Bibliographic Metadata
- TitleFriedrich Paulsen an Vaihinger, Steglitz bei Berlin, 23.7.1898, 2 S., hs., Briefkopf FRIEDRICH PAULSEN. | STEGLITZ BEI BERLIN | FICHTE-STRASSE 31., Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXIII, 2 c–17
- Creator
- Recipient
- Participants
- Place and Date of Creation
- Series
- Physical LocationStaats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXIII, 2 c–17
- URN
- Social MediaShare
- Archive
- ▼
Friedrich Paulsen an Vaihinger, Steglitz bei Berlin, 23.7.1898, 2 S., hs., Briefkopf FRIEDRICH PAULSEN.[a] | STEGLITZ BEI BERLIN | FICHTE-STRASSE 31., Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXIII, 2 c–17
23/7 98
Verehrter Herr College![b]
Nun hab ich wirklich einen Aufsatz über den Atheismusstreit Fichtes[c][1] geschrieben. Aber wie ich ihn besehe, finde ich, daß er für die Kantstudien doch eigentlich gar nicht geeignet ist. Der Ort, wohin er seiner Natur[d] gehört, ist eine Zeitschrift allgemeineren Charakters, Deutsche[e] Rundschau oder Preuss[ische] Jahrbücher. Er enthält eigentlich gar nicht Philosophie, sondern Politik oder Psychologie des Widerstreits zwischen Politikern u. Philosophen. Kant kommt darin nur am Anfang mit einer Bemerkung vor, u. zwar von seinem ‚Atheismusstreit‘ aus gesehen, nicht aber vorteilhaft, sondern die Folie für Fichte bildend.
Ich möchte also Ihr Einverständnis erbitten, daß ich den Aufsatz der Rundschau | gebe.[2] Ich schreibe Ihnen für die Kantstudien einmal etwas anderes. Vielleicht kann ich auf das Thema Kant u. der Thomismus[f] zurückkommen;[3] das würde sich wohl eher für Ihre Zeitschrift[g] eignen. Es liegt mir da noch einiges auf dem Herzen.
Mit freundlichen Grüssen Ihr sehr ergebner
Paulsen[h]
Kommentar zum Textbefund
h↑Paulsen ] darunter Bleistiftnotiz von Vaihingers Hd.: V[erehrter] H[err] C[ollege] | Natürliche kann das der Schreiber der Abh. am besten beurtheilen | 1) Verzicht, mit schwerem Herzen, sehr ungern, wären da Helfer auf eine andere Art. | 2) Am besten Thomas u. Kant. Eucken nicht schneidig genug. Er hat das Thema ja schon behandelt S. 7 ff.–11 S. 161. 229. 273. Kant als Verbreiter protestantischen Glaubens & protestant. Gesinng. Er ist der beste Mann für dieses Thema. Ich weiß keinen, der gleich geeignet wäre und seine Stimme wird auch weit gehört. | 3) Den Kantst. [ein unleserliches Wort gestrichen] fehlen ja bis jetzt systematische Artikel. Zu eins[eitig] histor. philol. Freilich haben Sie S. 108 gesagt „Organ d Kantphilologie“ abervielleichttragen Sie bitte dazu bei,dieses Urtheildaß sie mehr ist, wie auch der Einteilungsartikel sagt: Organ der Kantischen Weltanschau[ung],der Kantischen W.Änderung der Stelle in der 2. Aufl.Kommentar der Herausgeber
1↑Aufsatz über den Atheismusstreit Fichtes ] vgl. Paulsen: J. G. Fichte im Kampf um die Freiheit des philosophischen Denkens. Ein Gedenkblatt. In: Deutsche Rundschau 99 (April – Mai – Juni 1899), S. 66–76.2↑Ich möchte … Rundschau gebe. ] eine Antwort Vaihingers ist nicht ermittelt, allerdings bittet Vaihinger kurz darauf Rickert um einen Artikel zum Thema, vgl. Vaihinger an Rickert vom 29.7.18983↑Ich schreibe … zurückkommen; ] vgl. Paulsen an Vaihinger vom 12.05.1898 und vom 3.1.1899 sowie Paulsen: Kant der Philosoph des Protestantismus. In: Kant-Studien 4 ([1899]/1900), S. 1–31.▲