Bibliographic Metadata
- TitleJohannes Rehmke an Vaihinger, Greifswald, 24.8.1898, 2 S., hs., Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXIII, 3 b
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- Physical LocationStaats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXIII, 3 b
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Johannes Rehmke an Vaihinger, Greifswald, 24.8.1898, 2 S., hs., Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXIII, 3 b
Greifswald 24/8 98
Hochgeehrter Herr College!
Wie ich höre, hat sich Dr. A. Kowalewski[1] bei Ihrer Facultät zur Habilitation gemeldet.[2] Herr Kowalewski hat mein Anerbieten, an Sie einige empfehlende Worte zu schreiben, angenommen und daher komme ich heute zu Ihnen, um mein Versprechen zu erfüllen.
Schon vor einiger Zeit habe ich Ihnen ja diesen jungen Gelehrten für Ihren Secretärposten empfohlen[3] und kann nur wiederholen u.[a] vervollständigen, was ich damals Ihnen geschrieben habe. Kowalewski ist ein gründlich u. allseitig gebildeter junger Mann, selbstständig in seinem Denken, wie man es selten in so jungen Jahren findet, dabei scharfsinnig und unermüdlich fleißig; Sie werden an ihm | eine werthvolle u. fruchtbare Kraft für die Universität gewinnen.
Gewiß werden Sie nun die Frage auf den Lippen haben, warum denn Kowalewski sich nicht in Greifswald, wo er zuletzt studiert hat u. promoviert ist, habilitiere. Die Antwort ist einfach: Greifswald ist für einen Privatdocenten ein sehr wenig empfehlenswerther Ort, die Verhältnisse sind zu klein, als daß er ein günstiges Arbeitsfeld haben könnte; überdies haben wir hier schon einen Privatdocenten, der, als Lehrer an der landwirthschaftlichen Schule zu Eldena angestellt,[b] hier wöchentlich 1 oder 2 Stunden liest. So gerne ich Kowalewski sonst hier hätte, so habe ich ihm doch seiner Zeit schon, als er von hier fortging[4], empfohlen, sich wo möglich eine größere Universität auszusuchen; hätte er es aber vorgezogen, doch nach Greifswald sich zu wenden, so würde seiner Habilitation hier nichts im Wege gestanden haben, da ich ihn als einen[c] zur Docentenlaufbahn vorzüglich vorbereiteten Mann kenne.
Mit freundlichem Gruße bin ich Ihr ergebener
J Rehmke.
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
1↑Dr. A. Kowalewski ] Arnold Kowalewski (1873–1945), abweichendes Geburtsjahr 1874, 1897 Promotion in Greifswald, 1899 Habilitation in Königsberg, 1908 Titularprofessur, 1921 nichtbeamteter ao. Prof., 1934 Lehrauftrag für ostpreußische Geistesgeschichte (auf Initiative Vaihingers erteilt), vgl. Protokollbuch der Philosophischen Fakultät der Albertus-Universität zu Königsberg i. Pr. 1916–1944. Hg. v. Christian Tilitzki. Osnabrück: fibre 2014, S. 154, Anm. 707; Tilitzki: Die deutsche Universitätsphilosophie in der Weimarer Republik und im Dritten Reich. Berlin: Akademie-Vlg. 2002, S. 67, S. 115 u. S. 767.2↑Wie ich … gemeldet. ] Kowalewski wurde nicht in Halle, sondern 1899 in Königsberg habilitiert. Der vorliegende Brief ist der bisher einzig bekannte Hinweis auf eine Absicht Kowalewskis, sich in Halle zu habilitieren.3↑Schon vor … Secretärposten empfohlen ] etwaige Schreiben Vaihingers oder Rehmkes nicht ermittelt; vgl. Vaihinger an Heinrich Rickert vom Februar 1898.4↑als er von hier fortging ] Kowalewski war laut der Amtlichen Verzeichnisse des Personals und der Studierenden der Königlichen Universität zu Greifswald für den fraglichen Zeitraum vom Sommersemester 1896 bis zum Wintersemester 1896/1897 in Greifswald immatrikuliert.▲