Bibliographic Metadata
- TitleVaihinger an Dekan Gustaf Droysen, Halle, 21.8.1905, 4 S., hs., Briefkopf PROF. DR. H. VAIHINGER. | Halle a. S., d. … 190 | Reichardtstr. 15., Universitätsarchiv Halle-Wittenberg Rep. 21, Nr. 53
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- Physical LocationUniversitätsarchiv Halle-Wittenberg Rep. 21, Nr. 53
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Vaihinger an Dekan Gustaf Droysen, Halle, 21.8.1905, 4 S., hs., Briefkopf PROF. DR. H. VAIHINGER. | Halle a. S., d. … 190 | Reichardtstr. 15., Universitätsarchiv Halle-Wittenberg Rep. 21, Nr. 53
21. Aug[ust] 1905
Ew. Spectabilität
bitte ich ganz ergebenst, der Hohen Philosophischen Facultät folgende Mittheilung[1] zugehen lassen[a] zu wollen.
Dienstag den 15. August hat mir der Herr Kurator, dem die zwischen Professor Ebbinghaus und mir entstandene Differenz bekannt geworden war, mir im Einverständnis mit Professor Ebbinghaus Eröffnungen gemacht, aus denen hervorgieng[b], daß es sich nur um Mißverständnisse[c] handelte.
Ich habe darauf noch an demselben Tage das umstehend in Copie mitgetheilte Schreiben an den Herrn Geh. Ober Reg Rat Dr Elster abgesendet; ich habe damit den voreiligen Schritt rückgängig gemacht, um deßwillen die Facultät am Sonnabend den 12. August die Absendung eines Telegrammes an eben denselben beschlossen hatte. Ich drücke mein lebhaftes Bedauern darüber aus, daß ich der Facultät Veranlassung zu jenem Beschluß gegeben habe. Zu meiner Entschuldigung darf ich anführen, daß ich, durch eine zu einem bestimmten | Termin (als Festschrift[2]) fertig zu stellende Arbeit überanstrengt, und gleichzeitig durch eine lästige körperliche Affection überreizt, Äußerungen des Herrn Collegen Ebbinghaus, welche nicht so ernst zu nehmen waren, zu tragisch aufgefaßt hatte.
Auf Grund einer mündlichen Rücksprache mit Herrn Professor Ebbinghaus, in meiner Wohnung Mittwoch den 16. August in Gegenwart des Herrn Kurators sind die entstandenen Mißverständnisse vollständig behoben worden.
Ich bemerke noch, daß, da die Ferien thatsächlich schon begonnen hatten, ich den Weg, den ich correcter Weise hätte wählen sollen, mich direct an die Facultät selbst zu wenden, nicht einschlagen zu können geglaubt hatte.
Ew. Spectabilität ganz ergebenster
H. Vaihinger |
Abschrift
des Schreibens vom 15. August an Herrn Geh Ob Reg Rath Dr Elster
Durch die gütige Vermittlung des Herrn Kurators hier ist eine Verständigung zwischen Professor Ebbinghaus und mir erfolgt. Es hat sich herausgestellt, daß die Äußerungen des Herrn Professor Ebbinghaus, an denen ich Anstoß nehmen zu müssen glaubte, nicht in dem Sinne gemeint waren, in dem ich sie auffaßte, sondern von mir mißverstanden worden sind. Auf Grund dieser Verständigung habe ich die bestimmte Zuversicht, daß zwischen Herrn Professor Ebbinghaus und mir ein durchaus befriedigendes collegiales Verhältniß sich herstellen würde, falls er hieher berufen würde. Ich komme daher auf dasjenige zurück, was ich schon in meinem ersten Brief ausgesprochen habe, daß ich mich nur freuen kann, wenn ein so bedeutender Psychologe hieher kommt, und bitte in vollem Einverständniß mit dem einstimmig gefaßten und auch von mir selbst durchaus gebilligten Vorschlage der Facultät ausdrücklich, den primo loco genannten Herrn | Professor Ebbinghaus für die hiesige Universität zu gewinnen[3].
Meinen in Folge jener Mißverständnisse in der Erregung geschriebenen Brief bitte ich als nicht geschrieben zu betrachten und bitte schließlich noch sehr um Verzeihung[4], daß ich Ihre Ferienerholung durch meine Zuschrift gestört habe.
Ew. Hochwohlgeboren u. s. w. u. s. w.
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
2↑als Festschrift ] gemeint ist Vaihinger (Hg.), mit Bruno Bauch: Schiller als Philosoph und seine Beziehungen zu Kant. Festgabe der „Kantstudien“. Berlin: Reuther & Reichard 1905 (= Sonderabdruck von Kant-Studien 10 (1905), Heft 2, S. 249–414).3↑für die hiesige Universität zu gewinnen ] die Berufung von Hermann Ebbinghaus erfolgte zum 1.10.1905 (Mitteilung von Kurator Gottfried Meyer an die Philosophische Fakultät vom 14.9.1905).▲