Bibliographic Metadata
- TitleLiesbet von Drigalski-Dill an Vaihinger, o. O. [Halle], o. D. [6.12. oder 20.12.1916], 2 S., Ts. mit eU, Unterstreichungen und vereinzelte Ergänzungen (v. a. von Satzzeichen) v. Hd., Wasserzeichen F. H. S. D. | SCHREIBMASCHINEN-PAPIER, Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 6 g, Nr. 4
- Creator
- Recipient
- Participants
- Place and Date of Creation
- Series
- Physical LocationStaats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 6 g, Nr. 4
- URN
- Social MediaShare
- Archive
- ▼
Liesbet von Drigalski-Dill an Vaihinger, o. O. [Halle], o. D. [6.12. oder 20.12.1916], 2 S., Ts. mit eU, Unterstreichungen und vereinzelte Ergänzungen (v. a. von Satzzeichen) v. Hd., Wasserzeichen F. H. S. D. | SCHREIBMASCHINEN-PAPIER, Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 6 g, Nr. 4
Sehr geehrter Herr Geheimrat,
Mit verbindlichstem Dank sende ich Ihnen anbei den Kürschner[1] zurück, indem ich mich nur als Gattin meines Mannes gefunden habe. Ich muss dagegen Protest erheben, denn als solche wird man mich dort kaum suchen.
Annette Kolb[2] hat mich ungeheuer interessiert, ihre glänzende, freie, sichere Sprache und ihre Auffassung der jetzigen Zeit. Ich habe mir ihre Sachen gleich bestellt.
Gestern und vorgestern war ich in Leipzig[3] und habe einen wertvollen Abend im Schauspielhaus verlebt, es wurde „Liebe“ von Wildgans gegeben, ein ausgezeichnetes ernstes Stück, das einen grossen Erfolg hat. Dieses Schauspielhaus hat die Absicht, einigemale wöchentlich[a] hier Vorstellungen im Thaliatheater[4] zu geben und der Director bat mich, einmal zu hören, ob sie wohl Erfolg auf Conzession haben würden? Das Thaliatheater ist ungünstig und hässlich, aber bauen darf man ja jetzt nicht, und die Truppe, welche so spielt wie ich sie kaum in einer anderen Stadt gesehen habe, auch kaum Berlin, will nur das beste geben und muss dazu auch einen anständigen Rahmen haben. Die Hauptsache ist die Erlaubnis. Ich wäre ja froh, wenn wir einmal Gelegenheit hätten, hier moderne Schauspiele zu sehen, denn das Stadttheater[b] kann man wirklich kaum zu diesem Zweck besuchen, es bringt ja auch selten eine Premiere, und dieses würde dem Stadttheater kaum Konkurrenz[c] sein, da es sich nur auf Ibsen, Hauptmann, Strindberg, Wedekind usw. beschränken will. Es wäre eine glänzende Idee. Können Sie mir vielleicht raten, wo ich da anfragen soll? Es kommt, glaube ich nur der Oberbürgermeister in Frage, und der wird der Sache kaum geneigt sein.[d] |
Dann habe ich eine sehr grosse Bitte, Herr Geheimrat. Würden Sie mir eine Besprechung der Franziska[5] oder meiner Arbeiten mir überhaupt schreiben und etwas von Ihren Eindrücken darin wiedergeben, die Sie beim Lesen hatten? Kein Verlag will dieses Jahr mit einer Reklame grösseren[e] Stils einsetzen, weil meine Sachen dieses Jahr sehr gekauft werden und ich würde mich ungemein freuen, wenn Sie so liebenswürdig sein wollten, Ihr wertvolles Urteil abzugeben.
Sie stehen ja sicher mit vielen Zeitungen in Verbindung, worin eine solche Besprechung gern aufgenommen wird.
Mit nochmaligem verbindlichstem Dank[f] bin ich Ihre sehr ergebene
Liesbet v. Drigalski-Dill
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
1↑den Kürschner ] die Rede ist von: Kürschners Deutscher Literatur-Kalender, 39. Ausgabe 1917, in der letztmalig (im Vergleich zur 40. Ausgabe 1922) vom Eintrag Dill, Liesbet auf den Eintrag Drigalski, Liesbet v., geb. Dill (Liesbet Dill), Roman, UP.-Gattin, Halle a. S. verwiesen wird (auf diesen Eintrag folgt der ihres 2. Mannes: Wilhelm von Drigalski (1871–1950), seit 1907 Stadtarzt in Halle, nach Halle umhabilitiert, bis 1925 Vorlesungstätigkeit an der Universität Halle-Wittenberg; https://www.catalogus-professorum-halensis.de/drigalskiwilhelm.html (19.9.2024)). In den Ausgaben ab 1922 wird umgekehrt, jedoch ohne Änderung der Charakterisierung als Universitätsprofessor-Gattin, vom Eintrag Drigalski, Liesbet auf Dill, Liesbet (Ps. f. Liesb. v. Drigalski, geb. Dill), Roman, UP.-Gattin, Halle a. S. verwiesen.3↑Gestern und vorgestern war ich in Leipzig ] 4.12./5.12.1916 oder 18.12./19.12.1916, vgl. Drigalski-Dill an Vaihinger vom 30.11. oder 14.12.1916.4↑Thaliatheater ] Spielstätte: Geiststraße 42a, Halle (vgl. z. B. 1898/1899: https://digital.bibliothek.uni-halle.de/hd/content/pageview/1363391 (19.9.2024)), getragen vom Theatralischen Verein „Thalia“ (Adreßbuch für Halle a. d. S. und Umgebung 1917, https://digital.bibliothek.uni-halle.de/hd/periodical/titleinfo/1427071 (19.9.2024)).5↑Besprechung der Franziska ] vgl. Liesbet Dill: Franziska. Roman. Stuttgart/Berlin: Deutsche Verlags-Anstalt 1916. Keine Rezension von Vaihinger nachgewiesen.▲