Bibliographic Metadata
- TitleVaihinger an Friedrich Theodor Althoff, Halle, 31.12.1900, 4 S., hs., Briefkopf Redaction der „Kantstudien“ | (Verlag von Reuther und Reichard, Berlin) | Prof. Dr. Vaihinger.| HALLE a. S., den | Reichardtstr. 15., Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin, Vl. HA, Nl Althoff, F. T., Nr. 1085
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- Physical LocationGeheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin, Vl. HA, Nl Althoff, F. T., Nr. 1085
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Vaihinger an Friedrich Theodor Althoff, Halle, 31.12.1900, 4 S., hs., Briefkopf Redaction der „Kantstudien“ | (Verlag von Reuther und Reichard, Berlin) | Prof. Dr. Vaihinger.| HALLE a. S., den | Reichardtstr. 15., Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin, Vl. HA, Nl Althoff, F. T., Nr. 1085
31.XII.00.
Hochzuverehrender Herr Wirklicher Geheimer Oberregierungsrath!
Gestatten Sie, daß ich zu dem bedeutsamen Zeitabschnitt, welcher morgen eintritt[1], Ihnen die ergebensten Glückwünsche darbringe; dieselben erstrecken sich vor Allem dahin, daß Ihre Gesundheit, über welche ich beunruhigende Nachrichten gehört habe, in dem Neuen Jahre gekräftigt und wiederhergestellt werden möge. Möchte auch die Gesundheit Ihrer verehrten Frau Gemahlin[2] in dem Neuen Jahre nichts mehr zu wünschen übrig lassen[a]! Freilich sind | ja leider auch die aufrichtigst gemeinten Glückwünsche factisch ohne reale Kraft, aber sie bekunden doch die Theilnahme des Wünschenden, und nähren doch immer in dem Hintergrund der Seele den Glauben, daß solcher aufrichtigen Theilnahme gleichsam eine geheime Macht zukomme.
Solche Gedanken sind auch in dem Sinne des großen Dichters, von dem ich mir gestatte, Ihnen als Neujahrsgruß ein kürzlich neuentdecktes Bild zu übersenden. Das Original der Photographie, ein lebensgroßes Ölbild[3], habe ich vor einiger Zeit ganz billig erworben durch Zufall, und herausgefunden, daß dasselbe höchst|wahrscheinlich dem großen Philologen Professor Fr[iedrich] Aug[ust] Wolf gehört hat, welcher bis 1806 hier Professor gewesen ist, und in Folge der Kriegsereignisse im Jahre 1807 nach Berlin übergesiedelt ist. Beim Umzug ist ihm das Bild wohl abhanden gekommen. Es ist ihm von Goethe im August 1806 geschenkt worden, als Zeichen der engen Freundschaft, welche beide Männer verband. So ist es ein Bild, das mit der Geschichte der Universität zusammenhängt. Das Bild ist von Jagemann 1806 gemalt, eine Doublette des Bildes hängt in der Weimarer Bibliothek. Ich habe von dem neuaufgefundenen Bild einige Photographien her|stellen lassen zur Privatvertheilung[4]. Möchten Sie die Güte haben, die Photographie hochgeneigt anzunehmen.
Mich Ihrem gütigen Wohlwollen auch fernerhin bestens empfehlend, in steter Dankbarkeit und aufrichtiger Verehrung Ew. Hochwohlgeboren ganz ergebenster
H. Vaihinger.[b]
Kommentar zum Textbefund
b↑H. Vaihinger. ] in die Akte beigebunden ist ein Zeitungsausschnitt (Druckort nicht ermittelt) mit Porträtfoto Vaihingers von E. Stoehr. Bildunterschrift: Geheimrat Prof. Dr. Hans Vaihinger, der berühmte Kantforscher und Lehrer an der Universität Halle, feierte seinen 60. Geburtstag. Darunter hs. Notiz: October 1912.Kommentar der Herausgeber
1↑morgen eintritt ] Anspielung auf den nach christlicher Zeitrechnung korrekten Beginn des 20. Jahrhunderts am 1.1.1901. Der 31.12.1900 ist das Datum der Vollendung des Jahres 1900 und somit der Terminus des 19. Jahrhunderts (vgl. Hermann Grotefend: Taschenbuch der Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit. 13. Aufl. Hannover: Hahnsche Buchhandlung, S. 10).3↑lebensgroßes Ölbild ] vgl. darüber Vaihinger: Ein Goethe-Porträt. In: Illustrirte Zeitung Leipzig, Nr. 2982 vom 23.8.1900, S. 290.▲