Bibliographic Metadata
- TitleRudolf Eucken an Vaihinger, Jena, 20.11.1916, 3 S., hs., Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 7 p, Nr. 14
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- Physical LocationStaats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 7 p, Nr. 14
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Rudolf Eucken an Vaihinger, Jena, 20.11.1916, 3 S., hs., Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 7 p, Nr. 14
Jena 20/11 16.
Hochgeehrter und lieber Herr Kollege!
Mit rechtem Bedauern habe ich von den Verwicklungen[1] gehört, welche zwischen hochgeschätzten Mitgliedern der Kantgesellschaft entstanden sind, und es ist mein dringender Wunsch, daß eine Verständigung herbeigeführt werde[a] und die Kantgesellschaft vor einem Zwist bewahrt bleibe, der, so oder so entschieden, ihr jedenfalls Schaden bringen würde. Da gewiß bei so vortrefflichen Männern anzunehmen ist, daß niemand den Streit um des Streites willen wünscht und jeder[b] einen Frieden dem Kriege vorzieht, so möchte ich folgenden Vorschlag machen: es findet unter dem Vorsitz des Hallenser Universitätskurators eine vertrauliche Beratung der Sache statt, zu der von jeder Seite ein oder zwei Mitglieder gestellt werden. | Unmaßgeblich möchte ich einerseits Paul[c] Cassirer und Dr. Liebert vorschlagen, andererseits bin ich selbst gern zu einer Teilnahme an einer solchen Beratung bereit und möchte weiter Prof. Ferdinand Jakob Schmidt in Berlin vorschlagen. Doch meine ich, daß es auch genügen würde, wenn Cassirer und ich unter dem Vorsitz von Geheimrat Meyer die Sache erörterten[2] und nach einem Wege der Verständigung suchten, der beide Seiten befriedigt. Natürlich muß von vornherein der Wunsch nach einer Verständigung auf beiden Seiten bestehen, sonst ist der Versuch ohne Sinn und ohne Aussicht. Aber ich halte die Sache als wichtig genug für die deutsche Philosophie der Gegenwart, um wenigstens den Versuch einer Verständigung zu machen und | eine drohende Spaltung der Kantgesellschaft zu verhüten. Sollte mein Vorschlag, den ich auch Prof. Bauch mitteilte, auch auf der anderen Seite Zustimmung finden, so bin ich gern bereit, an einem näher festzustellenden Tage recht bald nach Halle zu kommen. Ich möchte noch bemerken, daß jener Vorschlag von mir selbst ausgegangen, nicht von Bauch angeregt, wohl aber ihm mitgeteilt und von ihm gebilligt worden ist.
Mit besten Wünschen und freundlichen Grüßen Ihr hochachtungsvoll ergebener
R. Eucken.
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
1↑den Verwicklungen ] im Zusammenhang des Skandals um Bruno Bauch 1916–1917, vgl. die übrigen zu dieser Episode gehörigen Korrespondenzen Vaihingers 1916/1917.▲