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- TitleManuel António Ferreira-Deusdado an Vaihinger, Lissabon, 17.2.1898, 3 S., hs., Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 8 f
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- Physical LocationStaats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 8 f
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Manuel António Ferreira-Deusdado an Vaihinger, Lissabon, 17.2.1898, 3 S., hs., Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 8 f
Lissabon, den 17.ten Februar 1898
Hochgeehrter Herr!
Ich erlaube mir Ihnen das Buch „Principios Geraes de Philosophia“ zu senden[1], welches soeben unter meiner Leitung veröffentlicht worden ist. Der leider bereits gestorbene Verfasser war ein eifriger Anhänger der Lehre Kants, insbesondere derjenigen von dessem[a] Schüler Krause[2]. Der portugiesische Philosoph Cunha Seixas | hat, wie Sie aus seinem Buche ersehen mögen, ein eigenes metaphysisches System ausgedacht dem er den Namen Pantitheismus gegeben hat. Er betrachtet Gott als den sich überall kundgebenden Mittelpunkt aller Dinge. Die logischen Vernunftgesetze gelten ihm als allgemeine Elemente der Dinge; besondere Elemente sind die durch Erfahrung gewonnenen.
Ich habe diesem Werke einen „Geschichtlichen Umriß der Philosophie in Portugal im XIX.ten Jahrhundert“ nebst einer Lebens|beschreibung des Verfassers als Einleitung vorangehen lassen. In dieser Einleitung, S. XXII, erwähne ich Ihre Zeitschrift „Kantstudien“. Auch in anderen Werken von mir habe ich stets die Kant’sche Lehre, allerdings in einer durch die Kritik des französischen Denkers Renouvier theilweise beeinflußten Gestalt, zu verbreiten gesucht.
Mit vorzüglicher Hochachtung
Dr. Ferreira-Deusdado[b]
Kommentar zum Textbefund
b↑Dr. Ferreira-Deusdado ] darunter von Vaihingers Hd.: Dr Ferreira-Deusdado | Lisboa-Rua Aurea 242, 1o.Kommentar der Herausgeber
1↑zu senden ] vgl. Vaihinger: Litteraturbericht. In: Kant-Studien 3 ([1898]/1899), S. 360, mit Briefzitat: Cunha Seixas, J[osé] M[aria] da. Principios geraes de Philosophia. Obra posthuma, precedida de um Esboço historico da Philosophia em Portugal no seculo XIX e de una noticia biographica do auctor por Ferreira-Deusdado. Lisboa, Imprensa Lucas 1898. Der Verfasser dieser Schrift „Allgemeine Prinzipien der Philosophie“, weiland Advocat in Lissabon, wie wir einer brieflichen Mitteilung des Herausgebers verdanken, war ein eifriger Anhänger von Krause. Im Anschluss an Krause hat derselbe ein eigenes System aufgestellt, das er „Pantitheismus“ nennt. „Er betrachtet Gott als den sich überall kundgebenden Mittelpunkt aller Dinge. Die logischen Vernunftgesetze gelten ihm als allgemeine Elemente der Dinge; besondere Elemente sind die durch Erfahrung gewonnenen“. Der Verfasser Cunha Seixas geht in dem Werke auf Kants Lehre ein (S. 18 f., 48 f., 104 ff.); speziell die Kantische Kategorienlehre und desselben Antinomien finden seinen Beifall, soweit er dies mit seinem Krauseanismus vereinigen kann. – Die Einleitung des Herausgebers enthält eine „geschichtliche Uebersicht der portugiesischen Philosophie im XIX. Jahrh.“ Wir entnehmen dieser Darstellung und andern Mitteilungen einige Notizen, die wir für das nächste Heft über die Wirksamkeit Kants in Portugal zusammengestellt haben (vgl. Vaihinger: Mitteilungen: Kant in Portugal. In: Kant-Studien 3 ([1898]/1899), S. 479–481.2↑Schüler Krause ] gemeint ist Karl Christian Friedrich Krause (Krausismo), obgleich dieser nicht bei Kant, sondern in Jena bei Johann Gottlieb Fichte u. Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling studiert hat.▲