habe ich nicht, denn was ich schreibe ist zu unpopulär – zumal in Dänemark, von welchem ich mich geistig (wie räumlich) zu sehr entfernt habe.
(13)[f]
Gestern schickte ich Ihnen eine Nr. v[on] Ill[ustrierte] Zeitung mit einem scherzhaften Artikel[9]. Eine Besprechung eines Werkes[10] über den Buddhis|mus folgt mit gleicher Post.
Herzlichen Gruss auch von meiner Frau.
Ihr
Karl Gjellerup
Kommentar zum Textbefund
a↑1917 … Verleger, dem ] quer über die Zeilen mit Blaustift Erledigungszeichen, ähnlich einem f (oder E)Kommentar der Herausgeber
2↑meinen Aufsatz ] vgl. Gjellerup: Zur Entwicklungsgeschichte der Schopenhauerschen Philosophie. Eine Studie über den elften Band der neuen Gesamtausgabe der Werke Schopenhauers („Genesis des Systems“). In: Annalen der Philosophie. Mit besonderer Rücksicht auf die Probleme der Als Ob-Betrachtung 1 (1919), S. 495–517.3↑Der 12te Band ] der Schopenhauer-Ausgabe, hg. von Paul Deussen. Von dieser Ausgabe sind von 16 geplanten Bänden lediglich 13 erschienen. Nicht erschienen sind Bd. 7, 8 u. 12.4↑schon im Herbst im Sinne hatten ] vgl. Vaihinger an Gottfried Meyer vom 21.5.1917 (Abschnitt Dokumente zu Leben und Werk).5↑Wiederholung des Besuches ] früheres Zusammentreffen für 1916 in Dresden ermittelt, vgl. Vaihinger an Gottfried Meyer vom 21.5.1917 (Abschnitt Dokumente zu Leben und Werk). Ein weiterer Besuch Vaihingers könnte vor 31.12.1918 stattgefunden haben, vgl. Gjellerup an Vaihinger vom 11.3.1919.6↑Aussichten in der Akademie ] gemeint ist die Svenska Akademien, Vergabeinstitution des Nobelpreises für Literatur. 1917 wurde dieser Preis zu gleichen Teilen vergeben an Karl Gjellerup und Henrik Pontoppidan (https://www.nobelprize.org/prizes/literature/1917/summary/; 10.3.2023).▲