Bibliographic Metadata
- TitleHermann Ebbinghaus an Vaihinger, Halle, 1.1.1908, 2 S., Ts. mit eU, Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 7 a, Nr. 3
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- Physical LocationStaats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 7 a, Nr. 3
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Hermann Ebbinghaus an Vaihinger, Halle, 1.1.1908, 2 S., Ts. mit eU, Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 7 a, Nr. 3
Halle d. 1. Jan[uar] 1908
Verehrtester Herr Kollege[1].
Endlich für Güttler[2] einige Zeit gefunden. Im wesentlichen mit allem einverstanden, nachdem Sie die unmögliche Bindung des Preisarbeiters durch die beigegebene Disposition beseitigt haben. Aber allerdings, einen etwas eigentümlichen Charakter behält die vorbehaltene Zustimmungserklärung. Die Meinung ist doch vermutlich, dass sie mit veröffentlicht wird. Dann werden die Preisrichter trotz aller gegenteiligen Versicherungen des Stifters sie doch als eine Art Approbation oder Superarbitrium empfinden. Ich | möchte mir ein endgültiges Urteil über diese eigentümliche Art der Vidimierung noch vorbehalten. Auch die Empfehlung zusammenfassender Thesen in der öffentlichen Ankündigung klingt leidlich schulmeisterlich. Einem Mann, der der Philosophie der ganzen letzten 70 Jahre ins Herz schauen soll, kann man schliesslich überlassen, wie er seine Resultate am besten darstellt.
Mit den besten Grüssen und Neujahrswünschen Ihr sehr ergebener
Ebbinghaus.
Kommentar der Herausgeber
2↑für Güttler ] gemeint ist die Ausschreibung: Drittes Preisausschreiben der „Kantgesellschaft“. Carl Güttler-Preisaufgabe. Welches sind die wirklichen Fortschritte, die die Metaphysik seit Hegels und Herbarts Zeiten in Deutschland gemacht hat? In: Kant-Studien 13 (1908), S. 190–192. Datiert im März 1908. Darin heißt es u. a.: Die zeitliche Begrenzung nach rückwärts ist so zu verstehen, dass eine eingehende Würdigung Schopenhauers, des letzten Schelling, Benekes und Krauses ausserhalb des Themas liegen soll. Es handelt sich hierbei nicht um eine ausführliche historische Darstellung aller in Betracht kommenden Systeme und Richtungen, – im Gegenteil, die Kenntnis derselben wird in den Beantwortungen des Themas vorausgesetzt; Aufgabe des Autors ist es vielmehr, das Haltbare, Gemeinsame, Dauernde aus dem historischen Material jener Systeme und Richtungen herauszuarbeiten, das Veraltete, Individuelle, Wandelbare abzuscheiden und, an den so gewonnenen Resultaten, die Fortschritte gegenüber der Periode Hegel-Herbart, event. auch gegenüber der Kantischen und Vorkantischen Metaphysik festzustellen. Am zweckmässigsten würde dies durch zusammenfassende Thesen am Schlusse der Arbeit selbst geschehen. Unter der Ausschreibung findet sich die Bemerkung: Exemplare dieses Preisausschreibens, das eine kritische Revision der deutschen Philosophie seit ca. 50–60 Jahren verlangt, sind durch den obengenannten Geschäftsführer der „Kantgesellschaft“ [Vaihinger] zu beziehen.▲