Bibliographic Metadata
- TitleRudolf von Valentini an Vaihinger, Berlin, 16.1.1913, 3 S., Ts. mit eU, Briefkopf Prägestempel: Wappen des Deutschen Reiches, darunter Geheimes Zivil-Kabinett | Sr. Majestät d. deutschen Kaisers | und Königs von Preussen, Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXIII, 8 i
- Creator
- Recipient
- ParticipantsEugène-Rose de Beauharnais, Vizekönig von Italien ; Eugénie de Montijo, Kaiserin der Franzosen ; Hortense Eugénie Cécile de Beauharnais, Königin von Holland ; Joséphine de Beauharnais, Kaiserin der Franzosen ; Karl der Große ; Leopold Graf von Spee ; Marc-Antoine Berdolet ; Napoleon Bonaparte, Kaiser der Franzosen ; Napoleon III., Kaiser der Franzosen ; Nicolaus Maximilianowitsch von Leuchtenberg
- Place and Date of Creation
- Series
- Physical LocationStaats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXIII, 8 i
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Rudolf von Valentini an Vaihinger, Berlin, 16.1.1913, 3 S., Ts. mit eU, Briefkopf Prägestempel: Wappen des Deutschen Reiches, darunter Geheimes Zivil-Kabinett | Sr. Majestät d. deutschen Kaisers | und Königs von Preussen, Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXIII, 8 i
Berlin, den 16. Januar 1913.
Ew. Hochwohlgeboren teile ich in Erwiderung des gefälligen Schreibens vom 20. Oktober 1911[1], betreffend ein aus dem Grabe Karls des Großen stammendes Kleinod[2] ergebenst mit, daß zunächst festgestellt worden ist, welche Wertgegenstände s[einer] Z[eit] der Kaiser Napoleon von dem Aachener Stiftskapitel zum Geschenk erhalten hat. Nach dem Ergebnis dieser Feststellungen haben im Jahre 1804 der Aachener Bischof Berdolet[a][3] und das dortige Stiftskapitel der Kaiserin Joséphine eine Reihe von Kleinodien beziehungsweise Reliquien insbesondere 2 kostbare Kleinodien aus dem Grabe Karls des Großen[b] | zum Geschenk gemacht. Nach dem Tode der Kaiserin gingen diese Wertstücke zum Teil auf ihre Tochter, die Königin Hortense, zum Teil auf ihren Sohn, den Vizekönig Eugen über. Erstere vererbte die ihr gehörigen Stücke auf Napoleon III beziehungsweise die Kaiserin Eugénie, letzterer auf die Herzoglich Leuchtenberg’sche Familie. Die Kaiserin Eugénie hat im Jahre 1872 die Bitte des von dem Aachener Stiftskapitel zu ihr entsandten Stiftsherren Leopold Grafen von Spee[c] um Rückgewähr der ihr gehörigen Kleinodien aus prinzipiellen Gründen abgelehnt, und es erscheint daher untunlich, eine Wiederaufnahme dieser Bitte durch seine Majestät den Kaiser und König anzuregen. Andererseits haben die von der Deutschen Botschaft in St. Petersburg angestellten Ermittelungen nach dem Verbleib der auf die Herzoglich Leuchtenberg’sche Familie übergegangenen Wertstücke zu einem völlig negativen Ergebnis geführt.[d] |
Insbesondere befinden dieselben sich weder im Besitz des jetzigen Hauptes dieser Familie, Seiner Kaiserlichen Hoheit des Herzogs Nicolaus Maximilianowitsch von Leuchtenberg, Fürsten Romanowsky noch auch seines Bruders.
Ew. Hochwohlgeboren verfehle ich nicht mit verbindlichstem Dank für die freundlichen Mitteilungen in dem Schreiben vom 20. Oktober 1911 von vorstehenden Feststellungen ergebenst in Kenntnis zu setzen.
Der Geheime Kabinetts-Rat, Wirkliche Geheime Rat.
v Valentini.
Kommentar zum Textbefund
b↑Großen ] darunter Kustode zum und Adresse: An | den Geheimen Regierungsrat | Herrn Professor Dr. Vaihinger | Hochwohlgeboren | Halle a/S. | 91.Kommentar der Herausgeber
1↑Schreibens vom 20. Oktober 1911 ] nicht ermittelt. Vgl. den tags zuvor erschienenen Bericht und Kommentar von W. G.: Kaiserworte in Aachen. In: Saale-Zeitung, Nr. 492 vom 19.10.1911, Abend-Ausgabe, S. 1: Zu Aachen in seiner Kaiserpracht, im altertümlichen Saale hielt Kaiser Wilhelm II. gestern, als die Hülle von dem Denkmal seines Hochseligen Vaters gefallen war, eine Ansprache, die in einer Verherrlichung der deutschen Kaiserkrone gipfelte. […] Wir lassen nachstehend die Kaiserrede im Wortlaut folgen: Mein lieber Oberbürgermeister! […] Wenn ein Fürst gerade in Aachen ein Denkmal verdient hat, so war es mein in Gott ruhender Herr Vater. Von meiner Kindheit an habe ich beobachten können, mit welchem Interesse er sich dem Studium der deutschen Kaiser und ihrer Traditionen hingab und wie er von der Macht ihrer Stellung und von dem Glanz der alten deutschen Kaiserkrone erfüllt war. Wenn ich als Knabe in seinem Zimmer weilte und mein Wohlverhalten einen Lohn verdient hatte, ließ er mich in einem Prachtwerke blättern, in dem die Kleinodien, Insignien, Gewänder und Waffen der Kaiser und schließlich die Krone selbst in bunten Farben dargestellt waren. Wie leuchteten ihm die Augen, wenn er dabei von den Krönungsfeiern in Aachen mit ihren Zeremonien und Mählern erzählte. Von Karl dem Großen, von Kaiser Barbarossa und ihren Herrlichkeiten! Stets schloß er damit: „Das alles muß wiederkommen, die Macht des Reiches muß wiedererstehen und der Glanz der Kaiserkrone muß wieder aufleuchten! Barbarossa muß aus dem Kyffhäuser wieder erlöst werden!“ Und ihm war es von der Vorsehung beschieden, an der Ausführung des großen Werkes hervorragenden Anteil zu nehmen. Auf blutiger Walstatt half er dem ehrwürdigen Vater die Kaiserkrone und dem deutschen Volk die Einigung erringen. Vom Vater für meinen einstigen Beruf erzogen, wuchs ich heran in Bewunderung und Ehrfurcht vor der Kaiserkrone, die ich dann mit ihrer Last und Verantwortung von ihm übernommen [im Druck: überkommen] habe. Sie ist ein hehres Kleinod, von dem unter Gottes Schutz viel Segen für das Vaterland ausgegangen und das sich als ein Hort seiner nationalen Ehre bewährt hat. […] so ist es auch mit mir stets eine Freude gewesen, mein landesväterliches Interesse und Wohlwollen für Aachen betätigen zu können, in dessen Mauern hier im äußersten Westen der Monarchie deutsche Kultur und Eigenart eine durch viele hundertjährige Tradition ruhmvolle Vergangenheit festigte Stätte gefunden haben [im Druck: hauben]. […] (http://dx.doi.org/10.25673/opendata2-122062 (17.9.2024)).2↑ein aus dem Grabe Karls des Großen stammendes Kleinod ] Zusammenhang unklar, Forderung einer Rückgabe nach Deutschland für 1911 nicht ermittelt. Im Aachener Münster fanden 1910–1914 umfangreiche Ausgrabungen statt (vgl. Sebastian Ristow: Karl der Große und Aachen. In: Archäologie in Deutschland, Nr. 3 von Juni–Juli 2017, S. 60–63) mit dem Ziel, die ursprüngliche Stelle des Grabes Karls des Großen aufzudecken, wie in Saale-Zeitung, Nr. 495 vom 22.10.1910, Morgen-Ausgabe, S. 5 (http://dx.doi.org/10.25673/opendata2-122075 (17.9.2024)) berichtet wird, innerhalb der Meldung der Entdeckung des Grabes von Otto III: In der Nähe des Sarkophags lagen eine Anzahl silberne und kupferne Münzen aus der Zeit der ersten französischen Revolution und von Kaiser Joseph II. von Oesterreich. Jedenfalls rühren sie aus der Zeit des Bischofs Berdolet her, der das Grab, aber nicht den Sarkophag öffnen ließ.3↑Bischof Berdolet ] Marc-Antoine Berdolet (1790–1809), seit 1802 Bischof des neu gegründeten Bistums Aachen (ADB).▲