Bibliographic Metadata
- TitleMax Frischeisen-Köhler an Vaihinger, Freiburg i. B., 27.9.1915, 2 S., hs., Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 8 s, Nr.3
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- Place and Date of Creation
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- Physical LocationStaats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 8 s, Nr.3
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Max Frischeisen-Köhler an Vaihinger, Freiburg i. B., 27.9.1915, 2 S., hs., Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 8 s, Nr.3
Freiburg i. B. 27. Sept[ember] 1915.
Chirurg[ische] Klinik, Albertstr. 2
Zimmer 2
Hochverehrter Herr Geheimrat!
Lassen Sie mich Ihnen meinen herzlichsten und ergebensten Dank für die so liebenswürdigen Reisewinke aussprechen, die Sie meiner Frau[1] zukommen liessen! Es ist überaus freundlich, dass Sie so Sich unserer annehmen und mit Ihrem wertvollen Rat unterstützen!
Leider haben sich meine Dispositionen infolge eines Unfalles, den ich während einer militärischen Übung erlitt, ganz und gar geändert. Ich habe mir den linken Fuß mit erheblichen Bänderzerreißungen verrenkt und liege seit zwei Wochen fest mit einem Gipsverband. Morgen kommt meine Frau, direkt von Berlin, und ich hoffe, mit ihrer Hilfe die ersten bescheidenen Gehversuche im Zimmer machen zu können. Nach ärztlicher Annahme werde ich wohl Mitte Oktober so weit sein, dass ich mit der Bahn nach Berlin fahren kann. Ich habe dort vom 18ten October ab noch an einigen Prüfungen teil zu nehmen. Wenn es dann irgend geht, wollen meine | Frau und ich nach Halle kommen, um uns Wohnungen anzusehen. Das schönste wäre ja, wenn ich gleich, wenn auch in beschränktem Umfang, mein neues Amt[2] antreten könnte. Bis Weihnachten jedenfalls wird die Heilung meines Fusses dauern. Ob ich dann und ob ich überhaupt jemals wieder militärtauglich sein werde, ist nach dem Urteil der hiesigen Ärzte noch ganz unbestimmt. Ich weiss noch nicht recht, ob ich unter diesen Umständen beim Ministerium[3] vorstellig werden soll, dass es mich für die Dauer des Wintersemesters reklamiert. Mein Hauptmann – im Civil Prof. Körte[4], Ord[inarius] f[ür] klass[ische] Philologie hier in Freiburg – rät mir entschieden dazu. Es käme ev[entuell] wohl auch die objective Dringlichkeit in Frage, über die ich natürlich gar kein Urteil habe.
Jedenfalls werde ich mir erlauben, von Berlin aus, wo sich diese Fragen wohl klären werden, darüber Bescheid zu geben, sowie mitzuteilen, wann es uns möglich ist, nach Berlin[a] zu kommen.
Inzwischen bleibe ich mit nochmaligen Dank[b] für das gütige Interesse und den verbindlichsten Empfehlungen Ihr stets ergebener u. verpflichteter
Max Frischeisen-Köhler.
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
3↑Ministerium ] gemeint ist das Preußische Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten.▲