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- TitleElisabeth Förster-Nietzsche an Vaihinger, Weimar, 12.7.1915, 3 S., hs., quadriertes Papier, Briefkopf NIETZSCHE-ARCHIV. | WEIMAR, DEN …, Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 8 n, Nr. 6
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- Physical LocationStaats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 8 n, Nr. 6
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Elisabeth Förster-Nietzsche an Vaihinger, Weimar, 12.7.1915, 3 S., hs., quadriertes Papier, Briefkopf NIETZSCHE-ARCHIV. | WEIMAR, DEN …, Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 8 n, Nr. 6
12. Juli 1915
Verehrter Herr Geheimrath
Ihre ungemein freundliche und fürsorgliche Absicht dem Nietzsche-Archiv durch meine Person den Nobelpreis zuzuwenden hat mich sehr erfreut. Die Sorge für das Archiv mit seinen außerordentlichen Ansprüchen, die ich, da die Stiftung noch keine Mittel hat, einstweilen allein zu tragen habe, wird allmählich für mich recht drückend. Ich füge die letzte dreijährige Zusammenstellung der Ausgaben[1] bei[a], die für die Steuerbescheide, den Vorstand der Stiftung, besonders für Oberbürgermeister Dr. Oehler gemacht wurde. Daraus werden Sie ersehen wie schwer es für mich ist das Archiv als wissenschaftliches Institut aufrecht zu halten. |
Besonders seit Ausbruch des Krieges wird es drückend, zumal das Jahr 1913 auch schon geringere Einnahmen als früher hatte. Oberbürgermeister Dr. Oehler als Vorsitzender der Stiftung u. ich haben damals dem Archivar gekündigt[2], u. seitdem habe ich seine Arbeit selbst zu machen versucht, was mir, trotz weiblicher Hilfe sehr sehr schwer mit meinen mangelhaften Augen wird. Ich fühle mein Alter doch sehr – werde ich doch im nächsten Jahr: siebenzig Jahre alt! Doch blieben in den Jahren 1913/14 noch auswärtige Mitarbeiter als Hilfe, die aber mit dem 1. Januar dieses Jahres aus Mangel an Mitteln auch aufgegeben werden mußten. Die wichtigen Arbeiten stehen still. Nur Eines war unmöglich aufzugeben, nämlich die Beihilfe für nothleidende Schriftsteller, mit denen ich die spärlichen Mittel teilte u. dann die Fürsorge für Verwundete u. für Alles[b] was mit dem Krieg zusammenhängt. |
Es wäre deshalb sehr schön wenn mir d[er] Nobelpreis zur Fortführung des wissenschaftlichen Betriebs im Nietzsche-Archiv zu teil würde. Ist doch das Nietzsche-Archiv meine einzige Lebensaufgabe, dem[c] ich mein ganzes Leben u. Vermögen gewidmet habe; und besonders würde es mich freuen trefflichen jungen Schweden ein jährliches Reisestipendium auszutheilen. Dazu verpflichte ich mich schon jetzt.
Mit den verbindlichsten Grüßen Ihre dankbare
Elisabeth Förster-Nietzsche
geb. Nietzsche
Übrigens höre ich soeben ganz zufällig, daß die Nobelpreise erst nächstes Jahr[3] ausgeteilt würden.
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
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