Bibliographic Metadata
- TitleVaihinger an Gustav A. E. Bogeng, Halle, 31.3.1909, 4 S., hs. (andere Hd., mit eU und einem eigenh. Zusatz), Beilage Drucksache, 1 S., Briefkopf KANTGESELLSCHAFT. Halle a. S., d. … 190 | Reichardtstr. 15. | GESCHÄFTSFÜHRER: PROF. DR. H. VAIHINGER, Deutsche Nationalbibliothek Leipzig, Archiv Maximilian-Gesellschaft, Archiv/GS Archiv Maxi, 7.1.2/26-35
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- Physical LocationDeutsche Nationalbibliothek Leipzig, Archiv Maximilian-Gesellschaft, Archiv/GS Archiv Maxi, 7.1.2/26-35
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Vaihinger an Gustav A. E. Bogeng, Halle, 31.3.1909, 4 S., hs. (andere Hd., mit eU und einem eigenh. Zusatz), Beilage Drucksache, 1 S., Briefkopf KANTGESELLSCHAFT. Halle a. S., d. … 190 | Reichardtstr. 15. | GESCHÄFTSFÜHRER: PROF. DR. H. VAIHINGER, Deutsche Nationalbibliothek Leipzig, Archiv Maximilian-Gesellschaft, Archiv/GS Archiv Maxi, 7.1.2/26-35
31.3.1909
Sehr geehrter Herr Doktor!
Ihren liebenswürdigen Brief vom 9. Februar[1] zu beantworten, dazu komme ich erst heute. Meine Korrespondenz (über 1500 Nummern im vorigen Jahre für die Kantgesellschaft, vergl[eiche] den Jahresbericht im nächsten kommenden Hefte[2]) ist so groß, daß ich meine Briefschulden oft erst nach Monaten einlösen kann; auch hatte ja die Beantwortung Ihres Briefes keine große Eile.
Zunächst möchte ich Ihnen mitteilen, daß die Überreichung der Adresse an Geheimrat Stammler[3] auf den 22. April, Kants Geburtstag, an welchem | ja auch, wie Sie wissen, die Generalversammlung der Gesellschaft stattfindet, gelegt ist. Das 25jährige Jubiläum des ordentlichen Professors spielt ja dabei nur eine Nebenrolle, sodaß wir nicht genau an den Termin in dieser Hinsicht gebunden waren.
Ihre freundlichen Mitteilungen bezüglich Ihrer Stellung gegenüber der Stammlerschen Rechtsphilosophie habe ich mit Interesse gelesen. Wir haben natürlich von vornherein nicht in Aussicht genommen, daß die Unterzeichner strenge Anhänger der Stammlerschen Richtung sind, und unter den Unterzeichneten befinden sich ja sehr viele, welche gerade so wie Sie nur im allgemeinen ein Verdienst von Stamm|ler darin sehen, daß er überhaupt der Rechtsphilosophie wieder einen neuen und originellen Anstoß gegeben hat. So werden Sie auch Ihrerseits durch Ihre Unterzeichnung der Adresse bei Niemandem, wenigstens bei keinem Verständigen, in den Verdacht kommen, zu den unbedingten Anhängern Stammlers gezählt zu werden.
Über die hiesigen Verhältnisse in der juristischen Fakultät bin ich natürlich genauer nicht orientiert, sodaß ich nicht weiß[a], wie weit etwa ein Habilitationsgesuch Ihrerseits hier geeignet wäre, doch ist mir bekannt, daß verschiedene Schüler von Stammler beabsichtigen, sich demnächst hier zu habilitieren.
Im Auftrag von Dr. Jörges[4], | der im Augenblick durch einen Umzug[5] verhindert ist, bestätige ich Ihnen gleichzeitig mit bestem Dank den Empfang von 10 M Beitrag zur Stammlerehrung.
Mit bestem Gruß Ihr ergebener
H. Vaihinger
P. S. Anbei sende ich Ihnen noch ein soeben fertiggestelltes Zirkular. Vielleicht nehmen Sie daraus Veranlassung, am 22. April hierherzukommen und an den verschiedenen Feierlichkeiten teilzunehmen[6]. Sie haben dann auch am besten Gelegenheit, sich über eine eventuelle Habilitationsmöglichkeit hierselbst zu erkundigen.
Ich würde mich sehr freuen, bei dieser Gelegenheit Ihre persönliche Bekanntschaft zu machen.[b] |
Halle a. S., Ende März 1909.
Ew. Hochwohlgeboren
beehren wir uns ergebenst mitzuteilen, dass die Überreichung der Adresse an Herrn Geh[eimen] Rat Professor Stammler[c] auf Donnerstag, den 22. April, Kants Geburtstag (an welchem Tag auch die Generalversammlung der Kantgesellschaft stattfindet), gelegt worden ist. Mittags 12 Uhr wird die Adresse in der Wohnung des Geh[eimen] Rat Stammler[d], Reichardtstr. 13, überreicht werden; jeder Unterzeichner des Aufrufs kann an dieser Übergabe der Adresse teilnehmen.
Auf vielfachen Wunsch ist ferner in Aussicht genommen, dass die Freunde, Verehrer und Schüler Stammlers[e] sich mit ihm zu gemütlichem Zusammensein an dem genannten Tage treffen, abends 8 Uhr im Hôtel Tulpe[7] (1 Treppe hoch).
Denjenigen Unterzeichnern, welche bei Eintreffen dieser Mitteilung etwa noch mit der Einsendung ihres Beitrages im Rückstand sein sollten, werden gebeten, ihren Beitrag umgehend[f] an den Unterzeichneten einzusenden.
Denjenigen Unterzeichnern, welche schon einen Beitrag eingesendet haben, danken wir herzlichst; und dem Empfänger dieser[g] Mitteilung bestätigen wir hiermit gleichzeitig den Eingang von zehn[h] Mk.
I[m] A[uftrag]
Dr. R. Jörges
(Adresse vom 1. April an: Seebenerstr. 61.)
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
2↑Jahresbericht im nächsten kommenden Hefte ] vgl. Kant-Studien 14 (1909), S. 147: Korrespondenz. Die Zahl der von dem Geschäftsführer der Kantgesellschaft ausgegangenen Postsendungen betrug laut vorliegendem und vorgelegtem Journal 1507. Portokosten hierfür: 125 Mk. 40 Pf.. Von dem zweiten Redakteur der Kantstudien [Bruno Bauch] wurden laut vorgelegtem Journal 505 Postsendungen befördert. Porto hierfür: 44 Mk. 68 Pf. Zusammen: 170 Mk. 08 Pf.3↑Adresse an Geheimrat Stammler ] vgl. Eine Ehrung für Rudolf Stammler. Adresse, überreicht am 22. April 1909. In: Kant-Studien 14 (1909), S. 326–330, mit Nennung der Unterzeichner, darunter Bogeng. Vgl. die gedruckte Dankeskarte Rudolf Stammlers an Bogeng vom 22.4.1909 (Deutsche Nationalbibliothek Leipzig, Archiv/GS Archiv Maxi, 7.1.2/22). Der Text der Adresse lautet: Durchdrungen von Kantischen Prinzipien, vertraut mit Kantischer Methode, haben Sie, hochverehrter Herr Professor, selbständig und zuerst die kritische Grundfrage der Rechtsphilosophie gestellt, sie zugleich in bahnbrechender Weise beantwortet, und so eine Lücke in dem Kantischen System ausgefüllt, die der grosse Königsberger Philosoph offen gelassen hatte. | Schüler und andere Freunde und Verehrer von Ihnen begegnen sich mit der von Ihnen mitgegründeten Kantgesellschaft in dem Wunsche, eine Gelegenheit zu schaffen, die von Ihnen auf Kantischer Grundlage begründete Rechtsphilosophie zu fördern. | Zu diesem Zwecke haben wir die Mittel zusammengebracht, welche ausreichend sind, um eine von Ihnen zu stellende Preisaufgabe öffentlich auszuschreiben. Alle haben freudig beigesteuert, um in Ihnen den bahnbrechenden Juristen und grossen Rechtsphilosophen zu ehren. Wir bitten Sie nun, eine rechtsphilosophische Preisaufgabe zu stellen, selbst ein Preisrichteramt zu übernehmen und noch zwei andere Preisrichter zu bestimmen. | Im April d. J. sind es nun gerade 25 Jahre, dass Sie das Amt eines ordentlichen Professors der Rechte angetreten haben, und so benutzen wir dieses Gedenkjahr zur Ausführung unserer Absicht, und haben, um Ihren Zusammenhang mit Kants Philosophie noch besonders hervorzuheben, den 22. April, Kants Geburtstag, zur Überreichung dieser unserer Adresse ausersehen.4↑Jörges ] Rudolf Jörges (Joerges; 1868–1957), Rechtswissenschaftler, Schüler Rudolf Stammlers in Halle, 1910 in Halle promoviert, 1912 habilitiert, 1919 ao. Prof. in Halle, 1928–1933 o. Prof., Direktor des von ihm gegründeten Instituts für Arbeitsrecht. Im September 1945 erneut eingestellt, 1948–1950 Dekan der Juristischen Fakultät in Halle, 1950 emeritiert (https://www.catalogus-professorum-halensis.de/joergesrudolf.html (2.9.2024)).7↑Hôtel Tulpe ] Hotel zur Tulpe, in der Nähe der Universitätshauptgebäude in Halle (vgl. z. B. Kant-Studien 16 (1911), S. 130).▲