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- TitleVaihinger und Arthur Liebert an Gottfried Meyer, Halle, 5.1.1914, 4 S., hs. (andere Hd., keine eU), Briefkopf GEH. REG.-RAT | PROF. DR. H. VAIHINGER. |Halle a. S., d. … 19 | Reichardtstr. 15, Universitätsarchiv Halle-Wittenberg, Rep. 6, Nr. 1863, Bl. 227–228 (Universitäts-Kuratorium zu Halle a. S. Spezial-Acten betreffend Kantgesellschaft und Kantstiftung. 1904–1916.)
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- Place and Date of Creation
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- Physical LocationUniversitätsarchiv Halle-Wittenberg, Rep. 6, Nr. 1863, Bl. 227–228 (Universitäts-Kuratorium zu Halle a. S. Spezial-Acten betreffend Kantgesellschaft und Kantstiftung. 1904–1916.)
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Vaihinger und Arthur Liebert an Gottfried Meyer, Halle, 5.1.1914, 4 S., hs. (andere Hd., keine eU), Briefkopf GEH. REG.-RAT | PROF. DR. H. VAIHINGER. |Halle a. S., d. … 19 | Reichardtstr. 15, Universitätsarchiv Halle-Wittenberg, Rep. 6, Nr. 1863, Bl. 227–228 (Universitäts-Kuratorium zu Halle a. S. Spezial-Acten betreffend Kantgesellschaft und Kantstiftung. 1904–1916.)
Kantgesellschaft
An den Herrn Vorsitzenden der Kantgesellschaft[a]
An die Herren Mitglieder des Verwaltungs-Ausschusses
Die Geschäftsführung hatte s[einer] Z[eit] unter den beabsichtigten Neudrucken[1] auch den Wiederabdruck der Bolzano’schen Logik ins Auge gefaßt. Daraufhin teilte mir unser Mitglied Prof. Höfler mit, daß er selbst einen solchen Neudruck schon seit Jahren ins Auge gefaßt und zu diesem Zweck einen Vertrag mit der Dürr’schen resp. Meiner’schen Buchhandlung in Leipzig abgeschlossen habe. Die Kantges[ellschaft] würde darum, so meinte er, am besten tun, von dem Neudruck des Bolzano ihrerseits abzusehen, dagegen möchte sie den beabsichtigten Neudruck im Meiner’schen Verlag pekuniär unterstützen. Letzteres Gesuch wurde dann von unserem Mitglied dem Verleger Dr. Meiner noch speziell an uns gerichtet, wobei er davon sprach, die Kantges. möchte einige tausend Mark zu diesem Zweck beitragen. Wir sagten ihm, daß wir Geschäftsführer das unmöglich beim Verw[altungs]-Aussch[uss] beantragen könnten, da die Mittel der Kantges. durchaus nicht derartige seien, um solche Zuschüsse zu geben.
Nun erhielten wir im Mai d[iesen] J[ahres] einen Brief von Prof. Höfler des Inhalts, er lege doch sehr großen Wert darauf, daß die Kantges. auf dem Titel der von ihm | veranstalteten neuen Ausgabe von Bolzano als Unterstützerin stehe. Es genüge ja zu diesem Zweck, wenn die Kantges. nur eine kleine Summe dazu gäbe. Wir teilten ihm daraufhin mit, daß wir selbst als Geschäftsführer hierüber nicht verfügen könnten, daß wir aber die Sache dem Ausschuß vorlegen wollten, wenn das Erscheinen des Buches bevorstehe, wobei wir der Meinung waren, daß uns hierüber noch Mitteilung gemacht werden sollte. Eine solche Mitteilung ist uns aber nicht zugegangen, dagegen ist jetzt das Buch, die neue Ausgabe von Bolzano selbst uns von dem Verleger Meiner zugesendet worden, auf dessen Titel die Kantges. schon als Unterstützerin dieser neuen Ausgabe steht. Der Verleger hat die von uns als Geschäftsführung ausgesprochene Bereitwilligkeit, die Angelegenheit dem Ausschuß vorzulegen, verwechselt mit der eventuellen Bereitwilligkeit des Ausschusses, dem wir die Sache ja noch gar nicht vorlegen konnten. Irgend welche böse Absicht hat dabei bei dem Verleger Dr. Meiner nicht obgewaltet.
Wir glauben deshalb keinen Anstand nehmen zu dürfen, bei dem Verwaltungsausschuß zu beantragen, es möchte die von Prof. Höfler nachgesuchte kleine Unterstützung von der Kantges. gewährt werden. Wir möchten zu diesem Zweck die Summe von 200 Mk beantragen.
Wir bemerken dabei ausdrücklich, daß es natürlich | im Interesse der Gesellschaft liegt, daß dieselbe in derartiger Weise auf dem Titel eines solchen Werkes genannt[2] wird. Es trägt das entschieden dazu bei, die Kantges. immer mehr in weiteren Kreisen bekannt zu machen, und nicht blos von ihrer Existenz sondern auch ihrer einflußreichen Tätigkeit Kunde zu geben.[b]
Gleichzeitig möchten wir noch folgenden Antrag stellen. Es hat sich eine Vereinigung von Freunden von Geh. Rat Prof. Riehl in Berlin an ihrer Spitze Exzellenz Wundt gebildet, welche Riehl zu seinem 70. Geburtstag, 27. April eine besondere Freude machen will. Es soll eine Summe gesammelt werden, welche ihm zu dem Zweck übergeben werden soll, um ein von ihm beabsichtigtes wissenschaftlich gemeinnütziges Unternehmen zu unterstützen. Riehl plant, (im Verein mit anderen Berliner Kollegen) die Errichtung eines „Dozentenhauses“[3], durch welches junge, begabte aber weniger bemittelte Gelehrte in den Stand gesetzt werden sollen, die Dozentenlaufbahn zu ergreifen.
Prof. Riehl hat, als er hier in Halle wirkte, sich im Jahre 1904 sehr eifrig an der Begründung der Kantges. betätigt und hat auch zur Kantstiftung persönlich einen namhaften Beitrag gegeben. Er hat auch fernerhin sein Interesse an der Gesellschaft mehrfach betätigt, so z. B. durch Stellung unserer 1. Preisaufgabe und durch Beteiligung am Preisrichteramt darüber. Wir erlauben uns daher, die Summe von 200 Mk zu beantragen.
Obgleich wir durch den Neudruck von Tetens[4] pekuniär | sehr stark in Anspruch genommen sind, so glauben wir doch, diese Ausgaben beantragen zu dürfen, da die Kantges. im Jahre 1913 wieder um ca. 125 Mitglieder zugenommen hat und auch durch den Verkauf der Neudrucke im Vorjahre[c] und den der Vorträge eine Extraeinnahme erzielt worden ist. Übrigens könnten die beiden Beiträge (200 u. 100 Mk) auf das Jahr 1914 übernommen werden.
Es wird wohl nicht notwendig sein, um dieser beiden relativ geringfügigen Angelegenheiten eine Sitzung zu berufen, und wir dürfen wohl annehmen, daß, wenn innerhalb 10 Tagen nicht der Antrag für eine Sitzung gestellt wird, die Erledigung der Angelegenheit als in positiver Weise erfolgt betrachtet werden darf.
Die Geschäftsführer
gez. Vaihinger – Liebert.
Halle a/S.
Berlin
d. 5. Jan[uar] 1914.[d]
Kommentar zum Textbefund
d↑1914. ] darunter Aktenvermerk: d[er] K[urator] d[er] U[niversität] Halle a/S., den 8 Januar 1914 | zu den Akten. | Namenskürzel Gottfried MeyerKommentar der Herausgeber
2↑auf dem Titel eines solchen Werkes genannt ] der erste Band der Werkausgabe Bolzano, hg. v. Alois Höfler erschien 1914 bei Felix Meiner in Leipzig mit der Angabe auf dem Titel: Mit Unterstützung der Gesellschaft zur Förderung deutscher Wissenschaft, Kunst und Literatur in Böhmen und der Kant-Gesellschaft unter Mitwirkung von Mitgliedern der Philosophischen Gesellschaft an der Universität zu Wien.4↑Neudruck von Tetens ] vgl. Johann Nicolaus Tetens: Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung Bd. 1. Über die allgemeine speculativische Philosophie. Mit einem Bildnis. Besorgt von Wilhelm Uebele. Berlin: Reuther & Reichard 1913 (Neudrucke seltener philosophischer Werke Bd. 4).▲