Bibliographic Metadata
- TitleVaihinger an Hochschulreferent Ludwig Elster, Halle, 27.8.1905, 3 S., hs. (andere Hd.), aktenmäßig zweispaltig geknifft, Abschrift, Universitätsarchiv Halle-Wittenberg PA 16386 (Personalakte Vaihinger)
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- Physical LocationUniversitätsarchiv Halle-Wittenberg PA 16386 (Personalakte Vaihinger)
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Vaihinger an Hochschulreferent Ludwig Elster, Halle, 27.8.1905, 3 S., hs. (andere Hd.), aktenmäßig zweispaltig geknifft, Abschrift, Universitätsarchiv Halle-Wittenberg PA 16386 (Personalakte Vaihinger)
Abschrift
Seiner Hochw. Herrn Geh. Ober-Reg. Rat.
Dr. Elster
Ew. Hochwohlgeboren
möchte ich Ihnen dieser amtlichen Form[1] meinen ganz besonders innigen Dank aussprechen für die gütige und nachsichtige Weise, in der Sie im Verein mit Excellenz Althoff[2] mir gestern entgegengekommen sind. Den mir mündlich erteilten Verweis[3] nehme ich als reichlich verdient ohne Murren entgegen und kann es nur immer aufs Neue beklagen, daß ich durch eine unglückliche Konstellation ungünstiger Umstände in eine hochgradige Gemütserregung unversehens hineingeraten und durch[a] große Unvorsichtigkeit eine Krise heraufbeschworen habe, deren Tragweite ich nicht ahnen konnte.
Ich kann mich nur freuen, wenn die peinliche Angelegenheit durch die Berufung von Prof. Ebbinghaus eine günstige Lösung findet und bin überzeugt, daß ich mit Herrn Prof. Ebbinghaus von nun an in bestem Einvernehmen zusammenwirken werde. Ich verspreche ausdrücklich, selbst wenn, was ich aber absolut nicht glaube, Prof. Ebbinghaus mir minder freundlich entgegenkommen sollte, alles menschenmögliche zu tun,[b] | um jeden Konflikt zu vermeiden. Ich bin aber aufs Tiefste davon[c] überzeugt, daß mit Prof. Ebbinghaus, dessen versöhnlich und durchaus loyale und vortreffliche Natur ich nun kennen gelernt habe, das beste kollegiale Einvernehmen sich herausstellen wird.
Ich muß selbstverständlich zugeben, daß ich auch den schriftlichen Verweis durch den Herrn Kurator[4], der mir noch in Aussicht gestellt worden ist, verdient habe. Sollte es aber möglich sein, diesen Weg zu vermeiden, und es bei dem mündlichen Verfahren bewenden zu lassen, so würde ich dies ganz besonders dankbar empfinden.
Ew. Hochwohlgeboren verehrungsvoll ergebenster
(gez[eichnet]) Professor Dr. Vaihinger[d]
Berlin, den 27. Aug[ust] 1905[e] |
P. S. Ich bemerke noch nachträglich, daß ich allerdings, worauf ich mich gestern in der Verwirrung nicht sogleich besinnen konnte, die erste Zusammenkunft mit Kühnemann vor dem Eintreffen von Ebbinghaus gehabt habe. Ich wollte ihm, den ich hochschätze, erklären, wie es gekommen ist, daß er nicht in den Vorschlag aufgenommen worden war. Ich sagte ihm aber ausdrücklich, daß ich mit der Berufung von Ebbinghaus einverstanden sei. Erst das – wie sich herausstellte scheinbar brüske Auftreten des Letzteren hat mich auf den – wie ich nun einsehe – verkehrten Gedanken gebracht für Kühnemann zu wirken und nachher auf den ebenso verkehrten Gedanken mit Rickert in Verbindung[5] zu treten. Nachdem sich nun das Mißverständnis mit Ebbinghaus glücklich gelöst hat, erscheint mir jene peinliche Episode selbst wie ein sonderbarer Traum.
d[er] O[bige]
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
1↑amtlichen Form ] das Schreiben weist die für amtlichen Schriftverkehr übliche Mittelfaltung mit frei gelassener linker Spalte auf.3↑mündlich erteilten Verweis ] in Bezug auf sein Verhalten in der Zeit der Berufungsverhandlungen mit Hermann Ebbinghaus, vgl. Vaihinger an Gustaf Droysen vom 12.8. u. 21.8.1905.▲