Bibliographic Metadata
- TitleVaihinger an Paul Natorp, Halle, 5.5.1908, 4 S., hs., Briefkopf KANTGESELLSCHAFT. Halle a. S., d. … 190 | Reichardtstr. 15. | GESCHÄFTSFÜHRER: PROF. DR. H. VAIHINGER., Universitätsbibliothek Marburg, Ms. 831/1091
- Creator
- Recipient
- Participants
- Place and Date of Creation
- Series
- Physical LocationUniversitätsbibliothek Marburg, Ms. 831/1091
- URN
- Social MediaShare
- Archive
- ▼
Vaihinger an Paul Natorp, Halle, 5.5.1908, 4 S., hs., Briefkopf KANTGESELLSCHAFT. Halle a. S., d. … 190 | Reichardtstr. 15. | GESCHÄFTSFÜHRER: PROF. DR. H. VAIHINGER., Universitätsbibliothek Marburg, Ms. 831/1091
5.V.1908
Hochgeehrter Herr College!
Nach mannigfachen Beratungen und Vorbereitungen beehren wir uns, Ihnen und den beiden anderen Preisrichtern die eingegangenen Arbeiten zur Theodicee-Preisaufgabe[1] zu übersenden.
Der beiliegende, hier mehrfach durchbrochene[a] Versendungsmodus[2] findet hoffentlich Ihren Beifall, andernfalls mögen die Herren Preisrichter es nach Belieben und Bequemlichkeit einrichten.
Nach dem vorgeschlagenen Versammlungsmodus wären Sie der Obmann der Preisrichter-Kommission: | und haben insofern auch gewissermaßen die meiste Arbeit, indem Sie das Gesamtreferat zu machen gebeten werden.
Aber andrerseits ist diese Arbeit Ihnen dadurch sehr erleichtert, daß die ersten Referate über die überhaupt weiter[b] in Betracht kommenden Arbeiten Nr 5, 6, und 7 von Ziegler und Kühnemann gemacht werden, so daß Sie sich auf deren Vorurteil stützen können. Und andrerseits werden Ihnen die Ihrem Specialreferat unterbreiteten Arbeiten Nr 1, 2, 3, kaum viel Arbeit machen, da sie wol gar nicht ernstlich für die Bewertung in Betracht kommen; und auch rein äußerlich viel weniger | Umfang haben, als je Nr 4 u. 5, welche Ziegler hat, und Nr 6 und 7, welche Kühnemann hat. Letzterer, als der Jüngste unter Ihnen, hat die meiste Arbeit mit diesen beiden umfangreichen Arbeiten.
So mag denn der vorgeschlagene Modus hoffentlich Ihre Billigung finden! –
Unsere Professur-Angelegenheit[3] ist, m[eines] W[issens] noch nicht entschieden: Cornelius hat wol den Ruf, aber er würde wol lieber in München bleiben, und versucht wol dort selbst ein Ordinariat für sich herauszuschlagen; wenn ihm dieses gelingt, steht die Regierung wieder vor der Wahl.
Im Interesse der Kantgesellschaft und ihren Bestrebungen wäre vielmehr Ihre Berufung, da sonst hierselbst | kein Nachwuchs zu erziehen ist: ich selbst komme ja als Dozent nicht mehr in Betracht, Dr Bauch arbeitet[c] zwar sehr gut, aber er ist doch eben nur Privatdocent. Vor 3 Jahren noch war Halle, durch Riehl und mich, neben Marburg, ein Sitz Kantischer Studien. So rasch ändert sich alles an den deutschen Universitäten. Aber im Hinblick auf die oben mitgetheilte Angelegenheit Cornelius ist ja doch wol die Hoffnung nicht aufzugeben, daß doch vielleicht Sie selbst noch hieher berufen werden könnten, was ich Ihnen und uns herzlich wünsche.
Mit besten Grüßen Ihr
H. Vaihinger
Hoffentlich sehen wir uns in Heidelberg![4]
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
1↑Theodicee-Preisaufgabe ] vgl. die Korrespondenz Vaihingers mit Natorp vom 28.3.1906–27.4.1909 sowie Vaihinger: Zweite Preisaufgabe der Kantgesellschaft. Walter Simon-Preisaufgabe […]. Bericht der Preisrichterkommission [in der endgültigen Zusammensetzung: Theobald Ziegler, Paul Natorp, Paul Menzer]. In: Kant-Studien 14 (1909), S. 313–321.4↑Heidelberg! ] anlässlich des Internationalen Kongresses für Philosophie, vgl. Vaihinger an Natorp 11.8.1908 sowie: Bericht über den III. Internationalen Kongress für Philosophie zu Heidelberg 1. bis 5. September 1908. Hg. v. Th. Elsenhans. Heidelberg: C. Winter 1909, S. 5–20. Vaihinger war seit 1904 Mitglied des internationalen permanenten Ausschusses des Kongresses. Natorp hat nicht teilgenommen und sich ausweislich der a. a. O. abgedruckten Mitgliederliste auch nicht angemeldet.▲