Bibliographic Metadata
- TitleVaihinger an Paul Natorp, Halle, 16.4.1909, 4 S., hs. (andere Hd., mit eU), Briefkopf KANTGESELLSCHAFT. Halle a. S., d. … 190 | Reichardtstr. 15. | GESCHÄFTSFÜHRER: PROF. DR. H. VAIHINGER., Universitätsbibliothek Marburg, Ms. 831/1108
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- Physical LocationUniversitätsbibliothek Marburg, Ms. 831/1108
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Vaihinger an Paul Natorp, Halle, 16.4.1909, 4 S., hs. (andere Hd., mit eU), Briefkopf KANTGESELLSCHAFT. Halle a. S., d. … 190 | Reichardtstr. 15. | GESCHÄFTSFÜHRER: PROF. DR. H. VAIHINGER., Universitätsbibliothek Marburg, Ms. 831/1108
16.4.1909
Verehrtester Herr Kollege!
Ich darf Ihnen die angenehme Mitteilung machen, daß alle Schwierigkeiten nunmehr überwunden sind, indem Menzer dem von Ziegler festgestellten Wortlaut vollständig zustimmt[1].
Vielleicht darf ich noch zur historischen Aufklärung der Entstehung meines Kompromißvorschlages folgendes mitteilen: Als mir Menzer den Passus des Gutachtens über die Arbeit Nr. V vorlas, daß sie auch eventuell[a] für den ersten Preis hätte in Betracht kommen können und daß der Preis von 400 M für sie zu wenig sei, kam mir zuerst der Gedanke, die Kantgesellschaft | möchte ihrerseits den Preis von 400 M um 300 M also auf 700 M erhöhen.
Ich glaubte jedoch, daß die Kantgesellschaft dazu nicht berechtigt sei, ohne vorher Professor Walter Simon davon in Kenntnis gesetzt zu haben, weil wir ja damit in seine Rechte eingegriffen hätten. Ich teilte ihm daher diese Absicht mit, wobei ich ihm das Allernotwendigste über die Wertung der Arbeit Nr. V durch die Preisrichter schrieb[2], ohne jedoch auf das Materielle der Arbeit irgendwie einzugehen.
Da er gerade zufällig während dieser Zeit sich in Berlin aufhielt, lud er mich ein, ihn zu besuchen und übergab mir im Hotel Adlon seiner|seits statt der 300 M an die ich gedacht hatte, ohne weiteres 600 M, die ich natürlich nicht zurückwies im Interesse der Arbeit Nr. V sowie der Kantgesellschaft.
Übrigens wollte er damit speziell den Zweck erreichen, daß die Arbeit Nr. V im Druck erscheinen kann, da es ihm durchaus darauf ankommt, daß die Arbeit wirklich publizirt wird[3] und daß der Wissenschaft dadurch ein Dienst geleistet wird, was nicht geschieht, wenn die Arbeit ungedruckt bleibt. So ist also nicht Menzer sondern ich selbst und Professor Walter Simon die Veranlasser der Preiserhöhung.
Wie ich Ihnen schon schrieb[4], wird die Kantgesellschaft ihrerseits die unbedingt[b] mit dem ersten | Preis gekrönte von Ihnen bevorzugte[c] Arbeit Nr. II in den Ergänzungsheften publizieren.
Ich darf hoffen, daß die Angelegenheit nun zur allseitiger Zufriedenheit gelöst ist und daß Sie[d] nicht blos äußerlich sondern auch innerlich mit der Lösung einverstanden sind.
Mit dem besten Dank für die große geistige Arbeit, die Sie an diese Sache gewendet haben und mit kollegialem Gruß Ihr ganz ergebener
H. Vaihinger
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
1↑Wortlaut vollständig zustimmt ] vgl. Vaihinger an Natorp vom 6. u. 10.4.1909 sowie Zweite Preisaufgabe der Kantgesellschaft. Walter Simon-Preisaufgabe […]. Bericht der Preisrichterkommission [in der endgültigen Zusammensetzung: Theobald Ziegler, Paul Natorp, Paul Menzer]. In: Kant-Studien 14 (1909), S. 313–321.3↑die Arbeit wirklich publizirt wird ] auch die an zweiter und dritter Stelle prämierten Arbeiten erschienen im Druck, vgl. Richard Wegner: Das Problem der Theodicee in der Philosophie und Literatur des XVIII. Jahrhunderts mit besonderer Rücksicht auf Kant und Schiller. Gekrönte Preisschrift der Walter Simon-Preisaufgabe der Kantgesellschaft. Halle: Niemeyer 1909; Otto Lempp: Das Problem der Theodicee in der Philosophie und Literatur des achtzehnten Jahrhunderts bis auf Kant und Schiller. Gekrönte Preisschrift der Walter Simon-Preisaufgabe der Kantgesellschaft. Leipzig: Dürr 1910.▲