Bibliographic Metadata
- TitleVaihinger an Hans Prager, Halle, 14.2.1912, 4 S., hs. (andere Hd, mit eU und eigenhändigem Postskriptum), Briefkopf GEH. REG.-RAT | PROF. DR. H. VAIHINGER. | Halle a. S., d. … 19 | Reichardtstr. 15., Wienbibliothek im Rathaus, Wien, H.I.N.-131801
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- Physical LocationWienbibliothek im Rathaus, Wien, H.I.N.-131801
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Vaihinger an Hans Prager, Halle, 14.2.1912, 4 S., hs. (andere Hd, mit eU und eigenhändigem Postskriptum), Briefkopf GEH. REG.-RAT | PROF. DR. H. VAIHINGER. | Halle a. S., d. … 19 | Reichardtstr. 15., Wienbibliothek im Rathaus, Wien, H.I.N.-131801
14. Febr[uar] 1912.
Sehr geehrter Herr!
Sie haben mich durch die neuerliche Nachricht über einen weiteren Artikel über mein Buch[1] in[a] „Nord und Süd“ wiederum sehr erfreut und mir aufs neue Ihr wohlwollendes Interesse für mein Buch kundgegeben. Ich danke Ihnen sehr für diese Nachricht, wie überhaupt für alle derartigen Mitteilungen, die mir stets von großem Werte sind, da ich wegen meiner schlechten Augen alles Neu-Erscheinende so unvollständig verfolgen kann. Je dankbarer ich Ihnen sein muß, desto schmerzlicher ist es mir, daß ich durch mein langes Schweigen Ihnen gegenüber den Schein der Undankbarkeit auf mich laden mußte, aber erstens fehlte mir längere Zeit eine Schreib|hilfe und zweitens war mein Befinden sehr schlecht, besonders infolge der wieder aufgetretenen Schlaflosigkeit, die mir alle Kraft und Stimmung raubt, und auch jetzt bin ich nach dieser Seite hin immer noch sehr schlecht daran. Wie sehr ich im Rückstand bin im Bezug[b] auf meine Korrespondenz, das mögen Sie daraus ersehen, daß ich noch immer nicht an Hermann Bahr geschrieben[2] habe, dem ich doch so viel Dank schuldig bin für seinen schönen Artikel[3]. Auch einen Brief an Reininger mußte ich sehr lange liegen lassen und kann ihn erst heute absenden, trotzdem er mich über einen bestimmten Punkt um Auskunft bat[4]. Ich muß eben immer wieder aufs Neue die Geduld und Nachsicht meiner Korrespondenten anrufen und glaube bei Ihnen hierin auf besonderes Verständnis rechnen zu | dürfen, da Sie ja, wie Sie mir schrieben, selbst auch mit Ihrem Nervensystem zu kämpfen haben; nur daß Sie den Vorteil haben, immer noch die Frische der Jugend zu besitzen, während es bei mir immer mehr abwärts geht. Um so mehr macht es mir aber Freude, zu sehen, daß mein Buch um sich greift und Verständnis findet, insbesondere bei der Jugend, die noch nicht von bestimmten Lehren voreingenommen ist. Ihrem Freund[5], der so liebenswürdig war, durch stenographische Nachschrift des Vortrags von Reininger sein Interesse zu betätigen und Ihre Tätigkeit zu unterstützen, sende ich hierin einen Brief als Beilage[c], den ich ihm zuzustellen bitte, da mir seine Adresse unbekannt ist.
Mit nochmaliger Bitte um freundliche Nachsicht und mit wiederholtem Dank Ihr aufrichtig ergebener
H. Vaihinger |
P. S.[d] Soeben finde ich noch die Adresse des Herrn Zedlinsky[6] in einem Ihrer Briefe, und habe nun direct an ihn geschrieben.
Den mir freundlichst suggerirten Gedanken eines Auszuges[7] aus meinem leider so umfangreichen Werke werde ich im Auge behalten.
An Reininger habe ich in dem Sinne geschrieben, wie Sie mir angegeben haben, betr[effend] seines Referates für die ev[entuell] noch erscheinenden Berichte[8] der Philos[ophischen] Gesellschaft.
Daß das Manuskript[e] von Eisler in der Redaktion der N[euen] Fr[eien] Pr[esse] verloren gegangen[9] ist, ist recht fatal. Bei seinen schwachen Augen ist es wohl fraglich, ob er noch dazu kommt, ein zweites Referat niederzuschreiben.
Besten Dank für die Lieferung der Adressen[10] an Dr Liebert, der wol eifrig an die Arbeit gehen wird, Prospecte der Kant-Ges[ellschaft] an die Betr[effenden] zu senden.
Vaihinger
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
1↑Artikel über mein Buch ] für 1911 und 1912 nicht nachgewiesen; der anlässlich der 2. Aufl. von Vaihinger: Die Philosophie des Als Ob (1913) erschienene Aufsatz von Ludwig Stein: Wie entstehen unsere Ideale? In: Nord und Süd 38 (1913), 147. Bd. von Oktober–Dezember, S. 177–185 könnte allenfalls gemeint sein.4↑um Auskunft bat ] nicht überliefert (das betrifft auch die übrige Korrespondenz Reininger/Vaihinger), vermutlich im Zusammenhang mit dem Wiener Vortrag über Vaihinger (vgl. Vaihinger an Prager vom 6.7.1911/1).6↑Adresse des Herrn Zedlinsky ] nicht ermittelt. Zedlinsky ist die korrekte Lesung – Verwechslung mit Zoltowski (vgl. Kommentar zu Vaihinger an Pawlicki vom 13.3.1913) ist ausgeschlossen. Keine Korrespondenz nachgewiesen.7↑Auszuges ] vgl. schließlich Vaihinger: Die Philosophie des Als Ob. System der theoretischen, praktischen und religiösen Fiktionen der Menschheit auf Grund eines idealistischen Positivismus. Mit einem Anhang über Kant und Nietzsche. Volksausgabe Leipzig: Meiner 1923. Dass., 2. Aufl., 3.–7. Tausend. Hg. v. Raymund Schmidt. Leipzig: Meiner 1924.9↑verloren gegangen ] vgl. Vaihinger an Prager vom 22./23.1.1912 sowie Rudolf Eisler an Vaihinger vom 27.1.1912.▲