Bibliographic Metadata
- TitleVaihinger an Hans Prager, Halle, 12.9.1912, 4 S., hs. (andere Hd., mit eU und eigenhändigem Postskriptum), Briefkopf GEH. REG.-RAT | PROF. DR. H. VAIHINGER. | Halle a. S., d. … 19 | Reichardtstr. 15., Wienbibliothek im Rathaus, Wien, H.I.N.-131809
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- Physical LocationWienbibliothek im Rathaus, Wien, H.I.N.-131809
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Vaihinger an Hans Prager, Halle, 12.9.1912, 4 S., hs. (andere Hd., mit eU und eigenhändigem Postskriptum), Briefkopf GEH.[a] REG.-RAT | PROF. DR. H. VAIHINGER. | Halle a. S., d. … 19 | Reichardtstr. 15., Wienbibliothek im Rathaus, Wien, H.I.N.-131809
12. September 1912.
Sehr geehrter Herr Doktor!
Besten Dank für die letzten Nachrichten[1]. Daß Sie jetzt Stammler’s Werke studieren, interessiert mich sehr. Ich werde Ihnen, wenn Sie hieher kommen, eine Empfehlung an meinen Kollegen geben, der in der nächsten Nähe[2] von mir wohnt, und mit dem ich gut befreundet bin.
Die 2. Aufl. meines Buches[3] wird unverändert sein, nur werden die vielen Druckfehler herauskorrigiert werden, das besorgt ein jüngerer Freund, Herr Dr. Liebert. Dagegen Vorwort des Herausgebers und Vorrede des Verfassers werde ich etwas abändern resp. erweitern.
Hermann Bahr hat seinen Aufsatz[4] über mein Werk in seinem Buch „Inventur“[5] wieder abdrucken lassen, und hat das Buch[b] mir mit freundlichen Worten gesendet. |
Dr. Adler, der Begründer einer von Freud ausgehenden aber etwas abweichenden Methode der Psycho-Analyse, hat auf dem letzten Kongress der Psychiater in Zürich für mein Buch gewirkt, wie er mir schreibt[6]. Dr. Adler hat sich vor einiger Zeit an mich gewendet[c]; er ist sehr für mein Buch eingenommen. Eine Besprechung seines eigenen Buches („Nervöse Charaktere“) in der Frankfurter Zeitung durch Prof. Reich[7] ist mir zugegangen: darin hat Reich auch mich erwähnt und meine Bedeutung für Adler’s Forschungen.
Mit den Bestrebungen von Dr. Freud werde ich versuchen, mich im Laufe des Winters näher bekannt zu machen, da mir gesagt wird, daß auch hier Beziehungen stattfinden[8]. Leider hindert mich mein Augenleiden sehr an der Verfolgung derartiger Spuren.
Das zweifelhafte Vergnügen, den 60. Geburtstag zu feiern, werde ich am 25. Sept[ember] genießen. Ich nenne das Vergnügen „zweifelhaft“, weil das | Älterwerden allerlei Beschwerden mit sich bringt, die sich bei mir nach den verschiedensten Seiten hin sehr unangenehm geltend machen. Aber es macht mir doch wiederum natürlich eine sehr große Freude, jetzt durch mein Werk eine vergrößerte Wirksamkeit zu erhalten und davon von Zeit zu Zeit ein Echo zu bekommen.
Es paßt sehr gut, daß Sie Ende Oktober hieher kommen wollen. Ich werde etwa am 18. oder 20. Okt[ober] wieder hier sein. Ich werde übrigens auch Frankfurt passieren, und dort persönlich mit Dr. Lapp zusammentreffen.
Da ich schon am 2. Okt[ober] verreise, also in nicht allzu ferner Zeit, so ist es vielleicht zweckmäßig, wenn Sie Ihren Rundreiseplan für Deutschland bald entwerfen, damit ich Ihnen eventuell[d] einige Empfehlungskarten vorher senden kann. Ich werde allerdings auch unterwegs erreichbar sein. In der Zeit vom 6.–10. Okt[ober] werde ich in Stuttgart sein (Hotel Marquardt). |
Wenn Sie erst Ende Oktober aus Wien abreisen sollten, kann ich Ihnen auch noch aus Halle nach meiner Rückkehr schreiben.
Mit besten Grüßen und wünschen Ihr
Vaihinger
Als Reiseroute schlage ich Ihnen vor: Prag – Dresden – Leipzig – Halle – Berlin – Marburg – Frankfurt a/M – München – Wien.
Dies wäre eine schöne Rundreise, in die natürlich viele Punkte einbezogen werden können. Auch für Prag kann ich Ihnen Empfehlungen geben (z. B. Marburg Bergmann), ebenso für Dresden (Elsenhans) und natürlich auch für Leipzig.
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
3↑2. Aufl. meines Buches ] Die Philosophie des Als Ob. 2., durchgesehene Aufl. Berlin: Reuther & Reichard 1913.5↑in seinem Buch „Inventur“ ] vgl. Vaihinger an Hermann Bahr vom 23.9./29.9.1912 sowie Bahr: Inventur. Berlin: S. Fischer 1912, S. 51–60: Als ob.8↑auch hier Beziehungen stattfinden ] ein Briefwechsel Vaihingers mit Sigmund Freud ist erst ab 6.10.1922 nachgewiesen.▲