Bibliographic Metadata
- TitleEduard Spranger an Vaihinger, Mittelzell (Insel Reichenau), 19.4.1913, 3 S., hs., Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXIII, 6 k
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- Physical LocationStaats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXIII, 6 k
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Eduard Spranger an Vaihinger, Mittelzell (Insel Reichenau), 19.4.1913, 3 S., hs., Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXIII, 6 k
Mittelzell auf Reichenau im Bodensee den 19. April 1913.
Hochverehrter Herr Geheimrat!
Ihre gütigen Zeilen[1] haben mich leider erst heute und, wie Sie sehen, sehr in der Ferne erreicht. Ich bitte Sie, für Ihr mich sehr ehrendes Gedenken meinen verbindlichsten Dank entgegenzunehmen, und mein Fernbleiben von der Kantgesellschaftstagung durch meine Abwesenheit auf einer kurzen, notwendigen Erholungsreise entschuldigt sein zu lassen.
Vor zwei Tagen erhielt ich ein Schreiben von Herrn Dr. Thimme in derselben Angelegenheit. Wie ich schon ihm geantwortet habe[2], so darf ich wohl auch Ihnen, hochverehrter Herr Geheimrat, wiederholen, mit welcher Freude ich den schönen Gedanken | begrüße und wie sehr ich ihm Erfolg wünsche. Wenn ich mir einen Vorschlag erlauben darf, so müßte man Fichte unmittelbar neben Kant nennen, da beide Einflüsse nach meiner Kenntnis der Sache nicht zu trennen sind.
Was nun meine Beteiligung betrifft, so empfinde ich dankbar die mir zugedachte besondere Ehre. Aber Sie werden verstehen, Herr Geheimrat, daß ich sie andrerseits als unverdient erkennen muß. Denn persönlich bin ich nie Mitglied der Kantgesellschaft gewesen, und es aus diesem Anlaß glücklich zu werden, muß mir naturgemäß peinlich, ja unmöglich sein.
Ich würde es also gerechter finden, wenn man zuerst unter den philosophischen Mitgliedern der Kantgesellschaft einen Preisrichter zu gewinnen suchte. Sollte man da auf Ablehnung stoßen, so würde | ich einen an mich ergehenden Auftrag natürlich als eine hervorragende Ehrung empfinden und mich bemühen, ihrer würdig zu sein.
Die starke Belastung mit Amtspflichten während des Semesters ist schuld daran, daß ich Ihnen, hochverehrter Herr Geheimrat, immer noch nicht in Halle meine Aufwartung[3] gemacht habe. Indem ich auch hierfür Ihre gütige Entschuldigung erbitte, empfehle ich mich Ihnen in bekannter Verehrung Ihr dankbar ergebener
Eduard Spranger.
Kommentar der Herausgeber
1↑gütigen Zeilen ] nicht ermittelt; im Kontext der von Friedrich Thimme angeregten Preisaufgabe der Kantgesellschaft, vgl. Vaihinger an Gottfried Meyer vom 24.5.1913 (im Abschnitt Dokumente zu Leben und Werk).2↑geantwortet habe ] vgl. den Kommentar zu Vaihinger an Gottfried Meyer vom 24.5.1913 (im Abschnitt Dokumente zu Leben und Werk).▲