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- TitleFriedrich Jodl an Vaihinger, Wien, 20.2.1897, 4 S., hs., Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXII, 4 c, Nr. 2
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- Physical LocationStaats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXII, 4 c, Nr. 2
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Friedrich Jodl an Vaihinger, Wien, 20.2.1897, 4 S., hs., Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXII, 4 c, Nr. 2
Wien IX Porzellang[asse] 45
20. Febr[uar] 1897.
Hochgeehrter Herr College!
Besten Dank für Ihren freund[lichen] Brief[1] v[om] 9. d[es] M[onats] u. die darin enthaltenen werthvollen Anregungen. Es ist mir sehr erfreulich, daß Sie diesen flüchtig hingeworfenen Andeutungen so viel Wichtigkeit beilegen – aber ich erschrecke auch ein wenig davor, in dieser Weise, u. gerade von Ihnen beim Worte genommen zu werden. Doch muß ich bekennen – nachdem Sie nun diesen Einfall förmlich als Project von mir hingestellt haben – er verdiente vielleicht wirklich weiter ausgeführt zu werden, u. wo gäbe es eine | bessere Stelle dafür als Ihre Kant-Studien? Sie haben sich schon durch Ihre Anregung ein Prioritäts-Recht erworben. Aber freilich – an die Ausführung kann ich einstweilen nicht denken. Jenes Feuilleton habe ich – nur um einem dringenden Wunsch der Redaction zu genügen – meiner äußerst in Anspruch genommenen Zeit während der Weihnachtsferien – abgestohlen; aber eine „Kantstudie“ u. ein Feuilleton im Morgenblatt sind halt doch verschiedene Dinge. Ich darf kaum hoffen vor dem nächsten Winter, wenn ich über Kant u. die Philos[ophie] nach Kant vortragen werde[2], auf diese Fragen zurückgeführt zu werden.
Durch einen sonderbaren Zufall fiel mir das Heft der Kant-Studien | mit Vorländers[a] Aufsatz erst kurz nachdem das Feuilleton aus meiner Hand war in die Augen – u. verursachte mir[b] selbst einige Beunruhigung. Indessen sind die Äußerungen Goethes[c] auf welche sich der angefochtene Satz gründet, schließlich doch da, u. entsprechen jedenfalls gewissen Eindrücken, welche Goethe von Kant empfangen hat – mögen sie dann auch durch andere wieder abgeschwächt werden was ja bei einem Geiste von solcher universeller Empfänglichkeit nicht Wunder nehmen kann. Ich hoffe Gelegenheit zu finden, auch auf diese Frage[d] zurückzukommen.
Für Ihren freundl[ichen] Glückwunsch zur Vollendung meiner Psychologie danke ich herzlichst. Das Buch hat mich 5 Jahre lang in Athem | gehalten, u. es sollte mich freuen, wenn es sich als brauchbar erweisen würde.
Indem ich Sie freundlichst begrüße bleibe ich in aufrichtiger Hochschätzung Ihr ergebener
Fr. Jodl
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
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