Bibliographic Metadata
- TitlePaul Natorp an Vaihinger, Marburg, 27.5.1903, 3 S., hs., Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXIII, 1 b, Nr. 6
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- Physical LocationStaats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXIII, 1 b, Nr. 6
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Paul Natorp an Vaihinger, Marburg, 27.5.1903, 3 S., hs., Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXIII, 1 b, Nr. 6
Marburg 27 Mai 1903.
Verehrter Herr Kollege
Ihre Nachricht[1] ist auf alle Fälle erfreulich. Auch sonst ist bisher alles ermutigend für mich. Ein Redaktionshonorar wäre deswegen willkommen, weil es dadurch ermöglicht würde, jüngere Kräfte für die äußere Arbeitsleistung auch dann heranzuziehen, wenn man Arbeit ohne Vergütung nicht gut annehmen könnte. Immerhin möchte ich ein paar Antworten[2] (die ich umgehend erbeten habe) noch abwarten, ehe ich Ihnen bestimmten Entscheid geben kann. Sie dürfen mit Recht erwarten, daß ich Sie nicht länger | in der Schwebe lasse, u. auch ich habe natürlich den Wunsch bald zur Klarheit zu kommen. Ich hoffe noch vor Ablauf der Woche Ihnen bestimmter schreiben zu können. Ob ich dann eventuell zu Ihnen komme oder Sie zu mir, können wir ja einstweilen noch offen lassen; ich hätte einige Gründe außerdem, gerade jetzt eine Reise ostwärts[3] zu machen, kann mich aber heute darüber noch nicht schlüssig machen.
Aus Ihrem Schreiben geht nicht hervor, ob es Dürr oder etwa der bisherige Verleger[4] ist, der die günstigen Bedingungen eingegangen ist. Aus einer Bemerkung Schieles[5], bei dem ich in vorsichtiger Weise anklopfte, | schloß ich, daß Dürr es sich bis nach der Buchhändlermesse überlegen wollte. Ich muß gestehen, daß[a] er mir als Verleger bequemer wäre als R[euther] & R[eichard]. Indessen sind das alles curae posteriores. Nur bitte mit 2 Worten Bescheid ob Ihr Brief sich auf D[ürr] oder R[euther] & R[eichard] bezog.
Also in wenigen Tagen erhalten Sie Nachricht[6]. Inzwischen verbleibe ich, mit kollegialem Gruß Ihr ergebener
P. Natorp
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
2↑ein paar Antworten ] vgl. Natorp an Albert Görland vom 26.5.1903: Das bringt mich auf die Zeitschriftfrage. Vielleicht äußern Sie sich doch mit 2 Worten über das Projekt der Übernahme der K. St. um sie zum Organ der Marburger Schule zu machen. Vaihinger liegt offenbar sehr viel daran mich festzuhalten, er bearbeitet mich fortwährend, u. ich werde nicht mehr lange meine bisherige Unentschiedenheit behaupten können. Ich wollte meine Entscheidung aber wesentlich abhängig machen von der Stimmung der jüngeren. Für diese besonders hätte eine Zeitschr. Bedeutung. Wir Alten schreiben Bücher, oder sonst gewährt man uns schließlich überall (schandenhalber) eine Unterkunft; u. wenn auch die Gesellschaft uns manchmal nicht recht paßt, so fügen wir uns darein zur Not. Den Haupteifer müssen die Nachkommenden aufbringen, ohne das ist die ganze Sache verfehlt u. hilft unser Name ihr nicht auf. Sie waren es nun der am entschiedensten ein Organ für die M. Schule wünschte. Die K. St. könnten uns zwar nicht nur das werden, sie bleiben dabei „Kantstudien“, und immerhin Erbschaft Vaihingers. Immerhin hat dieser sich auch bisher schon verhältnismäßig unparteilich gegen uns gestellt, u. hat seine wenn auch beschränkten Verdienste. Und ein nur-Marburger Organ wäre, glaube ich, schon buchhändlerisch unmöglich. Indessen übersehe ich nicht, daß der Kompromiß auch sein Übles hat. Was meinen Sie? sowie vom 6.7.1903 an Görland (vgl. Natorp an Vaihinger vom 30.5.1903): Mit den Kantstudien ist es nichts geworden. Vaihinger wollte – u. mußte nach Lage der Sache – seine Hand doch noch darüber halten wollen, ein Zusammenarbeiten aber war für mich natürlich ausgeschlossen. Ich bin im Ganzen auch nur froh darüber (zitiert nach: Helmut Holzhey: Der Marburger Neukantianismus in Quellen. Zeugnisse kritischer Lektüre, Briefe der Marburger, Dokumente zur Philosophiepolitik der Schule. Basel/Stuttgart: Schwabe 1986 (Cohen und Natorp Bd. 2), S. 319–320).3↑Reise ostwärts ] Anlass und etwaige Durchführung nicht ermittelt. Ein Sohn von Paul Natorp, Johann Friedrich Rudolf Natorp (1888–1948, nach anderen Angaben (ancestry.org) *1885) war Kunsterzieher in Schmalkalden (https://www.lagis-hessen.de/en/subjects/gsrec/current/1/sn/bio?q=natorp (28.8.2024)).5↑Schieles ] der protestantische Theologe Friedrich Michael Schiele (1867–1913) leitete u. a. für die Dürr’sche Buchhandlung in Leipzig die Umgestaltung der Reihe Philosophische Bibliothek, die der Verlag 1901 übernommen hatte (WBIS).▲